Formel 1: «Darauf kann man nicht stolz sein»

Paolo Bonora (Aprilia): Misano-Sorgen eine Ausnahme?

Von Günther Wiesinger
Eine Woche nach dem Doppelsieg von Aleix Espargaró und Viñales in Barcelona tat sich Aprilia in Misano überraschend schwer. Aber nach Platz 2 beim Test blickt Race Manager Bonora zuversichtlich in die Zukunft.

Aprilia Racing hat in diesem Jahr mit Aleix Espargaró in Silverstone und Catalunya zwei weitere MotoGP-Rennen gewonnen, er hat Johann Zarco vom fünften WM-Rang verdrängt. Beim Montag-Test in Misano wurde von Maverick Viñales eine neue ‘engine specification» für das nächste Jahr getestet. Außerdem haben wurde mit Aleix Espargaró ein neues Chassis probiert. «Unser Ziel war es, dem Fahrer bei dieser Chassis-Version mehr Vertrauen beim Einlenken in die Kurven zu vermitteln», erklärte Paolo Bonora, Race Manager bei Aprilia, im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Sucht Aprilia bei den 2024-Motoren in erster Linie nach mehr Drehmoment und mehr Leistung im unteren Drehzahlbereich? Bonora: «Es geht eher um mehr Power über den gesamten Drehzahlbereich, von ganz unten bis zur Spitzenleistung. Denn alle Fahrer wünschen sich immer noch mehr Leistung – in jedem Bereich, das ist sicher. Unten, in der Mitte und ganz oben.»

«Beim Chassis verfolgen wir das Hauptziel, das Motorrad in der Bremsphase stabiler zu machen. Außerdem wollen wir ein besseres Handling bei den Richtungswechseln erreichen», ergänzte Bonora.

Aber Aprilia hatte nach dem Doppelsieg von Montmeló in Misano riesige Mühe, weil die RS-GP23 auf Low-Grip-Pisten wie in Catalunya wesentlich besser zurechtkommt als auf Strecken mit viel Grip – wie in Santamonica. «Ja, du hast völlig recht», stellte Bonora fest. «Uns ist in Barcelona ein unglaubliches Wochenende gelungen. Dort haben alle anderen Hersteller Mühe mit dem armseligen Grip gehabt. Wir sind dann von der Strecke mit dem schlechtesten Grip unmittelbar zu einen Circuit gefahren, auf dem der Belag den besten Grip des Jahres aufweist. Misano ist zwar eine Testrecke von uns. Aber wir haben bisher keine Lösung gefunden, um uns diesen Extra-Grip zunutze zu machen. Wir sind gut zurechtgekommen, sobald der Reifenhaftung etwas nachgelassen hat, also von der Rennmitte bis zum Ende. Aber mit dem Extra-Grip im Qualifying oder zu Beginn des Rennens hatten wir etwas Mühe mit der Situation des erstklassigen Grips, den der Asphalt von Misano offenbart.»

Die MotoGP-Teams haben jetzt noch acht Grand Prix in zehn Wochen zu absolvieren. Kommen da noch einzelne mühselige Strecken mit viel Grip auf Aprilia zu?

«Was die nahe Zukunft betrifft, wissen wir über den Belag in Indien nicht Bescheid. Da hat bisher niemand genau Informationen. Aber ich erwarte nicht, dass wir bei den kommenden Rennen noch einmal einen so griffigen Asphalt erleben werden wie in Misano», stellte Paolo Bonora fest. «Außerdem werden wir einige Grand Prix mit sehr heissen Temperaturen erleben, mit Ausnahme von Australien. Wir werden aber etwas Mühe haben auf den Pisten, wo heftige
Bremszonen auf uns warten, zum Beispiel in Motegi. Das ist eine Schwachstelle, an der wir arbeiten.»

Eine andere Aprilia-Schwäche ist bisher die Performance im Regen gewesen. «Aber ich denke, unser Regenschwäche im April in Argentinien hatte in erster Linie mit dem Setting zu tun», meint Paolo Bonora. «Wir haben womöglich bei der Elektronik nicht das richtige Set-up eingegeben und auch das Chassis nicht perfekt auf die nasse Fahrbahn abgestimmt. Wir waren in Las Termas nicht schnell genug, als es darum ging, das Set-up ideal an die wechselhaften Wetterbedingungen anzupassen. Ich vermute, unser aktuelles Motorrad könnte auch im Nassen konkurrenzfähig sein. Wir müssen konstanter werden und bei Wetterwechseln auch von der Teamseite besser werden.»

Montag-Test Misano, kombinierte Zeiten (11. September):

1. Marini, Ducati, 1:30,602 min
2. Viñales, Aprilia, + 0,234 sec
3. Binder, KTM, + 0,552
4. Martin, Ducati, + 0,566
5. Miller, KTM, + 0,573
6. Quartararo, Yamaha, + 0,575
7. Oliveira, Aprilia, + 0,630
8. Morbidelli, Yamaha, + 0,699
9. Alex Márquez, Ducati, + 0,735
10. Raúl Fernández, Aprilia, + 0,760
11. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,779
12. Nakagami, Honda, + 0,832
13. Zarco, Ducati, + 0,890
14. Marc Márquez, Honda, + 0,973
15. Augusto Fernández, KTM, + 1,084
16. Mir, Honda, + 1,084
17. Pol Espargaró, KTM, + 1,242
18. Bradl, Honda, + 1,544

MotoGP-Ergebnisse, Misano (10. September):

1. Martin, Ducati, 27 Rdn in 41:33,421 min
2. Bezzecchi, Ducati, + 1,350 sec
3. Bagnaia, Ducati, + 3,812
4. Pedrosa, KTM, + 4,481
5. Viñales, Aprilia, + 10,510
6. Oliveira, Aprilia, + 12,274
7. Marc Márquez, Honda, + 13,576
8. Raúl Fernández, Aprilia, + 14,091
9. Marini, Ducati, + 14,982
10. Zarco, Ducati, + 15,484
11. Alex Márquez, Ducati, + 15,702
12. Aleix Espargaró, Aprilia, + 15,878
13. Quartararo, Yamaha, + 15,898
14. Binder, KTM, + 23,778
15. Morbidelli, Yamaha, + 24,579
16. Augusto Fernández, KTM, + 31,230
17. Di Giannantonio, Ducati, + 32,537
18. Bradl, Honda, + 35,330
19. Nakagami, Honda, + 43,601
– Pol Espargaró, KTM, 12 Runden zurück
– Mir, Honda, 17 Runden zurück
– Miller, KTM, 18 Runden zurück
– Pirro, Ducati, 18 Runden zurück

Ergebnisse MotoGP-Sprint, Misano (9. September):

1. Martin, Ducati, 13 Rdn in 19:58,785 min
2. Bezzecchi, Ducati, + 1,445 sec
3. Bagnaia, Ducati, + 4,582
4. Pedrosa, KTM, + 4,772
5. Binder, KTM, + 4,931
6. Viñales, Aprilia, + 6,062
7. Marini, Ducati, + 6,519
8. Aleix Espargaró, Aprilia, + 7,893
9. Alex Márquez, Ducati, + 9,264
10. Marc Márquez, Honda, + 11,318
11. Raúl Fernández, Aprilia, + 13,365
12. Oliveira, Aprilia, + 13,788
13. Quartararo, Yamaha, + 14,243
14. Zarco*, Ducati, + 14,154
15. Miller, KTM, + 17,421
16. Pol Espargaró**, KTM, + 17,451
17. Di Giannantonio, Ducati, + 18,133
18. Morbidelli**, Yamaha, + 19,749
19. Augusto Fernández, KTM, + 20,403
20. Pirro, Ducati, + 21,454
21. Nakagami, Honda, + 21,962
22. Bradl**, Honda, + 23,672
23. Mir**, Honda, + 36,100

*= ein Platz zurück («track limits» in der letzten Runde)
**= 3-Sekunden-Strafe (statt Long-Lap am Rennende wegen «track limits»-Vergehen)

WM-Stand nach 24 von 40 Rennen:

1. Bagnaia, 283 Punkte. 2. Martin 247. 3. Bezzecchi 218. 4. Binder 173. 5. Aleix Espargaró 160. 6. Zarco 147. 7. Marini 135. 8. Viñales 128. 9. Alex Márquez 108. 10. Miller 104. 11. Quartararo 85. 12. Morbidelli 68. 13. Oliveira 65. 14. Augusto Fernández 58. 15. Rins 47. 16. Di Giannantonio 43. 17. Nakagami 35. 18. Pedrosa 32. 19. Marc Márquez 31. 20. Bastianini 25. 21. Raúl Fernández 22. 22. Savadori 9. 23. Folger 9. 24. Pol Espargaró 8. 25. Pirro 5. 26. Mir 5. 27. Petrucci 5. 28. Stefan Bradl 5.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 416 Punkte. 2. KTM 234. 3. Aprilia 218. 4. Yamaha 105. 5. Honda 105.

Team-WM:

1. Prima Pramac Racing, 394 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 353. 3. Ducati Lenovo Team 318. 4. Aprilia Racing 288. 5. Red Bull KTM Factory Racing 277. 6. Monster Energy Yamaha 153. 7. Gresini Racing 151. 8. CryptoDATA RNF 91. 9. LCR Honda 85. 10. GASGAS Factory Racing Tech3, 75. 10. Repsol Honda 36.


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