Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Pit Beirer: «Treiben Hervé nicht in die Konfliktecke»

Von Günther Wiesinger
GASGAS-Tech3-Teamchef Hervé Poncharal hätte als Teambesitzer und IRTA-Präsident nicht viel Freude mit einem dritten KTM-MotoGP-Team gehabt. Pit Beirer beschwichtigt: «Hervé weiß, wir sind stark genug für drei Teams.»

In den letzten Monaten versuchte die Pierer Mobility AG mit allen Mitteln, zwei zusätzliche MotoGP-Plätze für die nächsten drei Jahre zu bekommen. Denn bekanntlich besitzt Pol Espargaró einen fixen Vertrag für 2024 für das GASGAS Factory Tech3-Team, dazu wurde die Option auf Moto2-WM-Leader Pedro Acosta eingelöst, von dem viele Experten meinen, er sei ein künftiger MotoGP-Weltmeister, womöglich sogar ein neuer Marc Márquez. Und nach dem starken vierten Platz von Le Mans bekam auch der vielversprechende Rookie Augusto Fernández einen neuen MotoGP-Vertrag für 2024.

Aber die Pierer-Gruppe verfügt nur über vier Plätze, deshalb wurde bei der Dorna um zwei weitere Slots angesucht. Gleichzeitig gab es Gespräche mit Gresini, LCR und RNF; aber diese Teams bleiben bei Ducati, Honda und Aprilia.

Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta beharrte immer darauf, dass nach dem Suzuki-Rückzug die beiden verwaisten Plätze nur an ein offizielles neues Werksteam vergeben werden. Die Pierer Mobility AG wollte auf den zwei zusätzlichen Plätzen jedoch baugleiche KTM-Motorräder wie bei GASGAS und Red Bull KTM einsetzen.

Die Österreicher hatten zwar für den zweiten Platz im geplanten dritten Team Anfragen vom Marc Márquez-Management. Dieses neue Team sollte von Aki Ajo betrieben werden, der jetzt in der Moto3 und Moto2 erfolgreich ist und schon 116 GP-Siege in den kleinen Klassen vorzuweisen hat.

Marc Márquez kam für KTM nie wirklich in Frage. «Er passt nicht zu uns», stellte der Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer im Juli im SPEEDWEEK.com-Interview fest.

KTM hatte andere Fahrer im Auge, es fiel sogar einmal der Name Miguel Oliveira, der bei RNF-Aprilia momentan weit hinter den Erwartungen bleibt und auf KTM nicht weniger sechs MotoGP-Siege errungen hat.

Pol oder Augusto: Wer wird Testfahrer?

GASGAS-Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal wartete monatelang gespannt darauf, ob der interne Moto3-Rivale Aki Ajo zwei MotoGP-Plätze bekommen werde. Er musste befürchten, dann die Nr. 3 von Pierer in der «premier class» zu werden, vor allem im Juni, als manche KTM-Manager noch auf ein Dream Team mit Marc Márquez und Pedro Acosta hofften.

«Ich vertraue auf Stefan Pierer, Hubert Trunkenpolz und Pit Beirer, dass sie zwei zusätzliche Plätze beschaffen», erklärte Aki Ajo Ende Juli in Assen.

GASGAS-Tech3-Teamchef Hervé Poncharal, gleichzeitig seit fast 20 Jahren Präsident der Teamvereinigung IRTA, sass zwischen zwei Stühlen. Einerseits war es in seinem Interesse, kein zusätzliches Kundenteam zu akzeptieren, anderseits wusste er, wie sehnsüchtig die Pierer-Gruppe, die seinen Vertrag kurz nach der Pandemie gleich um fünf Jahre bis Ende 2026 verlängert hat, sich zwei zusätzliche Slots wünschte.

Und: Die Pierer-Gruppe fand in den Verträgen der Kundenteams keine Klausel, die ein Maximum von fünf Satelliten-Teams bis Ende 2026 festlegte.

Trotzdem beharrte die Dorna bis zuletzt auf 22 Fahrer-Feld für 2024. Deshalb bestreiten Pol Espargaró und Augusto Fernández jetzt einige Ausscheidungsrennen. Dann soll entschieden werden, wer den Platz bei GASGAS Tech3 für 2024 erhält.

Da Acosta als Fixstarter gilt, wird dann entweder Pol oder Augusto in die Rolle des Test- und Ersatzfahrers schlüpfen müssen.

Stefan Pierer, Hubert Trunkenpolz und Pit Beirer hatten am Freitag beim Spielberg-GP eine Unterredung mit Carmelo und Carlos Ezpeleta, wo der letzte Anlauf wegen der zwei fehlen Slots unternommen wurde. Die Österreicher legten sogar eine Liste vor, die nachweist: 40 Prozent aller GP-Fahrer in den drei Klassen fahren auf Bikes aus dem Innviertel.

Es wurde dann mit der Dorna ein Kompromiss ausgehandelt: Die Testfahrer dürfen ab 2023 sechs statt drei Wildcard-Einsätze pro Jahr bestreiten.

«Unsere Partnerschaft mit Hervé ist so gut und stark, ich glaube nicht, dass sie durch unsere Bemühungen um zwei weitere Slots beeinträchtigt worden ist», betonte Pit Beirer, Motorsport-Direktor der Pierer-Gruppe, im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Er weiß auch, dass wir als Gruppe stark genug sind und sich für ihn nichts an der Zusammenarbeit verändert, wenn wir noch einmal ein zusätzliches Team in der MotoGP betreuen. Für ihn wäre nur unangenehm, wenn wir entscheiden müssten – entweder oder. Aber diese Frage hat sich nie gestellt. Das GASGAS-Tech3-Team ist ein fixer Bestandteil unserer MotoGP-Pläne. Aus der Zusammenarbeit mit Hervé ist inzwischen eine gewachsene Freundschaft entstanden. Wir überlegen auch nicht, was machen wir mit Hervé, wenn der Vertrag ausläuft. Er ist für uns eine gesetzte Größe.»

Beirer weiter: «Natürlich hat Hervé manchmal zwei Hüte auf, wenn er als IRTA-Präsident oder als Teambesitzer für die Pierer Mobility reden muss. Aber wir versuchen, ihn nicht in die Konfliktecke zu treiben. Hervé muss als IRTA-Präsident nichts für uns machen, denn die IRTA repräsentiert die Satellitenteams. Und die Werke haben ihre separaten MotoGP-Verträge mit der Dorna.»

Das Aufgebot der Pierer-Gruppe in Spielberg

(mit den Marken KTM, GASGAS, Husqvarna, CFMOTO)
7 Weltmeister (inkl. Ana Carrasco WM-Titel SSP 300)
96 GP-Siege

MotoGP (total: 11 Teams, 22 Fahrer)

2 Teams
4 Fahrer (18% des Felds)

Moto2 (total: 15 Teams, 30 Fahrer)

3 Teams
6 Fahrer (20%)

Moto3 (total: 14 Teams, 28 Fahrer)

6 Teams von KTM,1 Team von GASGAS, 1 Team von Husqvarna,
1 Team von CFMOTO
Total: 18 Fahrer (64%)

Total in drei GP-Klassen

70 WM-Piloten
28 auf KTM
(40 % aller GP-Teilnehmer vertreten die Pierer Mobility)

Alle MotoGP-Sieger Spielberg seit 2016

2016: Andrea Iannone (Ducati)
2017: Andrea Dovizioso (Ducati)
2018: Jorge Lorenzo (Ducati)
2019: Andrea Dovizioso (Ducati)
2020 Spielberg-1: Andrea Dovizioso (Ducati)
2020 Spielberg-2: Miguel Oliveira KTM
2021 Spielberg-1: Jorge Martin (Ducati)
2021 Spielberg-2: Brad Binder (KTM)
2022: Pecco Bagnaia (Ducati)
2023: Pecco Bagnaia (Ducati)

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