MotoGP-Kolumne: Marquez ins Ducati-Werksteam

Marc Márquez: War 4-Jahresvertrag mit HRC ein Fehler?

Von Günther Wiesinger
Marc Márquez

Marc Márquez

Repsol-Honda-Star Marc Márquez machte heute unter anderem die Pandemie für das Honda-Debakel verantwortlich. Diese Ausrede zieht aber nicht. Und er wird die dünne Suppe auch 2024 auslöffeln müssen.

Niemand würde sich wundern, wenn es Marc Márquez am Sonntag gelingen würde, seinen insgesamt zwölften GP-Sieg auf dem Sachsenring seit 2010 zu gewinnen. Er ist hier ungeschlagen, denn 2020 fiel der WM-Lauf wegen Corona aus, 2022 fehlte er wegen der Oberarm-OP, Fabio Quartararo siegte. Er war der vorläufig letzte GP-Triumph des Yamaha-Stars aus Frankreich.

«Der Level in der MotoGP ist super hoch, alle Werke sind konkurrenzfähig. Nur Yamaha und Honda haben etwas Mühe», fasste Marc Márquez zusammen. «Besonders die europäischen Hersteller machen viel Druck, sie gehen bei der Motorradentwicklung sehr aggressiv vor. Ich bemühe mich, gemeinsam mit Honda für eine Reaktion zu sorgen. Wir müssen in diesem Jahr besser werden, außerdem bin ich gespannt auf den Misano-Test im September. Wir werden uns dann bereits stark um 2024 kümmern. Wir arbeiten zusammen, um in der MotoGP wieder an die Spitze zu kommen.»

Einfallsreiche Berichterstatter brachten Marc Márquez in den letzten Wochen für 2024 mit allen möglichen Herstellern in Zusammenhang, von Ducati bis zu KTM. Auch Jorge Lorenzo fühlte sich bemüßigt, sein elitäres Fachwissen abzusondern und die Spekulationen anzuheizen.

Aber es steht bereits seit zwei Monaten fest, dass bei allen vier gegnerischen Werksteams die Türen für die Nummer 93 verschlossen sind. Yamaha will ihn nicht, und bei Ducati, Aprilia und KTM sind die Factory Teams für 2024 fix besetzt.

Marc Márquez hat 2019 auf der Repsol-Honda zwölf von 19 Grand Prix gewonnen und sechs zweite Plätze erobert, nur in Texas leistete er sich einen Nuller.

Das war eine finanziell günstige Gelegenheit, um beim finanzstarken-Honda-Konzern einen neuen Vertrag zu unterzeichnen. Da damals auch andere Hersteller Interesse am Honda-Star zeigten, ließ sich Honda nicht lumpen. Die Konkurrenz schätzt seine HRC-Gage auf 15 bis 20 Millionen Euro im Jahr, wobei wegen der fehlenden Erfolgsprämien die besten Zeiten der Vergangenheit angehören.

War es ein Fehler, damals gleich einen wasserdichten Vertrag ohne Ausstiegsklausel für vier Jahre zu unterschreiben?

Márquez: «Zum damaligen Zeitpunkt war es kein Fehler. Außerdem konnte ich mir damals nicht vorstellen, dass ich mir im Juli 2020 einen komplizieren Oberarmbruch zuziehen würde. Niemand ahnte damals, dass eine Pandemie ausbrechen würde, die Asien mehr betreffen würde als Europa. All diese Dinge konnte niemand beeinflussen. Natürlich war vor drei Jahren das Ziel, in den Jahren 2020 bis 2023 vier weitere Weltmeistertitel zu gewinnen. Das ist uns nicht gelungen. Jetzt haben wir unser Ziel geändert: Wir bemühen uns, wieder konkurrenzfähig zu werden.»

Diese Ausrede mit der Pandemie tischt Honda schon seit drei Jahren auf. Klar, es gab strenge Reisebeschränkungen und Quarantänebestimmungen für die Japaner.

Trotzdem gewann Yamaha 2020 fast die Marken-WM, aber wegen der illegalen Ventile wurden 50 Punkte abgezogen. Yamaha schloss die Fahrer-WM-Saison 2020 mit Morbidelli auf Platz 2 ab. Morbidelli (3), Quartararo (3) und Viñales (1) räumten in der Corona-Saison 2020 nicht weniger als sieben MotoGP-Siege ab, Honda keinen. 2021 gewann Viñales in Doha, Quartararo triumphierte in der  Fahrer-WM, 2022 landete er an zweiter Stelle – mit drei Saisonsiegen.

Und Suzuki triumphierte 2020 mit Joan Mir in der Fahrer-WM, Teamkollege Alex Rins schnitt als Gesamtdritter ab. Dazu siegte Rins mit der Suzuki GSX-RR im Vorjahr bei zwei der letzten drei Rennen.

Das heißt: Die japanischen Werke Yamaha und Suzuki haben die Corona-Jahre tadellos überstanden. Honda hingegen ist in der Marken-WM dreimal in Serie auf dem letzten Platz gelandet. 

Außerdem erwies sich die 2020-Werks-Honda schon beim Katar-Test im Februar als unbrauchbar – vor der Corona-Pandemie. Es musste dann in aller Eile eine Mixtur der Bikes von 2019 und 2020 zusammengeschustert und homologiert werden.

Marc Márquez stand dann im Juli 2020 beim Jerez-Saisonauftakt gegen Yamaha auf verlorenem Posten.

«Wir brauchen ein Motorrad, das auf allen Strecken funktioniert und mit dem wir auf sichere Art und Weise fahren können», fordert Márquez seit bald vier Jahren. Diesen Wunsch äußerte heute in Sachsen zum gefühlten 100. Mal.

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