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Wackelt der Indien-GP? Die Dorna gibt Entwarnung

Von Günther Wiesinger
Die Formel 1 gastierte 2011 zum ersten Mal in Indien

Die Formel 1 gastierte 2011 zum ersten Mal in Indien

Seit dem Sepang-Test im Februar geistert das Gespenst einer Absage des Indien-GP durchs Fahrerlager. Aber laut Dorna ist der Event trotz mühseliger Zustände gesichert.

Schon im Februar beim MotoGP-Test in Malaysia wurde das Gerücht kolportiert, der Indien-GP auf dem Buddh Circuit in Greater Noida bei New Delhi sei gefährdet, er könne im September durch einen Grand Prix im MotorLand Aragón ersetzt werden. Doch Dorna-Sportdirektor Carlos Ezpeleta kehrte dann mit der Überzeugung aus Indien zurück, dass 2023 erstmals ein Motorrad-GP in Indien stattfinden wird. Das wird von den Motorradherstellern begeistert aufgenommen, weil Indien zu den größten Wachstumsmärkten für motorisierte Zweiräder zählt.

Aber die Dorna-Funktionäre machen kein Geheimnis daraus, dass die Veranstaltung im 1,4 Milliarden-Einwohner-Land große Herausforderungen mit sich bringt. Doch eine Abordnung der GP-Verantwortlichen aus Indien kam im Juni zum Mugello-GP und bekam von der Dorna die Zusage, den Event mit eigenen Personal tatkräftig zu unterstützen. 

Obwohl der Event von der örtlichen Regierung und den Tourismusbehörden unterstützt wird, soll auch ein entsprechender Zuschaueraufmarsch gewährleistet werden. In der Organisation mischt ein Manager mit, dessen Firma mit Ticketverkäufen für andere Sportarten sehr erfolgreich ist und die Promotion für den Buddh-Circuit-GP unterstützt.

«Es ist nicht einfach, einen Grand Prix in Indien durchzuführen», ist sich Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta bewusst. «Aber man hat uns auch vorausgesagt, dass wir keinen neuen Schauplatz in Indonesien zustande bringen werden. Es war tatsächlich nicht einfach, trotzdem ist auf der Insel Lombok eine attraktive Piste entstanden.» 

«Der Grand Prix in Indien wird stattfinden, daran gibt es keinen Zweifel», betonte Carmelo Ezpeleta auf Nachfrage von SPEEDWEEK.com. 

Die Dorna wird aber viel eigenes Personal zur Unterstützung der unerfahrenen Organisation in Indien einschleusen. Auch die Homologation der Piste muss noch abgeschlossen werden, es müssen noch zwei Kurven entschärft werden. 

Indien: Die Formel 1 kehrt nicht mehr zurück

Die Dorna-Verantwortlichen sind im Winter vom Formel-1-Chef Stefano Domenicali vor den vielfältigen Problemen in Indien gewarnt worden. Denn die Formel 1 kehrte nach drei Auftritten auf dem Buddh Circuit nicht mehr zurück, weil es unlösbare Probleme mit den Steuerbehörden gab, die Einkommensteuern einforderten, und dazu mit den Zollbehörden. Die Teams, Reifenlieferant Pirelli und andere Servicefirmen mussten für den Formel-1-GP eine genaue Liste aller Ersatzteile und Komponenten abliefern, die für den Grand Prix ins Land gebracht wurden. Danach musste eine Zollkaution hinterlegt werden, die erst nach dem neuerlichen Export des Materials wieder zurückerstattet wurde. Diese Rückzahlung soll bis zu einem Jahr beansprucht und erhebliche finanzielle Mittel gebunden haben.

Übrigens: Von 2011 bis 2013 fanden auf dem Buddh International Circuit drei Formel-1-Grands-Prix statt, der Sieger hieß immer Sebastian Vettel. Auch wegen der drastisch gesunkenen Zuschauerzahlen flog das Rennen nach 2013 aus dem Kalender, seither ist in Indien keine große Rennserie mehr vertreten.

Bereits 2013 hätte in Indien zwei Wochen nach dem Saisonauftakt in Australien ein Superbike-WM-Event stattfinden sollen. Der Veranstalter wollte damals eine Verlegung, weil es logistische Probleme gab – wegen der Steuern und des Zolls. Zudem kam es damals zu Ausschreitungen und Massenprotesten wegen der häufigen Vergewaltigungen von Frauen.

Das SBK-Rennen wurde in den Herbst verschoben und dann erneut abgesagt. Im April 2015 erklärte Superbike-Championship-Direktor Daniel Carrera im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com: «Die Zollbestimmungen sind heute anders, das macht es für uns einfacher und günstiger. Früher waren die Kosten riesig, die Meisterschaft nach Indien zu bringen.»

Doch auch 2017 klappte es in Indien mit der Superbike-WM nicht, der lokale Promoter bat die Dorna um eine Verschiebung auf 2018. Der WM-Vermarkter ging auf den Vorschlag ein, das mögliche dritte Asien-Rennen nach Thailand und Malaysia wurde aber nie Wirklichkeit.

Bei der Dorna herrscht jedoch jetzt nach den jüngsten Verhandlungen die Überzeugung, dass sich die indische Regierung und alle zuständigen Behörden sowie der Sport- und Tourismus-Minister extrem bemühen, alle bürokratischen Hürden für den ersten MotoGP-Auftritt 2023 aus der Welt zu schaffen.

Die Grade-A-Homologation der FIM durch den neuen Safety Officer Tomé Alonso ist zwar noch nicht durch, wird aber bei der Dorna als Formsache bezeichnet.

Probleme gibt es auch mit der Lieferung von dringend erforderlichen Airfence-Systemen für die Entschärfung der gefährlichen Kurven nach Indien. Auch hier geht es um Steuern und Zollgebühren. Aber auch hier ist eine Lösung der Probleme in Sicht. Im Schnitt müssen pro Grand Prix immerhin 400 Meter Airfences errichtet werden.

Trotz der Zuversicht der Dorna haben einige Teams und Berichterstatter noch keine Flüge und Hotels für Indien gebucht. Sie erinnern sich, dass die Dorna-Funktionäre auch im Hinblick auf den Finnland-GP auf dem KymiRing über drei Jahre hinweg recht zuversichtlich waren, der Event platzte jedoch auch 2022 kurzfristig, weil der Strecken-Betreiber und die Promoterfirma bankrott gingen.

«Im Unterschied zu Finnland haben die Politiker und Behörden in Indien großes Interesse an diesem Event», erklärte ein MotoGP-Teambesitzer.

Eine weitere Herausforderung dürfte für die Teams und Fahrer die Ernährung sein. Den Teams wurde geraten, sicherheitshalber eigene Nahrungsmittel aus Europa nach New Delhi mitzubringen. Denn die bisher nach Indien gereisten Funktionäre von Dorna und IRTA erkrankten regelmäßig an Magenproblemen. «Ich werde dort nur noch Brot und Käse essen und diese Lebensmittel selber mitbringen», erklärte ein leidgeprüfter Indien-Heimkehrer. 

«Für ein Werk wie Aprilia ist ein Grand Prix in diesem Land mit dem riesigen Motorradmarkt sehr wichtig», stellte Aprilia-Renndirektor Massimo Rivola gegenüber SPEEDWEEK.com fest.

Der MotoGP-Kalender 2023

26. März: Portimão/Portugal
02. April: Termas de Río Hondo/Argentinien (F1 Australien)
16. April: Circuit of The Americas/Texas
30. April: Jerez/Spanien (F1 Aserbaidschan)
14. Mai: Le Mans/Frankreich
11. Juni: Mugello/Italien
18. Juni: Sachsenring/Deutschland (F1 Kanada)
25. Juni: Assen/Niederlande
06. August: Silverstone/GB
20. August: Red Bull Ring/Österreich
03. September: Catalunya/Spanien (F1 Italien)
10. September: Misano/Italien
24. September: Buddh Circuit/Indien** (F1 Japan)
01. Oktober: Motegi/Japan
15. Oktober: Mandalika/Indonesien
22. Oktober: Phillip Island/Australien (F1 Austin)
29. Oktober: Buriram/Thailand (F1 Mexiko)
12. November: Sepang/Malaysia
19. November: Losail Circuit/Katar* (18.11. F1 Las Vegas)
26. November: Valencia/Spanien (F1 Abu Dhabi)

* = Nachtrennen bei Flutlicht
** = Strecke noch nicht homologiert

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