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Franco Morbidelli: Jetzt winkt der Platz bei Pramac

Von Günther Wiesinger
Marc Márquez sagte in Misano am Donnerstag, er habe die Entscheidung für 2024 bereits getroffen. Es deutet alles darauf hin, dass er mit Bruder Alex bei Gresini-Ducati landen wird.

In den vier Ducati-Teams für die MotoGP-Saison 2024 sind noch zwei der acht Plätze nicht bestätigt. Bei Lenovo Ducati werden wieder Pecco Bagnaia und Enea Bastianini fahren, bei Mooney VR46 sind wieder Marco Bezzecchi und Luca Marini unter Vertrag.

Aber bei Prima Pramac Ducati wurde nach dem Abgang von Johann Zarco der Platz neben dem WM-Zweiten Jorge Martin frei. Kurzfristig sah es so aus, als könnte Marc Márquez dort andocken, aber das hätte den Ducati-Hausfrieden mit den bewährten Kräften von Bagnaia bis Martin und Bezzecchi sowie Bastianini wohl zu stark gestört. Deshalb wird jetzt bei Gresini Racing das zweite Motorrad neben Alex Márquez für Marc Márquez bereitgehalten.

Der WM-Dritte Marco Bezzecchi (24) hat seine Entscheidung bereits getroffen. Er wird beim Mooney VR46-Ducati bleiben und will dann 2025 ins Lenovo-Werksteam aufrücken.

«Wir wollten dem Team und Bezzecchi keine Frist setzen und haben es auch nicht getan», erklärte Gigi Dall’Igna, der General Manager von Ducati Corse, im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Das Team ist ein Ducati-Team, Bezzecchi ist wirklich ein großartiger Fahrer, der in der Ducati-Familie groß geworden ist.» Seit dem Misano-GP ist klar: Bezzecchi bleibt in Rossis VR46-Team und wird dort eine GP23 fahren.

Aber mit einem Vorjahres-Bike hat Enea Bastianini im Vorjahr vier MotoGP-Siege und den dritten WM-Rang erreicht!

Marc Márquez war ein Kandidat für den Sitz bei Prima Pramac Ducati, falls ihn «Bez» nicht beanspruchen würde. Der sechsfache MotoGP-Weltmeister bietet seine Dienste inzwischen zu einem Sonderpreis an, weil er Honda unbedingt verlassen will – obwohl der Vertrag erst Ende 2024 ausläuft.

KTM-Firmenchef Stefan Pierer berichtete im Gespräch mit SPEEDWEEK.com schon im Juli: «Du würdest nicht glauben, wie oft uns Márc Márquez in den letzten Monaten angeboten worden ist.»

Kein Wunder also, dass der Repsol-Honda-Star und sein Manager Jimmy Martinez auch bei Ducati angefragt haben – zumal es dort die besten Rennmotorräder gibt und sogar Bruder Alex dort 2023 schon ein Sprint Race gewonnen hat.

Gigi Dall’Igna sträubt sich gegen eine klare Antwort. «Wie auch immer, das ist eine schwierige Geschichte. Ich glaube nicht, dass Marc Márquez in Zukunft für Ducati fahren wird. Anderseits hat sich schon oft gezeigt – in unserem Sport ist nichts unmöglich», lachte der erfolgreiche Italiener.

Die Personalie Marc Márquez ist bei Ducati Corse ein delikates Thema. Gigi Dall'Igna hat in seiner Piaggio-Zeit 2010 mit Marc Márquez die 125er-WM auf Derbi gewonnen. Man kennt und schätzt sich. 

Ducati: Was spricht gegen Marc Márquez?

Was spricht gegen eine Verpflichtung von Márquez, der bis zum Jerez-Crash am 19. Juli 2020 nicht weniger als 44 Prozent aller seiner MotoGP-Rennen gewonnen hat?

Nicht viel. Denn mit acht WM-Titelgewinnen und total 85 GP-Siegen (59 in der MotoGP) sowie 92 Pole-Positions und 139 Podestplätzen bei 239 GP-Starts ist der 30-jährige Spanier der erfolgreichste GP-Pilot der Gegenwart. Doch die Ducati-Fahrer wie Bagnaia, Bezzecchi und Martin fühlten sich brüskiert, weil sie schon seit Beginn ihrer MotoGP-Laufbahn auf der Desmosedici unterwegs sind und sich mit diesem Bike hohe Verdienste erworben haben.

Aber Marc Márquez hat selbst mit der müden Honda RC213V in diesem Jahr schon zweimal die erste Startreihe erreicht – und immerhin Platz 3 beim Sprint in Portimão. Sein Fahrkönnen ist unbestritten – wie Platz 7 zuletzt in Misano beweist. Die Markenkollegen waren 20 sec langsamer.

«Ja, ja, wir müssen uns nicht darüber unterhalten, wie schnell Marc Márquez ist», betont Dall’Igna. «Das wissen wir sehr genau.»

Außerdem hat Marc Márquez bereits im Herbst 2022 festgestellt: «Mit einer Ducati sind alle Fahrer schnell.»

Eine korrekte Bemerkung: Denn Ducati siegte im Vorjahr bei zwölf von 20 Grand Prix und erreichte im Vorjahr 16 Pole-Positions. Dazu erreichten sieben der acht Desmosedici-Piloten Podestplätze, insgesamt 32. Und in der Fahrer-WM landeten vier Piloten in den Top-8.

2023 bietet sich ein ähnliches Bild: Ducati (Bagnaia 5x, Bezzecchi 2x, Martin 2x) hat bereits neun der zwölf Grand Prix gewonnen. Aprilia mit Aleix Espargaró zwei, Honda mit Alex Rins einen. In der Fahrer-WM tummeln sich sechs Ducati-Piloten in den Top-9. 

Marc Márquez hat den Glauben an Honda verloren. Das unterstreicht ein Blick auf die WM-Tabelle. Der ehemalige Seriensieger liegt momentan auf dem 19. WM-Rang (hinter Dani Pedrosa, der erst zwei GP bestritten hat). Im Vorjahr schloss er die Fahrer-WM an 13. Stelle ab.

Da Sponsor Prima gern einen Italiener wollte, ist jetzt bei Pramac statt Johann Zarco (er geht zu HRC) der Italiener Franco Morbidelli fix eingeplant, der Moto2-Weltmeister von 2017 und MotoGP-Vizeweltmeister (mit drei GP-Siegen) von 2020 auf Yamaha. 

«Morbidelli hat 2020 sehr gute Ergebnisse erzielt. Momentan kann mit seinem Motorrad niemand schnell fahren», stellte Gigi Dall'Igna im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest.  

Momentan deutet alles darauf hin, dass Marc Márquez 2024 mit Bruder Alex bei Gresini Racing eine Ducati GP23 fahren wird.

Deshalb hat Moto2-Titelanwärter Tony Arbolino bei Gresini keinen MotoGP-Platz gefunden und bei Marc VDS wieder für die Moto2 unterschrieben. 

Wenn der Deal mit Marc Márquez bei Gresini Racing klappt, könnte er sich bei Ducati Corse für 2025 Chancen auf einen Platz im Pramac-Team ausrechnen – und ein aktuelles MotoGP-Motorrad bekommen.

Warum gibt Marc Márquez seine Entscheidung noch nicht bekannt? Vielleicht fällt es ihm schwer, statt einer Jahresgage von ca. 18 Millionen Euro für eine höchst bescheidene Gage zu fahren.

Aber nach vier verpfuschten Jahren mit nur drei GP-Siegen braucht der ehrgeizige Spanier dringend ein Sieger-Motorrad.

Und selbst Enea Bastianini hat mit einer Gebraucht-Ducati GP21 bei Gresini Racing 2022 vier WM-Rennen gewonnen und den dritten WM-Rang sichergestellt. 

Die MotoGP-Werksteams 2024

Red Bull KTM (Brad Binder, Jack Miller)
Ducati Lenovo (Pecco Bagnaia, Enea Bastianini)
Monster Yamaha (Fabio Quartararo, Alex Rins)
Aprilia Racing (Aleix Espargaró, Maverick Viñales)
Repsol Honda (Marc Márquez? Johann Zarco? Joan Mir)

Die Kundenteams 2024

GASGAS Tech3 (Pol Espargaró? A. Fernández? Pedro Acosta)
Prima Pramac Ducati (Franco Morbidelli, Jorge Martin)
CryptoDATA-RNF-Aprilia (Miguel Oliveira, Raúl Fernández)
Mooney VR46 Ducati (Luca Marini, Marco Bezzecchi)
Gresini Racing Ducati (Alex Márquez, Marc Márquez?)
LCR Honda (Johann Zarco? Takaaki Nakagami)

Die MotoGP-Werksteams 2023

Red Bull KTM (Brad Binder, Jack Miller)
Ducati Lenovo (Pecco Bagnaia, Enea Bastianini)
Monster Yamaha (Fabio Quartararo, Franco Morbidelli)
Aprilia Racing (Aleix Espargaró, Maverick Viñales)
Repsol Honda (Marc Márquez, Joan Mir)

Die Kundenteams 2023

GASGAS Tech3 (Pol Espargaró, Augusto Fernández)
Prima Pramac Ducati (Johann Zarco, Jorge Martin)
CryptoDATA-RNF-Aprilia (Miguel Oliveira, Raúl Fernández)
Mooney VR46 Ducati (Luca Marini, Marco Bezzecchi)
Gresini Racing Ducati (Alex Márquez, Fabio Di Giannantonio)
LCR Honda (Alex Rins, Takaaki Nakagami)

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