MotoGP: KTM zur Personalie Marc Marquez

Stefan Bradl: «Márquez wäre auf Ducati die Referenz»

Von Günther Wiesinger
Honda-MotoGP-Testfahrer Stefan Bradl räumt ein, dass die Honda kein Sieger-Motorrad ist. Und er ist überzeugt: «Marc hat mehr Potenzial als sein Bruder Alex, Bezzecchi und Marini.»

Niemand kann momentan beurteilen, wann das Rätselraten um die motorsportliche Zukunft von Marc Márquez geklärt wird und wie sich der 59-fache MotoGP-Sieger entscheidet. Der 30-jährige Repsol-Honda-Star hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er es der jungen Generation um Pecco Bagnaia und Quartararo noch einmal zeigen will.

Der sechsfache MotoGP-Weltmeister hat sein Können auch in diesem Jahr mehrmals aufblitzen lassen. Er sicherte sich zweimal einen Startplatz in der ersten Reihe und flitzte bei den Sprintrennen in Portimão (Platz 3) und Le Mans (Platz 5) mit viel Risiko zu Achtungserfolgen.

Stefan Bradl lernte den risikofreudigen Marc Márquez zuerst 2011 als kompromisslosen Rivalen um den Moto2-WM-Titel kennen, ehe er 2018 als MotoGP-Testfahrer bei Honda engagiert wurde und seither fast zwei Dutzende Male für ihn als Ersatzfahrer einsprang.

«Marc kann es nicht akzeptieren, irgendwo einen achten oder zwölften Platz zu verwalten. So ist er halt. Er probiert immer, das Maximale herauszuholen. Da kann man ihm keinen Vorwurf machen», sagt der Bayer. «Er geht immer ans Limit und darüber hinaus. Die vielen Stürze der Honda-Fahrer sind eigentlich Bestätigung genug, dass das Paket einfach nicht bereit für Spitzenergebnisse ist.»

«Wenn Alex Márquez mit der Gresini-Ducati konstant schneller ist als sein großer Bruder, wird das ganze HRC-Gefüge explodieren», kündigte ein ehemaliger Honda-Manager im Frühjahr an.

Marc Márquez hat mit einem Blick auf die Ergebnislisten in den letzten zwölf Monaten schon mehrmals neidisch festgestellt: «Mit einer Ducati kann jeder schnell fahren.»

Tatsächlich brausten 2022 sieben von acht Ducati-Piloten aufs Podest, nämlich Bagnaia (7 Siege), Bastianini (4 Siege), Miller (1 Sieg), Zarco, Martin sowie Bezzecchi, nur Luca Marini nicht. Aber der Bruder von Valentino Rossi liegt dafür 2023 in der WM momentan an sechster Position, mit einem Vorjahres-Motorrad wohlgemerkt!

«Marc Márquez weiß, dass das Potenzial seines Bruders, von Marini und Bezzecchi mit seinem nicht vergleichbar ist», sagt Stefan Bradl im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Meiner Meinung nach ist Marc fahrerisch auf einem höheren Niveau. Er ist immer noch der Fahrer, den es zu schlagen gilt, wenn er das Material dazu hat. Und wenn er sagt, dass mit einer Ducati jeder schnell fahren kann, ist das ein Fakt. Es gibt ja genug Rennen, bei denen drei Ducati-Piloten auf dem Podest stehen. Bei denen kommt es nicht auf das Alter des Fahrers an, wie man bei Zarco sieht. Auch unterschiedliche Fahrstile führen bei der Desmosedici zum Erfolg, sogar mit Modellen aus dem Jahr 2022 und bei allen Kundenteams.»

Marc Márquez erklärte im Frühjahr, er müsse mit so viel Risiko fahren, sonst komme er nie ins Q2 und lande womöglich nicht in den Punkterängen – wie manche seiner Markenkollegen.

Aber die Devise «Alles oder nichts» hat sich in den letzten Jahren auch nicht als zielführend erwiesen.

«Die technische Veränderung in der MotoGP geht mehr und mehr Richtung Formel 1», hält Bradl fest. «Und in der Formel 1weiß man: In einem HAAS gewinnst du kein Rennen. Du musst in einen Red Bull sitzen, das ist das beste Auto. Sogar mit einem Mercedes oder Ferrari gewinnt momentan keiner. In der MotoGP hast du als Honda-Pilot in letzter Zeit auch keine Chance auf den Sieg, obwohl hier die Unterschiede nicht so eklatant sind, es geht enger zu.

«Wenn du auf dem richtigen Motorrad sitzt, geht’s dir leichter von der Hand», betont Stefan Bradl. «Ich will nicht behaupten: 'Wenn Marc auf einer Ducati sitzt, ist er unschlagbar.' Aber ich glaube, er wäre die Referenz.»

MotoGP-Ergebnisse, Assen (25. Juni):

1. Bagnaia, Ducati, 26 Rdn in 40:37,640 min
2. Bezzecchi, Ducati, + 1,223 sec
3. Aleix Espargaró, Aprilia, + 1,925
4. Brad Binder*, KTM, + 1,528
5. Martin, Ducati, + 1,934
6. Alex Márquez, Ducati, + 12,437
7. Marini, Ducati, + 14,174
8. Nakagami, Honda, + 14,616
9. Morbidelli, Yamaha, + 29,335
10. Augusto Fernández, KTM, + 33,763
11. Savadori, Aprilia, + 35,084
12. Raúl Fernández, Aprilia, + 39,622
13. Bradl, Honda, + 42,504
14. Folger, KTM, + 45,609
– Di Giannantonio, Ducati, 8 Runden zurück
– Lecuona, Honda, 12 Runden zurück
– Oliveira, Aprilia, 14 Runden zurück
– Bastianini, Ducati, 20 Runden zurück
– Viñales, Aprilia, 23 Runden zurück
– Quartararo, Yamaha, 24 Runden zurück
– Zarco, Ducati, 24 Runden zurück
– Miller, KTM, 25 Runden zurück

*= ein Platz zurück («track limits»-Vergehen)

Ergebnisse MotoGP-Sprint Assen (24. Juni):

1. Bezzecchi, Ducati, 13 Rdn in 20:09,174 min
2. Bagnaia, Ducati, +1,294 sec
3. Quartararo, Yamaha, +1,872
4. Aleix Espargaró, Aprilia, +2,245
5. Brad Binder*, KTM, +4,582
6. Martin, Ducati, +5,036
7. Viñales, Aprilia, +5,876
8. Bastianini, Ducati, +10,102
9. Alex Márquez, Ducati, +10,525
10. Marini**, Ducati, +10,556
11. Miller, KTM, +11,191
12. Nakagami, Honda, +11,473
13. Zarco, Ducati, +15,439
14. Augusto Fernández, KTM, +17,754
15. Morbidelli, Yamaha, +19,508
16. Savadori, Aprilia, +19,664
17. Marc Márquez, Honda, +19,916
18. Raúl Fernández, Aprilia, +20,583
19. Oliveira, Aprilia, + 24,269
20. Lecuona, Honda, +24,727
21. Folger, KTM, +32,056
22. Bradl, Honda, +35,372
– Di Giannantonio, Ducati, 10 Runden zurück
*= erhielt 3 sec Strafe
**= erhielt 0,5 sec Strafe

WM-Stand nach 16 von 40 Rennen:

1. Bagnaia, 194 Punkte. 2. Martin 159. 3. Bezzecchi 158. 4. Binder 114. 5. Zarco 109. 6. Marini 98. 7. Miller 79. 8. Aleix Espargaró 77. 9. Quartararo 64. 10. Alex Márquez 63. 11. Morbidelli 57. 12. Viñales 56. 13. Rins 47. 14. Augusto Fernández 42. 15. Nakagami 34. 16. Di Giannantonio 34. 17. Oliveira 27. 18. Bastianini 18. 19. Marc Márquez 15. 20. Pedrosa 13. 21. Savadori 9. 22. Folger 9. 23. Raúl Fernández 8. 24. Pirro 5. 25. Petrucci 5. 26. Mir 5. 27. Bradl 5.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 285 Punkte. 2. KTM 153. 3. Aprilia 121. 4. Honda 89. 5. Yamaha 82.

Team-WM:

1. Prima Pramac Racing, 268 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 256. 3. Ducati Lenovo Team 222. 4. Red Bull KTM Factory Racing 193. 5. Aprilia Racing 133. 6. Monster Energy Yamaha 121. 7. Gresini Racing 97. 8. LCR Honda 84. 9. GASGAS Factory Racing Tech3, 51. 10. CryptoDATA RNF 39. 11. Repsol Honda 20.


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