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Pol Espargaró: Starke Turbulenzen durch die Flügel

Von Günther Wiesinger
Pol Espargaró auf der RC16 vor seinem Bruder und Aprilia-Werkfahrer Aleix Espargaró

Pol Espargaró auf der RC16 vor seinem Bruder und Aprilia-Werkfahrer Aleix Espargaró

GASGAS-Tech3-Routinier Pol Espargaró spricht über die Auswirkungen der immer umfangreicher werdenden Winglets in der Zweirad-Königsklasse MotoGP.

Pol Espargaró hat seit seiner Rückkehr in Silverstone in drei von vier Rennen für das GASGAS Factory Racing Tech3 Team gepunktet und mit Platz 6 beim Sprint in Spielberg für eine ordentliche Sensation gesorgt. Denn nach dem fürchterlichen Crash im FP2 in Portimão (24. März) war der 32-jährige Spanier viereinhalb Monate außer Gefecht.

Pol Espargaró sagt, seine GASGAS RC16 habe sich seit dem Winter stark verändert, deshalb müsse er sich schrittweise wieder an das Limit herantasten. Auch die veränderte Aerodynamik macht ihm zu schaffen, besonders im dichten Pulk in den ersten Rennrunden.

«Mir ist schon in Silverstone aufgefallen, als ich hinter einer Gruppe gefahren bin, dass ich in der schnellen Schikane im ersten Sektor Mühe hatte beim Einlenken, obwohl ich einen deutlichen Abstand zum Pulk vor mir hatte», schilderte Pol. «Da habe ich die starken Turbulenzen gespürt, die von den Flügeln verursacht werden. Das ist ziemlich gefährlich, muss ich sagen. Wenn du das Rennen anführst, spürst du nicht viel, auch die ersten fünf, sechs Fahrer leiden nicht stark darunter. Aber wenn du am Ende des Feldes unterwegs bist, spielen die Turbulenzen eine unglaublich starke Rolle.»

Pol Espargaró nahm sich für Spielberg vor, die Rückstände gegenüber Silverstone zu verringern. «Ich habe mir für das kürzere Samstag-Rennen von vornherein bessere Chancen ausgerechnet. Denn mir war schon vor dem Grand Prix in Österreich klar, dass ich wegen der Hitze am Sonntag körperlich ans Limit kommen werde. Und ich habe mich nicht getäuscht.»

Von 2017 bis 2020 bestritt Pol Espargaró die MotoGP-WM im neuen Red Bull KTM Factory Team. Er sicherte sich in diesen vier Jahren sechs Podestplätze und zwei Pole-Positions, darunter Platz 3 beim Steiermark-GP 2020.

Diesmal trat Pol beim Österreich-GP erstmals in GASGAS-Farben auf, trotzdem winkte er – schon aus reiner Gewohnheit – manchmal den mehr als 10.000 Fans auf der KTM-Tribüne zwischen den Kurven 5 und 6 zu. «Wir gehören mit GASGAS ja zu gleichen Familie. Ich fühle mich in Spielberg wie zuhause.»

Pol Espargaró kam nach seinem Moto2-Titelgewinn von 2013 mit Tech3-Yamaha in die «premier class», er bestreitet also 2023 die zehnte Saison in der Königsklasse. Die Situation mit den immer umfangreicher werdenden Winglets macht ihm Sorgen – und er ist mit seiner Kritik nicht alleine. Denn auch Marco Bezzecchi klagte in Silverstone nach dem Crash am Sonntag, er sei im Windschatten von Bagnaia quasi angesaugt worden und habe sich deshalb verbremst.

«Ja, solche Vorkommnisse sind inzwischen beim Bremsen normal. Mir ist das 2022 in Katar passiert, als mich Bastianini überholt hat», erinnert sich Pol. «Er ist vorbeigefahren und hat sein Bike dann direkt vor mir platziert. In so einer Situation hast du durch den Sog das Gefühl, jemand schiebt dich von hinten an. Du kannst dann das Motorrad nicht mehr auf der Linie halten und gehst unweigerlich weit.»

«Es ist deshalb heute in der MotoGP wichtig, dass wir überholen und dann seitlich vom Gegner bremsen. Du musst dem Verfolger saubere Luft zukommen lassen… Wenn du einen Überholvorgang machst, erhöht sich beim überholten Fahrer der Speed sehr beträchtlich. Deshalb kann es passieren, dass der Hintermann den Vordermann von hinten anrempelt. Jeder Fahrer muss gescheit genug sein, dem Gegner etwas Spielraum zu lassen. Wenn du eine Art ‘block pass’ machst, kann dich der Gegner unabsichtlich rammen. Mit dieser heutigen Aerodynamik musst du immer versuchen, saubere Luft vor dir zu haben. Mit ‘dirty air’ wirst du langsamer; außerdem wird es durch die Turbulenzen ziemlich knifflig», schilderte Espargaró.

MotoGP-Ergebnisse, Spielberg (20. August):

1. Pecco Bagnaia, Ducati, 28 Runden in 42:23,315 min
2. Brad Binder, KTM, + 5,191 sec
3. Marco Bezzecchi, Ducati, + 7,708
4. Luca Marini, Ducati, + 10,343
5. Alex Márquez, Ducati, + 11,039
6. Maverick Viñales, Aprilia, + 11,724
7. Jorge Martin, Ducati, + 12,917
8. Fabio Quartararo, Yamaha, + 19,509
9. Aleix Espargaró, Aprilia, + 20,231
10. Enea Bastianini, Ducati, + 20,729
11. Franco Morbidelli, Yamaha, + 21,527
12. Marc Márquez, Honda, + 23,027
13. Johann Zarco, Ducati, + 24,259
14. Augusto Fernández, KTM, + 25,365
15. Jack Miller, KTM, + 25,475
16. Pol Espargaró*, KTM, + 28,073
17. Fabio Di Giannantonio, Ducati, + 29,998
18. Takaaki Nakagami, Honda, + 32,316
19. Lorenzo Savadori, Aprilia, + 42,392
20. Iker Lecuona*, Honda, + 46,239
– Raúl Fernández, Aprilia, 1 Runde zurück
– Joan Mir, Honda, 16 Runden zurück
– Miguel Oliveira, Aprilia, 22 Runden zurück

*= 3-Sekunden-Strafe («track limits»-Vergehen)

MotoGP-Sprint, Spielberg (19. August):

1. Pecco Bagnaia, Ducati, 14 Runden in 21:01,844 min
2. Brad Binder, KTM, + 2,056 sec
3. Jorge Martin, Ducati, + 5,045
4. Alex Márquez, Ducati, + 8,252
5. Jack Miller, KTM, + 11,365
6. Pol Espargaró, KTM, + 11,816
7. Aleix Espargaró, Aprilia, + 11,960
8. Maverick Viñales, Aprilia, + 11,984
9. Franco Morbidelli, Yamaha, + 13,634
10. Marc Márquez, Honda, + 14,435
11. Fabio Di Giannantonio, Ducati, + 15,251
12. Joan Mir, Honda, + 16,740
13. Enea Bastianini, Ducati, + 18,825
14. Raúl Fernández, Aprilia, + 19,536
15. Fabio Quartararo, Yamaha, + 22,321
16. Iker Lecuona, Honda, + 25,593
17. Augusto Fernández, KTM, + 25,789
– Johann Zarco, Ducati, 3 Runden zurück
– Luca Marini, Ducati, 8 Runden zurück
– Lorenzo Savadori, Aprilia, 9 Runden zurück
– Takaaki Nakagami, Honda, 12 Runden zurück
– Marco Bezzecchi, Ducati, 13 Runden zurück
– Miguel Oliveira, Aprilia, 1. Runde nicht beendet

WM-Stand nach 20 von 40 Rennen:

1. Bagnaia, 251 Punkte. 2. Martin 189. 3. Bezzecchi 183. 4. Binder 160. 5. Zarco 125. 6. Marini 120. 7. Aleix Espargaró 117. 8. Miller 96. 9. Alex Márquez 92. 10. Viñales 86. 11. Quartararo 73. 12. Morbidelli 65. 13. Augusto Fernández 51. 14. Rins 47. 15. Oliveira 40. 16. Di Giannantonio 37. 17. Nakagami 34. 18. Bastianini 24. 19. Marc Márquez 19. 20. Raúl Fernández 14. 21. Pedrosa 13. 22. Savadori 9. 23. Folger 9. 24. Pol Espargaró 8. 25. Pirro 5. 26. Mir 5. 27. Petrucci 5. 28. Bradl 5.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 354 Punkte. 2. KTM 201. 3. Aprilia 166. 4. Honda 93. 5. Yamaha 93.

Team-WM:
1. Prima Pramac Racing, 314 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 303. 3. Ducati Lenovo Team 285. 4. Red Bull KTM Factory Racing 256. 5. Aprilia Racing 203. 6. Monster Energy Yamaha 138. 7. Gresini Racing 129. 8. LCR Honda 84. 9. GASGAS Factory Racing Tech3, 68. 10. CryptoDATA RNF 58. 11. Repsol Honda 24.

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