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Bleibt Marc Márquez auch 2024 bei Honda?

Von Günther Wiesinger
Repsol-Honda-Teammanager Alberto Puig nahm zu Mittag in Assen zu den Problemen von Honda Stellung. Er hofft, dass Marc Márquez für 2024 bleibt. «Aber ich habe keine Kristallkugel.»

Ob es schlau war, Marc Márquez mit der nicht konkurrenzfähigen Honda RC1123 nach den fünf Stürzen beim Sachsenring-GP trotz eines demolierten Daumes und eines ramponierten Fußknöchels zur Dutch-TT zu beordern, mögen die hoffnungslosen HRC-Manager selbst beurteilen. Immerhin beschädigte er diesmal das Bike nur zweimal.

Darf man erwähnen, dass die Honda-Verantwortlichen offensichtlich durch Schaden immer dümmer werden und das Sprichwort «Durch Schaden wird man klug» ad absurdum führen? Denn wir erinnern uns, wie die Repsol-Crew um Crew-Chief Santi Hernandez den sechsfachen Weltmeister am 19. Juli 2020 beim Jerez-GP nach einem wilden Ausritt im Rennen anspornte, um die Yamaha-Asse Viñales und Quartararo einzuholen. Der Rest ist bekannt: Crash, Oberarmbruch, vier Operationen, der Beginn eines Leidenswegs, der nicht enden will.

Was die Japaner seit dreieinhalb Jahren in der «premier class» vollführen, kann nur noch als Harakiri mit Anlauf bezeichnet werden.

Das Fazit: Marc Márquez hat in fünf Grand Prix 15 Crashes vollführt, sein Teamkollege Joan Mir in den ersten sechs Events immerhin zwölf.

Heute steht in Assen zum dritten Mal in diesem Jahr nach Las Termas und Sachsenring kein Repsol-Honda Stammfahrer am Start. Und Marc hat nach acht Grand Prix am Sonntag in diesem Jahr noch keinen WM-Punkt gesammelt. 

Da die Situation in der Fahrer-, Marken- und Team-WM hoffnungslos ist, konzentriert sich Honda auf die herausragende Performance in der Sturz-Statistik, in der das Repsol-Duo unangefochten in Führung liegt.

Seit vielen Monaten herrscht in der HRC-Chefetage Schweigen zu diesem Thema. Aber die betretenen Mienen in der Box sprechen Bände.

Doch heute Mittag wurde wieder einmal Teamprinzipal Alberto Puig an die Front geschickt. Der ehemalige 500-ccm-GP-Sieger beschönigte nichts. «Wenn jemand die Lösung für unsere Probleme kennt, ist er willkommen. Es ist klar, dass wir keine schöne Periode durchleben, denn wir haben drei verletzte Fahrer, die sich in den Krankenhäusern die Klinke in die Hand geben. Wenn man die Probleme anschaut, mit denen wir in letzter Zeit konfrontiert sind, kann man diese Situation nicht über Nacht umdrehen. Denn es ist kein Geheimnis, dass uns diese Probleme schon in den vergangenen Jahren begleitet haben. Es ist wahrlich keine einfache Zeit. Es ist nicht so, dass wir uns nicht bemühen, aber wir haben bisher keine Lösung gefunden. Also müssen wir uns weiter anstrengen, um aus diesem Tiefpunkt herauszukommen.»

Puig macht sich keine Illusionen und weiß, dass es keine kurzfristige Lösung geben wird. «Wir haben eine recht kurze Frist zur Verfügung. Aber ich habe genug Erfahrung und weiß, dass es einige Zeit dauern wird, wenn man so weit hinten ist. Das ist keine Frage. Man darf nicht erwarten, dass wir den Spieß in zwei Monaten umdrehen. So einfach geht das nicht. Wir müssen Dinge probieren. Aber es wäre zu optimistisch, wenn ich jetzt ankündige, wir werden in zwei Monaten ein High-Performance-Motorrad haben. Wir können nur Dinge ausprobieren und versuchen, der Sache auf den Grund zu gehen. Das haben wir in den letzten Jahren nicht geschafft.»

Wer hat entschieden, Marc Márquez in Assen fahren zu lassen?

Puig: «Marc hat selbst entschieden, hierher zu kommen. Er war angeschlagen nach dem deutschen WM-Lauf. Das kann man sich vorstellen, nach den fünf Crashes. Aber seine Beschwerden haben sich im Laufe des Wochenendes verschlimmert. Sonntagfrüh hat er den Doktor konsultiert und dann entschieden: Eine Rennteilnahme ist nicht möglich.»

Die Dorna bemüht sich, Honda und Yamaha «concessions» zukommen zu lassen, also technische Privilegien, um den Japanern das Aufholen zu erleichtern. Aber laut Reglement haben Honda und Yamaha kein Anrecht auf «concessions» für 2024. Und außerdem sind die Europäer von dieser Idee nicht begeistert.

«Wir haben das Thema bisher mit der Dorna nicht besprochen. Wir wissen nicht, was bei diesen Gesprächen herauskommen wird», sagte Puig auf Anfrage von SPEEDWEEK.com. «Ich habe nicht viele Informationen zu dieser Geschichte. Deshalb kann ich vorläufig keine anständige Antwort auf diese Frage geben.»

Immer wieder ist zu hören, dass Marc Márquez langsam die Geduld mit HRC verliert, doch sein Vertrag läuft bis Ende 2024. Und Lorenzo hat zum Beispiel seinen HRC-Vertrag für 2020 auch frühzeitig aufgelöst.

Wird Márquez 2024 bei Honda fahren? «Ich muss die Frage mit ‘ja‘ beantworten, weil wir einen Vertrag haben», sagt Puig. «Gleichzeitig muss ich erwähnen, dass jeder Mensch in seinem Leben tun kann, was er will. Und Honda ist keine Firma, die Mitarbeiter zum Bleiben zwingt, wenn sie bei Honda nicht happy sind. Vertrag hin oder her. Honda hat viel Respekt vor Marc. Ich würde hoffen, dass er bleibt. Anderseits: Ich habe keine Kristallkugel.»

WM-Stand nach 15 von 40 Rennen:

1. Bagnaia, 169 Punkte. 2. Martin 148. 3. Bezzecchi 138. 4. Zarco 109. 5. Binder 101. 6. Marini 89. 7. Miller 79. 8. Quartararo 64. 9. Aleix Espargaró 61. 10. Viñales 56. 11. Alex Márquez 53. 12. Morbidelli 50. 13. Rins 47. 14. Augusto Fernández 36. 15. Di Giannantonio 34. 16. Oliveira 27. 17. Nakagami 26. 18. Bastianini 18. 19. Marc Márquez 15. 20. Pedrosa 13. 21. Folger 7. 22. Pirro 5. 23. Petrucci 5. 24. Mir 5. 25. Savadori 4. 26. Raúl Fernández 4. 27. Stefan Bradl 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 260 Punkte. 2. KTM 140. 3. Aprilia 105. 4. Honda 81. 5. Yamaha 75.

Team-WM:

1. Prima Pramac Racing, 257 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 227. 3. Ducati Lenovo Team 197. 4. Red Bull KTM Factory Racing 180. 5. Aprilia Racing 117. 6. Monster Energy Yamaha 114. 7. Gresini Racing 87. 8. LCR Honda 73. 9. GASGAS Factory Racing Tech3, 43. 10. CryptoDATA RNF 35. 11. Repsol Honda 20.

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