Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Marc Márquez zu Pramac? Honda 2024 ohne Joan Mir?

Von Günther Wiesinger
Bei Pramac und Gresini sind für die MotoGP-Saison 2024 noch Plätze frei. Für Marc Márquez, Dixon oder Morbidelli? Bei VR46 bemüht sich Valentino Rossi persönlich darum, Marco Bezzecchi bei der Stange zu halten.

Beim Motorrad-GP von Österreich hat sich das MotoGP-Transferkarussell wieder ein Stück weitergedreht – es sind einige Karten aufgedeckt worden. Ducati gab die Trennung von Johann Zarco (33) bekannt, er hat einen Zwei-Jahres-Vertrag bei HRC unterzeichnet. Er soll bei LCR fahren, aber wenn die prominenten HRC-Fahrer weiter Reißaus nehmen, könnte er in Ermangelung vielversprechender Alternativen auch ins Repsol-Honda-Werksteam transferiert werden.

Bei GASGAS Factory Racing Tech 3 wetteifern Pol Espargaró und Augusto Fernández um den zweiten Platz.

Der aktuelle WM-Dritte Marco Bezzecchi, am Sonntag mit der Mooney-VR46-Ducati in Spielberg auf Platz 3, ließ am Sonntag in der Steiermark durchblicken, dass er die Entscheidung für 2024 bereits getroffen habe, sie aber noch nicht verlautbaren werde.

«Vale macht viel Druck, damit ich im Team bleibe. Wir haben natürlich viel darüber gesprochen und das schätze ich sehr. Es kann ja nicht jeder von sich behaupten, vom Größten aller Zeiten gepusht zu werden», schilderte Bezzecchi und musste schmunzeln. «Das freut mich. Ich werde euch bald mitteilen, was ich machen werde.»

Und es war zwischen den Zeilen deutlich zu hören, dass Teambesitzer Valentino Rossi großen Wert darauflegt, «Bez» zu halten. Denn er wird 2024 einen neuen Hauptsponsor haben, manche Insider tippen sogar auf die Internett-Plattform «eBay».

Rossi will Bezzecchi aus mehreren Gründen bei der Stange halten. Bei Pramac müsste er die komplette Technik-Mannschaft von Zarco übernehmen, er will aber unbedingt weiter mit Matteo Flamigni zusammenarbeiten, der schon Rossi in den letzten MotoGP-Jahren betreut hat und der «Bez» an jedem GP-Wochenende ein konkurrenzfähiges Motorrad hinstellt – im Nassen und im Trockenen.

Außerdem erklärte Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti: «Wenn Marco im VR46-Team bleibt, werden wir ihm die bestmögliche GP23 hinstellen.» Und Enea Bastianini hat ja im Gresini-Team 2022 mit einer gebrauchten Desmosedici auch vier Grand Prix gewonnen – und den dritten WM-Rang erreicht.

Außerdem hat Bezzecchi mit 24 Jahren seinen Zenit noch nicht erreicht. Bei VR46 kann er sich ohne hohen Druck weiter entfalten.

Und mit Bezzecchi hat Rossi auch ein starkes Argument bei den Werken, wenn er für 2025 überlegen muss, ob er mit seinem Team bei Ducati bleibt oder zu Yamaha, Aprilia oder KTM wechselt.

Bei Pramac-Ducati bleibt also ein lukrativer Platz mit einer Ducati GP24 neben Jorge Martin frei. Sponsor Prima (ein italienischer Versicherungskonzern) wünscht sich einen italienischen Fahrer – zum Beispiel Franco Morbidelli. Aber die Ducati Corse-Manager warten ab, ob Marc Márquez bei Honda irgendwann die Schnauze voll hat.

Offenbar ist das längst der Fall, aber der achtfache Weltmeister äußert sich vorläufig nicht. Denn er will am 11. September nach dem Misano-GP zumindest noch den 2024-Prototyp von Honda testen. Erst dann wird er sich voraussichtlich klarer zu seiner Zukunft äußern.

Die HRC-Manager haben den Karren tief in den Dreck gefahren, deshalb ergreifen die Fahrer die Flucht. Texas-Sieger Alex Rins geht zu Yamaha. Joan Mir ist jetzt bei Gresini-Ducati angeboten worden, wo eigentlich Jake Dixon vorgesehen ist. Aber dieser Deal ist noch nicht in Stein gemeißelt.

Denn wenn Marc Márquez tatsächlich bei Pramac landet, könnte Morbidelli bei Gresini unterkommen, wo nach Fabio Di Giannantonio ein schneller Italiener gut gelitten wäre.

Da Iker Lecuona in der MotoGP weiter überfordert ist, braucht Honda womöglich noch Verstärkung für die vier Slots, denn Ex-Weltmeister Joan Mir (5 Punkte nach zehn Grand Prix!) scheitert bei Repsol genauso kläglich wie seine Vorgänger Jorge Lorenzo, Alex Márquez und Pol Espargaró.

Mir-Manager Paco Sanchez versicherte zwar in Assen, das Verhältnis zwischen ihm, Joan Mir und HRC sei ausgezeichnet. Aber seit der Mallorquiner wegen der Fingerverletzung von Mugello drei Grand Prix lang pausiert hat, hängt der Haussegen schief.

Die MotoGP-Werksteams 2024

Red Bull KTM (Brad Binder, Jack Miller)
Ducati Lenovo (Pecco Bagnaia, Enea Bastianini)
Monster Yamaha (Fabio Quartararo, Alex Rins)
Aprilia Racing (Aleix Espargaró, Maverick Viñales)
Repsol Honda (Marc Márquez, Joan Mir)

Die Kundenteams 2024

GASGAS Tech3 (Pol Espargaró? Augusto Fernández? Pedro Acosta)
Prima Pramac Ducati (Marc Márquez? Franco Morbidelli? Jorge Martin)
CryptoDATA-RNF-Aprilia (Miguel Oliveira, Raúl Fernández)
Mooney VR46 Ducati (Luca Marini, Marco Bezzecchi)
Gresini Racing Ducati (Alex Márquez, Jake Dixon? Joan Mir?)
LCR Honda (Johann Zarco, Takaaki Nakagami?)

Die MotoGP-Werksteams 2023

Red Bull KTM (Brad Binder, Jack Miller)
Ducati Lenovo (Pecco Bagnaia, Enea Bastianini)
Monster Yamaha (Fabio Quartararo, Franco Morbidelli)
Aprilia Racing (Aleix Espargaró, Maverick Viñales)
Repsol Honda (Marc Márquez, Joan Mir)

Die Kundenteams 2023

GASGAS Tech3 (Pol Espargaró, Augusto Fernández)
Prima Pramac Ducati (Johann Zarco, Jorge Martin)
CryptoDATA-RNF-Aprilia (Miguel Oliveira, Raúl Fernández)
Mooney VR46 Ducati (Luca Marini, Marco Bezzecchi)
Gresini Racing Ducati (Alex Márquez, Fabio Di Giannantonio)
LCR Honda (Alex Rins, Takaaki Nakagami)

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