Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Francesco Guidotti: Karbon-Chassis vielversprechend

Von Günther Wiesinger
Bei Red Bull KTM wude am Montag in Misano von Binder und Miller das neue Karbon-Chassis getestet. Doch Brad Binder durfte auch einen neuen Stahlrahmen probieren.

Bei Red Bull KTM wurden Brad Binder und Jack Miller am Montag beim MotoGP-Test in Misano stark mit Entwicklungsarbeit beschäftigt. Jack Miller durfte am Vormittag erstmals das Karbon-Chassis fahren, das Dani Pedrosa am Freitag (Platz 3), Samstag und am Sonntag mit glänzenden Resultaten (zweimal auf Platz 4) eingesetzt hat.

Jack Miller fühlte sich mit dem Karbonrahmen auf Anhieb wohl und stieg zu Mittag um 12.45 Uhr mit der vierbesten Zwischenzeit vom Motorrad. Am Nachmittag rückte der WM-Vierte Brad Binder mit diesem Bike aus und schloss dann den Test auf Platz 3 ab, während Miller als Gesamtfünfter zusammenpackte und jetzt mit Zuversicht zu den sechs Übersee-Rennen fliegt. Denn er fand auch mit seinem üblichen Rennmotorrad eine vielversprechendere Abstimmung. «Ich wünsche mir, wir hätten diese Lösung schon ein paar Rennen früher gefunden», seufzte der Australier.

Übrigens: Brad Binder rückte am Vormittag auch mit einem modifizierten Stahlrahmen aus. Das fiel nur deshalb auf, weil bei dieser KTM RC16 rechts die Verkleidung komplett schwarz war.

«Das ist kein neues Chassis, es bestehen nur kleine Unterschiede zu den aktuellen Versionen», beschwichtigte Teammanager Francesco Guidotti. «Aber wir arbeiten in allen Bereichen. Es war für uns eine große Überraschung, dass wir bei diesem Test keine neuen Aerodynamik-Teile zum Ausprobieren bekamen. Aber wir haben uns um die Chassis-Versionen gekümmert und auch modifizierte Motoren für 2024 getestet. Wir haben uns am Montag in erster Linie auf die Hardware fokussiert.»

Beide Red Bull-Werksfahrer haben in diesem Jahr bereits zwei Aero-Pakete homologieren lassen, ein drittes ist nicht erlaubt. Deshalb besteht in dieser Hinsicht kein dringender Handlungsbedarf.

Jack Miller packte am Abend erleichtert zusammen, nachdem er in der letzten Stunde noch Michelin-Reifentests erledigt hatte.

«Michelin hat uns zwei neue Reifen-Spezifikationen für hinten und eine für vorne gegeben. Es machte Sinn, dieses Compounds mit den aktuellen Bikes zu testen, deshalb ist Jack am Ende auf die zwei Motorräder vom Wochenende zurückgekehrt. Das sind Reifen, die eventuell 2024 in die Allocation kommen», schilderte Guidotti.

Natürlich stiessen wir bei KTM auf eine Mauer des Schweigens, als wir uns nach Details zu den neuen Chassis-Versionen erkundigten. Selbst der Begriff Karbon wird von der KTM-Truppe nicht in den Mund genommen. Der neue Werkstoff, der bei den Schwingen längst zum guten Ton gehört, wird mit «new technology» umschrieben.

Ist ja klar: Firmenchef Stefan Pierer hat die Gitterrohrstahlrahmen bisher als Religion und DNA von KTM bezeichnet.

Immerhin ließ sich Francesco Guidotti den Sinn und Zweck der neuen Chassis-Offensive der Innviertler entlocken. «Wir wollen schneller fahren», lachte er.

Dann ergänzte der Italiener: «Mit dieser ‘new technology’ können wir mehr baukastenartig agieren. Wir können die Steifigkeit bei Bedarf besser anpassen. Das war der erste große Test mit dieser neuen Technologie. Wir haben bisher nur das erste Exemplar davon, aber es funktioniert. Wir werden in Zukunft noch unterschiedliche Versionen davon testen. Auf jeden Fall ist dieses Konzept wirklich vielversprechend.»

Montag-Test Misano, kombinierte Zeiten (11. September):

1. Marini, Ducati, 1:30,602 min
2. Viñales, Aprilia, + 0,234 sec
3. Binder, KTM, + 0,552
4. Martin, Ducati, + 0,566
5. Miller, KTM, + 0,573
6. Quartararo, Yamaha, + 0,575
7. Oliveira, Aprilia, + 0,630
8. Morbidelli, Yamaha, + 0,699
9. Alex Márquez, Ducati, + 0,735
10. Raúl Fernández, Aprilia, + 0,760
11. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,779
12. Nakagami, Honda, + 0,832
13. Zarco, Ducati, + 0,890
14. Marc Márquez, Honda, + 0,973
15. Augusto Fernández, KTM, + 1,084
16. Mir, Honda, + 1,084
17. Pol Espargaró, KTM, + 1,242
18. Bradl, Honda, + 1,544


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