Stefan Bradl und das neue Motorsport Team Germany
In der Arena Oschersleben: Stefan Bradl mit den hoffnungsvollen deutschen Talenten
In der Motorsport Arena Oschersleben wurde an diesem Donnerstag gleichzeitig eine Zielflagge geschwenkt und eine Startampel auf Grün geschaltet. Der letzte Tag der «Stefan Bradl Rookie Days» war zugleich der Beginn einer neuen Ära für die jungen Straßenrennfahrer des Motorsport Team Germany.
«Das ist mein letztes Event in dieser Form und unter dem Namen. Wie unser Projekt zukünftig heißt, darüber haben wir uns noch gar keine Gedanken gemacht. Das ist aber nicht so wichtig, sondern nur das, was dabei herauskommt», sagte der Moto2-Weltmeister des Jahres 2011 bei der Premiere und offiziellen Vorstellung des neuen Gemeinschaftsprojektes von Stefan Bradl und Motorsport Team Germany respektive der ADAC Stiftung Sport gegenüber SPEEDWEEK.com.
2021 hatte der Zahlinger mit seinen meist dreimal jährlich stattfindenden Rookie Days talentierte deutsche Nachwuchsrennfahrer mit Unterstützung von Honda Deutschland, Adi Stadler, Partnern aus der Industrie sowie Weggefährten auf eigene Faust kostenlose Trainingsmöglichkeiten auf Rennstrecken geboten. Nun werden die Kräfte gebündelt, um dem Dilemma der fehlenden deutschen Grand-Prix-Piloten entgegen zu wirken.
«Mit dem Motorsport Team Germany suchen und fördern wir deutsche Talente, die es bis in die MotoGP schaffen können. Jetzt heißt es in der Nachwuchsförderung gemeinsam Gas zu geben», umreißt Stefan Bradl das hoch gesteckte Ziel.
Vor zwei Jahren wurde vom Deutschen Motor Sport Bund und der ADAC Stiftung Sport das Motorsport Team Germany ins Leben gerufen, in dem Talente aus allen Motorsport-Disziplinen gefördert werden. Die Kooperation mit Stefan Bradl soll nun der Nachwuchsarbeit für den Motorrad-Straßenrennsport eine neue Qualität verleihen. Zur Unterstützung des ausgewählten, hoffnungsvollen Nachwuchses bringen der DMSB und die ADAC Stiftung Sport die neue Fördersystematik des Motorsport Team Germany ein. Stefan Bradl wird mit seiner langjährigen Erfahrung als Rennfahrer und seiner Coaching-Methodik aus den Stefan Bradl Rookie Days zum Erfolg des Projekts beitragen.
«Es wird sich wohl nichts dramatisch verändern. Wir wollen mit dem von mir begonnenen Konzept weiter machen. Natürlich ist es wichtig, jetzt eine Kooperation mit dem ADAC zu haben, um den Rookies bestmögliche Trainingsmöglichkeiten zu bieten. Bisher habe ich da viel Eigeninitiative rein getragen und das mit meinen persönlichen Partnern gestemmt. Mit der Stiftung einen großen Partner an der Seite zu haben, ist natürlich hilfreich», erklärte Stefan Bradl zu seiner teilweisen Entlastung.
Dazu kommt der kommerzielle Aspekt. Bradl: «Die Stiftung hat natürlich noch einmal andere Möglichkeiten und verfügt über Fachleute auf verschiedenen weiteren Gebieten. Ich glaube, sie kann mit viel Kompetenz frische Ideen von der Struktur über das Management und einiges darüber hinaus einbringen. Am Ende ist es wichtig, dass wir wieder einen deutschen Fahrer in der WM-Szene etablieren können.»
Interessant findet Stefan Bradl auch die Möglichkeiten, die sich mit Trainern und Trainingsprogrammen im physischen und mentalen Bereich eröffnen.
Neben den Bradl-Junioren Richard Irmscher, Ben Wiegner, Thias Wenzel und Anina Urlaß (sie belegten in dieser Reihenfolge die ersten vier Plätze in der Honda Talent Challenge 2023 im Rahmen der Moto Trophy) waren auch die ADAC-Stiftungs-Piloten, der aktuell Gesamtführende der MiniGP Germany, Fynn Kratochwil, der Supersport-300-WM-Pilot Lennox Lehmann, Dustin Schneider aus der IDM Supersport 300 und Valentino Herrlich aus dem European Talent Cup als Team Germany Fahrer eingeladen. Auch ihnen stand Stefan Bradl mit Rat und Tat zur Seite. «Mit Ausnahme des kleinen Fynn, unserem Jüngsten, sind das schon gute Rennfahrer, denen brauche ich nicht mehr so viel zu sagen. Aber natürlich gebe ich auch ihnen gern meine Erfahrung weiter.»
Stefan Bradl hat selbst nahezu alle Klassen durchlaufen, so konnte er zum Beispiel auch Lennox Lehmann einige Tipps geben, obwohl oder gerade weil der erst den zweiten Tag auf einer Ducati Panigale 1299 V2 («Jst for fun») absolvierte. «Ich war von der Stiftung eingeladen und habe den Trainingstag gern genutzt. So eine 1000er schiebt schon mächtig an. Ich war das erste Mal bei Stefan dabei und muss sagen, das hat echt Spaß gemacht. Ich habe ein paar Einblicke erhalten, wie er das so angeht», meinte der 17-jährige Dresdner, der im nächsten Jahr in die 600er-Supersport-Kategorie aufsteigen will.
Dazu erklärte Stefan Bradl: «Das war das erste Mal, dass auch die Stiftungs-Piloten dabei waren. Das darf man nicht überbewerten. Es war ein Trainingstag, an dem alle hoffentlich viel Spaß hatten und bei gutem Wetter die Möglichkeit hatten, viele Runden abzuspulen. Deshalb auch von mir ein großes Dankeschön an die Motorsport Arena Oschersleben und Geschäftsführer Ralph Bohnhorst, die uns die Rennstrecke zur Verfügung gestellt haben, die wir allein nutzen konnten.»
Auch für Stefan Bradl hat sich der Trip zum Bördekurs gelohnt, denn im Anschluss ans Training wurde in seinem Beisein eine neue Gedenktafel mit seinem Namen auf dem sogenannten «Walk of Fame» vor dem Arena-Hotel enthüllt. Zudem wurde ihm eine Dauer-VIP-Karte überreicht.
Dass der Northern Talent Cup nächstes Jahr mit richtigen Rennmotorrädern, den von ihm seit 2021 genutzten Honda NSF250R, ausgetragen wird, hält Honda-MotoGP-Fahrer Stefan Bradl ohne Markendenken als den richtigen Weg. «Ja, absolut. Das ist auch eine tolle Chance für unsere Teilnehmer, die auf diesen Motorrädern trainiert haben. Wir werden versuchen, da so kräftig wie möglich am Start zu stehen.»