MotoGP-Finale: Verschiebung, Verlegung, Absage?

Sito Pons: «Wer Kontaktsport haben will, soll boxen»

Von Manuel Pecino
Moto2-Teambesitzer Sito Pons äussert sich besorgt über die zunehmend rauhen Sitten in den Zweikämpfen und über die Risiken, welche die Fahrer heute eingehen.

Nachdem er sich erst über die Dominanz von Ducati kritisch geäussert hatte und dann über die strukturellen Probleme der MotoGP sprach, nimmt Sito Pons (63) im letzten Teil des Gesprächs mit SPEEDWEEK.com-Mitarbeiter Manuel Pecino die Fahrweise der aktuellen MotoGP-Generation aufs Korn.

Sito, bei der Dutch-TT in Assen hast du die Entscheidungen der Stewards kritisiert.

Es ist mir natürlich bewusst, dass es so oder so nicht zu verhindern ist, dass bei solchen Entscheiden immer eine Partei unzufrieden ist. Es ist sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich, allen zu gefallen.Es ist aber auch wahr, dass das Stewards Panel auch Fehler gemacht hat. Vor allem sollten die Strafen nach einheitlichen Kriterien ausgesprochen werden.

Die ausgesprochenen Strafen sollten einen Lerneffekt erzielen und nicht einfach bestrafend gegen einen Fahrer oder ein Team sein. Bei einem leichten Vergehen, welches nicht einmal einen Zehntel Vorteil bringt, sollte nicht gleich ein ganzes Rennen vernichtet werden oder der Fahrer auf den letzten Startplatz verdonnert werden.

Es ist zwar kompliziert. Aber das «FIM MotoGP Stewards Panel» sollte den Blick mehr auf die Fahrer richten, welche unsauber fahren. Diese sollten konsequent hart bestraft werden.

Es gibt also Fahrer, die permanent unsauber fahren?

Allmählich etwas weniger, aber ja, die gibt es.

Was verstehst du unter unsauberer Fahrweise? Ist es beispielsweise unsauber, wenn man sich Platz für ein Überholmanöver schafft?

Wie denn? Indem man in einen Gegner reinfährt? Es kann natürlich immer wieder passieren, dass es Berührungen gibt. Aber dreimal hintereinander? Die Piloten sollten mehr Respekt für diejenigen haben, die vor ihnen fahren.

Als ich in der 500-ccm-Klasse aktiv war, fuhren wir uns nicht gegenseitig in die Motorräder. Wir waren uns eher der Risiken bewusst.

Inzwischen sind die Strecken und die Ausrüstung viel sicherer und die Piloten erkennen nicht mehr, dass sie ihr Leben riskieren.

Zu unserer Zeit war die Gefahr immer spürbar und wir verstanden, was auf dem Spiel stand. Wir respektierten einander und wussten, wie wir überholen mussten und wann der richtige Moment gekommen war.

Es ist lächerlich zu sagen, Motorradrennen seien ein Kontaktsport. Wie kann man zu einer solchen Aussage kommen? Kontaktsport bei 300 km/h…! Wenn man jemanden überholen will, sollte man schnell genug sein und dies tun, ohne den Gegner zu berühren. Wenn man Kontaktsport will, soll man boxen.

Kürzlich hatte Alex Márquez konkret gesagt, dass man sich in Zweikämpfen genau diesen Platz selbst verschaffen müsse.

Das ist absurd. Logisch braucht es Lücken, wenn man einen Gegner überholen will. Aber man kann keinen Gegner wegblasen, um diesen Raum zu erhalten. Solche Methoden müssen von den Stewards radikal bestraft werden.

Allerdings muss man erwähnen, dass die Verantwortlichen der Nachwuchsserien diese Problematik unterdessen erkannt haben. Sie zeigen den Jungs, wie es gehen sollte. Wenn sie dann in die Moto3 kommen, haben sie meist gelernt, wie man korrekt fahren sollte. Vorher war die Moto3 eher ein «Demolition Derby». Jetzt ist das deutlich besser geworden.

Früher war es ganz anders. Wir waren alle schon älter, erwachsener. Ich begann erst mit 18 Jahren Rennen zu fahren.

Heute starten die Kids ihre Rennkarriere mit zehn Jahren. Das kann man auch hinterfragen. Das ist aber eine andere Geschichte.

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