Pit Beirer (KTM): «Aero beschränkt, Devices weg»

Von Günther Wiesinger
Das MotoGP-Technik-Reglement für 2027 soll bis zum Jahresende festgelegt werden. «Der Hybrid kommt nicht, der Hubraum bleibt bei 1000 ccm, die Devices kommen weg, die Aero wird beschränkt», kündigte Pit Beirer (KTM) an.

Das aktuelle MotoGP-Technik-Reglement ist bis Ende 2026 festgeschrieben, doch die Hersteller Honda, Yamaha, Ducati, Aprilia und KTM sollen bis zum Jahresende Vorschläge für die Jahre 2027 bis 2032 auf den Tisch legen. Die Dorna-Manager haben als Inhaber der kommerziellen Rechte hat den Herstellern im November die Grundzüge unterbreitet. Die Bikes dürfen nicht schneller werden, die Kosten sollen nicht steigen. Deshalb wird es keine Hybrid-Antriebe geben, der Hubraum von 1000 ccm soll beibehalten werden, die Aero-Entwicklung soll eingedämmt werden, um die Kosten nicht weiter ausufern zu lassen.

Werden die Werke bis zum Jahresende einen gemeinsamen Nenner finden? Denn die Ideen und Absichten klaffen teilweise weit auseinander. Manche Werke können sich eine Hubraumreduktion vorstellen, Ducati-Chef Gigi Dall’Igna hätte gerne Hybrid-Antriebe, Massimo Rivola von Aprilia plädiert für eine Reduktion der maximalen Bohrung, die jetzt bei 81 Millimeter liegt. Denn mit einer verringerten Bohrung lässt sich die Spitzenleistung eindämmen.

Pit Beirer kann dieser Idee nichts abgewinnen. «Ich glaube, dass wir da im Bereich der Kosmetik sind», meint der KTM-Rennchef. «Wenn wir unseren Ingenieuren die Aufgabe geben, mit einem anderen Bohrung-Hub-Verhältnis Leistung zu suchen, dann verschiebst du halt die Leistung ein bisschen von oben nach unten, du wirst dann in den Kurven noch 3 km/h schneller und bist nachher auf der Geraden wieder genau so schnell wir vorher.»

Ducati möchte sich natürlich nicht alle Devices wegnehmen lassen, nachdem das Front Ride Height Device bereits nach dem Saisonende 2022 verschwinden musste. Aber dieser Wunsch ist nicht mehr mehrheitsfähig. 

«Wir haben momentan in unserer Industrie-Vereinigung MSMA ein extrem gutes Gesprächsklima», schildert Pit Beirer, der Motorsport-Direktor der Pierer Mobility AG mit den Marken KTM, GASGAS und Husqvarna. «Es hilft ein bisschen, dass wir momentan alle mit den gleichen Meilensteinen unterwegs sind. Es hat jeder einen guten Motor, es hat jeder ein Rear Ride Hight Device, es hat jeder ein Start Device und es hat jedes Werk eine aufwändige Aero drauf. Deshalb ist es vielleicht ein Moment, an dem man gemeinsam vernünftig über eine Abrüstung diskutieren kann, obwohl ich diesen Begriff hasse.»

«In den Vorgesprächen für das 2027er-Reglement, die wir jetzt führen, gibt es ganz klar den Wunsch fast aller Hersteller, die Ride Height Devices wegzunehmen, auch die Start Devices. Denn diese Devices hat jetzt jeder, und es wird nur unnötig gefährlich, wenn sich das Start Device in der ersten Kurven nicht abschalten lässt, hast du ein Problem wie Jack Miller vor ein paar Jahren in Silverstone. Deshalb herrscht momentan eine Stimmung, die dazu führen könnte, diese Vorrichtungen von Bord zu nehmen. Dann hast du schon einmal ein paar Knöpfe weniger am Lenker, was die Sicherheit für die Fahrer erhöht. Die Startprozedur ist ja inzwischen auch kompliziert geworden. Du musst mit den Fahrern eine eigene Schulung machen, damit sie wissen, was sie bei der Startprozedur alles bedienen müssen, wenn sie vor dem Rennen auf die Startgerade rollen.»

Das Fazit von Pit Beirer: «Ich sehe den Wegfall der beiden Devices, ich sehe die Aero-Box kleiner werden, damit wir in diesem Bereich weniger Freiheiten haben. Eine Einschränkung der Windkanalstunden wie in der Formel 1 sehe ich hingegen problematisch. Das könnte man zwar überlegen, aber so eine Vorschrift ist relativ schwer zu überprüfen, weil niemand weiß, wann wir gerade in England bei Red Bull im Windkanal sind. Wir wissen auch nicht, wann Honda in Japan irgendwo im Windkanal steht. Deshalb würde ich die Rahmenbedingungen lieber über das technische Reglement schaffen. Das ist sinnvoller, als irgendwelche Spione auszuschicken, die dann die Aerodynamik-Ingenieure bei ihrer Arbeit im Windkanal kontrollieren.»

Hat sich an der Einstellung der Pierer-Gruppe zum Hybrid-Antrieb geändert?

Ducati-Renndirektor Gigi Dall’Igna meinte ja im August 2022 im Gespräch mit SPEEDWEEK.com, man könnte bei so einer hybriden Antriebseinheit einheitliche Komponenten vorschreiben. «Wenn die Batterie und der Elektromotor für alle Hersteller identisch sind, würden die Kosten nicht so stark steigen», meinte Dall'Igna.

Aber das Hybrid-Thema ist inzwischen vom Tisch. «Es gab ein kurzes Aufflackern vor einem Jahr, als zwei Hersteller in Richtung Hybrid gehen wollten. Aber die drei anderen Hersteller sagten einstimmig: 'Das ist nicht das Reglement, wie wir MotoGP fahren wollen'», schilderte Pit Beirer.

Beim zweiten Hersteller handelte es sich um Honda, weil die Japaner in der Formel 1 genug Hybrid-Erfahrung gesammelt haben.

Ducati plädierte für Hybrid-Antriebe, weil solche Systeme im VW-Mutterkonzern bei Porsche und Audi für die neue Formel 1 im Jahr 2026 entwickelt werden.

«In der MotoGP wird kein Hybrid kommen», ist Pit Beirer überzeugt.

Sein Fazit: «Wir werden die beiden Devices für 2027 wegkriegen, wir werden die Aero beschränken, den Hubraum bei 1000 ccm lassen und auf Hybrid verzichten. Das sind die vier Rahmenbedingungen, auf die man sich aller Voraussicht nach einigen wird.»

MotoGP-Test, Jerez (1. Mai):

1. Bezzecchi, Ducati, 1:36,574 min
2. Marini, Ducati, + 0,104 sec
3. Quartararo, Yamaha, + 0,151
4. Di Giannantonio, Ducati, + 0,389
5. Viñales, Aprilia, + 0,390
6. Bagnaia, Ducati, + 0,450
7. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,486
8. Brad Binder, KTM, + 0,494
9. Martin, Ducati, + 0,515
10. Alex Márquez, Ducati, + 0,615
11. Raúl Fernández, Aprilia, + 0,711
12. Nakagami, Honda, + 0,740
13. Zarco, Ducati, + 0,752
14. Miller, KTM, + 0,857
15. Mir, Honda, + 0,942
16. Morbidelli, Yamaha, + 0,969
17. Rins, Honda, + 1,148
18. Augusto Fernández, KTM, + 1,165
19. Bradl, Honda, + 1,208
20. Pedrosa, KTM, + 1,823
21. Folger, KTM, + 1,968
22. Savadori, Aprilia, + 1,984

MotoGP-Ergebnis, Jerez (30.04.):

1. Bagnaia, Ducati, 24 Rdn in 39:29,085 min
2. Brad Binder, KTM, + 0,221 sec
3. Miller, KTM, + 1,119
4. Martin, Ducati, + 1,942
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 4,760
6. Marini, Ducati, + 6,329
7. Pedrosa, KTM, + 6,371
8. Alex Márquez, Ducati, + 14,952
9. Nakagami, Honda, + 15,692
10. Quartararo, Yamaha, + 15,846
11. Morbidelli, Yamaha, + 17,209
12. Di Giannantonio, Ducati, + 17,911
13. Augusto Fernández, KTM, + 19,010
14. Bradl, Honda, + 27,294
15. Raul Fernández, Aprilia, + 36,371
16. Lecuona, Honda, + 36,753
17. Folger, KTM, + 47,146
– Viñales, Aprilia, 1 Runde zurück
– Zarco, Ducati, 8 Runden zurück
– Bezzecchi, Ducati, 8 Runden zurück
– Rins, Honda, 22 Runden zurück
– Mir, Honda, 23 Runden zurück
– Oliveira, Aprilia, nicht gestartet

MotoGP-Ergebnis Sprint, Jerez (29.04.):
1. Brad Binder, KTM, 11 Rdn in 18:07,055 min
2. Bagnaia, Ducati, + 0,428 sec
3. Miller, KTM, + 0,680
4. Martin, Ducati, + 0,853
5. Oliveira, Aprilia, + 1,638
6. Pedrosa, KTM, + 1,738
7. Viñales, Aprilia, + 3,248
8. Zarco, Ducati, + 3,380
9. Bezzecchi, Ducati, + 5,711
10. Marini, Ducati, + 7,015
11. Di Giannantonio, Ducati, + 7,174
12. Quartararo, Yamaha, + 7,467
13. Rins, Honda, + 9,867
14. Raúl Fernández, Aprilia, + 11,550
15. Bradl, Honda, + 15,455
16. Morbidelli, Yamaha, + 15,849
17. Augusto Fernández, KTM, + 15,969
18. Lecuona, Honda, + 25,356
19. Folger, KTM, + 25,530
– Mir, Honda, 4 Runden zurück
– Aleix Espargaró, Aprilia, 6 Runden zurück
– Alex Márquez, Ducati, 8 Runden zurück
– Nakagami, Honda, 8 Runden zurück

WM-Stand nach 8 von 40 Rennen:

1. Bagnaia 87 Punkte. 2. Bezzecchi 65. 3. Binder 62. 4. Miller 49. 5. Viñales 48. 6. Marini 48. 7. Martin 48. 8. Rins 47. 9. Zarco 46. 10. Alex Márquez 41. 11. Quartararo 40. 12. Morbidelli 34. 13. Aleix Espargaró 29. 14. Oliveira 21. 15. Di Giannantonio 17. 16. Augusto Fernández 17. 17. Nakagami 14. 18. Pedrosa 13. 19. Marc Márquez 7. 20. Mir 5. 21. Pirro 5. 22. Folger 4. 23. Raúl Fernández 3. 24. Bradl 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 137 Punkte. 2. KTM 81. 3. Aprilia 67. 4. Honda 61. 5. Yamaha 49.

Team-WM:

1. Mooney VR46 Racing 113 Punkte. 2. Red Bull KTM Factory Racing 111. 3. Prima Pramac 94. 4. Ducati Lenovo Team 92. 5. Aprilia Racing 77. 6. Monster Energy Yamaha 74. 7. LCR Honda 61. 8. Gresini Racing 58. 9. CryptoDATA RNF 24. 10. GASGAS Tech3 21. 11. Repsol Honda 12.

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