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Fabio Quartararo rätselt: Was ging bei Yamaha schief

Von Günther Wiesinger
Yamaha-Werkspilot Fabio Quartararo hat in drei Jahren mit der M1 elf MotoGP-Siege errungen, er war 2021 Weltmeister und 2022 Vizeweltmeister. 2023 ist er sieglos und grübelt, was bei Yamaha alles verbockt wurde.

Fabio Quartararo erlebte in der MotoGP-Saison eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Es gab Grand Prix wie den Heim-Event in Le Mans oder die Dutch-TT in Assen, wo er sich besonders viel ausrechnete, aber dann böse unten durchmusste. So kam er beim GP de France über den 13. Startplatz nicht hinaus und stürzte dann zwei Runden vor Schluss an achter Stelle in der Kurve «Garage Bleu». Am Sonntag kam er in Le Mans über Rang 7 mit 15 Sekunden Rückstand auf Sieger Bezzecchi nicht hinaus.

Auch in Assen zeigte sich der Franzose zutiefst frustriert, weil die M1-Yamaha auf dieser anspruchsvollen Strecke (wie auch in Le Mans) zumindest in der Vergangenheit immer erstklassig funktioniert hatte. «El Diablo» sicherte sich tatsächlich den vierten Startplatz und vollendete den Sprint mit nur 1,8 sec Rückstand auf Bezzecchi an dritter Position. Doch im Rennen am Sonntag stürzte er schwer – und ging dann mit etlichen Blessuren in die Sommerpause.

Trostloses Resümee nach 14 Grand Prix

Bisher hat Fabio bei 14 Grand Prix 2023 am Sonntag nur zwei Podestplätze eingeheimst – mit den Rängen 3 in Texas und in Indien.

Ein trostloses Resümee für den Ausnahmekönner, der 2020 noch drei GP-Siege im Petronas-Yamaha-Kundenteam feierte, 2021 im Werksteam die WM gewann und die Meisterschaft 2022 als Vizeweltmeister beendete.

Vor dem Indonesien-GP auf dem Mandalika Street Circuit hält sich Quartararo mit Ach und Krach in der Fahrer-WM mit 111 Punkten an zehnter Position. Dabei hätte Ing. Luca Marmorini mit seiner Tuningfirma «Marmotors» für 2023 einen dringend nötigen stärken Reihenvierzylinder-Motor liefern sollen.

Heute klagt Fabio regelmäßig: «Wir haben die bisherigen Stärken der Yamaha verloren und leider bei den alten Schwächen nichts aufgeholt.» Deshalb fiel es ihm bei manchen Grand Prix schwer, überhaupt in die Top-Ten vorzudringen.

Der WM-Zehnte klagt auch immer wieder, Yamaha erreiche 2023 auf manchen Pisten langsamere Rundenzeiten als in der Vergangenheit. Kein Wunder: Der Ex-Weltmeister kehrte beim letzten Wintertest in Portimão verzweifelt zum 2022-Bike zurück.

Bei Yamaha wird seit mehr als einem halben Jahr gerätselt, warum es nach der Saison 2022 so steil bergab ging, wobei Bagnaia schon im Vorjahr nach dem Sachsenring 93 Punkte auf Fabio wettmachte und dann noch mit 17 Punkten Vorsprung Weltmeister wurde.

Mit der Konkurrenzfähigkeit der M1 ging es also schon ab Mitte 2022 bergab. 

Rätsel nach dem Jerez-Debakel 2023

Unglaublich: Yamaha erlebte 2023 sogar in Jerez ein Debakel, obwohl dort 2020 bei den zwei Corona-Grand Prix (Spanien und Andalusien) zuerst ein Doppelsieg durch Quartararo und Viñales und beim zweiten Event sogar ein Hattrick (Quartararo siegte vor Viñales und Rossi) gefeiert wurde.

Im April 2023 strauchelten Quartararo und Morbidelli (er war 2020 Vizeweltmeister auf der Petronas-Yamaha!) auf den Plätzen 10 und 11 ins Ziel.

«Ja, es ist eine komplizierte Frage, warum wir 2023 die erhofften Ziele nicht erreicht haben», seufzt Lin Jarvis, der Managing Director von Yamaha Motor Racing, im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Ich kann darauf keine spezifische Antwort geben; wir machen uns viele Gedanken. Natürlich hat sich das Aero-Package seither verändert, dieser Aspekt hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Auch die Reifenkonstruktionen haben sich verändert, es komme viele Dinge in Betracht. Es ist eine Frustration für uns, besonders für Fabio, denn er war vor zwei Jahren Weltmeister, und im vergangenen Jahr hat der die Weltmeisterschaft lange Zeit angeführt.»

«In diesem Jahr befindet sich Fabio einfach nicht auf dem Level unserer Konkurrenten», fasst Jarvis zusammen. «Natürlich wächst der Frust, denn er hat im ersten Teil der Saison wirklich gekämpft und gehofft, er könne um die Meisterschaft fighten. Aber zu einem bestimmten Zeitpunkt hat Fabio erkannt: ‘Das wird uns nicht gelingen, das müssen wir hinnehmen. Ich muss jetzt für die Zukunft arbeiten.’ Danach war ein Wandel in der Denkweise zu sehen. Deshalb haben wir bei den letzten Grand Prix bei Fabio eine andere Herangehensweise erkannt. Es war auch für sein eigenes mentales Wohlbefinden wichtig, diese Weichen neu zu stellen.»

Eines ist klar: In der Vergangenheit konnten die Yamaha-Asse den PS-Mangel oft durch viel Kurvenspeed, tadelloses Handling und erstklassiges Bremsverhalten wettmachen.

Das fand in einer Zeit statt, als in der Ära Rossi/Lorenzo noch die Hälfte des Felds aus Gebrauchtmaschinen bestand – und Suzuki, Ducati, Aprilia und KTM nicht wirklich konkurrenzfähig oder gar nicht dabei waren.

Heute sind den Yamaha-Reihenmotor-Fahrern einfach zu viele schnelle V4-Motorräder mit Toppiloten im Weg.

«Fabio hat oft erklärt, dass er bei den Fights den Nachteil hat, dass die anderen Maschinen ganz anders gefahren werden müssen als unsere», weiß Lin Jarvis. «Besonders nachteilig wirkt sich das aus, wenn uns die Motorleistung fehlt. Wir hatten immer Mühe auf den Geraden. Aber die große Stärke der M1 war immer das Bremsvermögen, das ist auch eine Stärke von Fabio. Aber wenn dir hinten der Grip fehlt, ist das Spätbremsen nicht einfach. In erster Linie quälen wir uns auf Pisten mit wenig Grip. Wir haben das in Barcelona und auf anderen Rennstrecken gesehen.»

MotoGP-Ergebnisse GP-Rennen, Motegi, 1.10.:

1. Martin, Ducati, 12 Rdn in 24:06,314 min
2. Bagnaia, Ducati, + 1,413 sec
3. Marc Márquez, Honda, + 2,013
4. Bezzecchi, Ducati, + 2,943
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 3,181
6. Miller, KTM, + 6,837
7. Augusto Fernández, KTM, + 7,587
8. Di Giannantonio, Ducati, + 8,602
9. Raúl Fernández, Aprilia, + 11,229
10. Quartararo, Yamaha, + 12,244
11. Nakagami, Honda, + 14,714
12. Mir, Honda, + 14,924
13. Crutchlow, Yamaha, + 16,057
14. Bradl, Honda, + 17,253
15. Pol Espargaró, KTM, + 24,921
16. Pirro, Ducati, + 33,962
17. Morbidelli, Yamaha, + 1:14,934 min

MotoGP-Ergebnisse Sprint, Motegi (30.9.):

1. Martin, Ducati, 12 Rdn in 21:00,734 min
2. Binder, KTM, + 1,390 sec
3. Bagnaia, Ducati, + 5,276
4. Miller, KTM, + 6,194
5. Zarco, Ducati, + 6,315
6. Bezzecchi, Ducati, + 8,919
7. Marc Márquez, Honda, + 9,298
8. Di Giannantonio, Ducati, + 10,189
9. Viñales, Aprilia, + 12,404
10. Raúl Fernández, Aprilia, + 15,366
11. Pol Espargaró, KTM, + 15,473
12. Augusto Fernández, KTM, + 15,592
13. Mir, Honda, + 17,052
14. Oliveira, Aprilia, + 18,092
15. Quartararo, Yamaha, + 19,333
16. Morbidelli, Yamaha, + 19,645
17. Nakagami, Honda, + 21,862
18. Crutchlow, Yamaha, + 26,026
19. Pirro, Ducati, + 27,911
20. Bradl, Honda, + 28,178
– Aleix Espargaró, Aprilia, 4 Runden zurück

WM-Stand nach 28 von 40 Rennen:

1. Bagnaia, 319 Punkte. 2. Martin 316. 3. Bezzecchi 265. 4. Binder 201. 5. Aleix Espargaró 171. 6. Zarco 162. 6. 7. Viñales 139. 8. Marini 135. 9. Miller 125. 10. Quartararo 111. 11. Alex Márquez 108. 12. Morbidelli 77. 13. Oliveira 69. 14. Augusto Fernández 67. 15. Marc Márquez 64. 16. Di Giannantonio 52. 17. Rins 47. 18. Nakagami 45. 19. Raúl Fernández 36. 20. Pedrosa 32. 21. Bastianini 25. 22. Mir 20. 23. Pol Espargaró 12. 24. Savadori 9. 25. Folger 9. 26. Bradl 8. 27. Pirro 5. 28. Petrucci 5. 29. Crutchlow 3.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 490 Punkte. 2. KTM 272. 3. Aprilia 240. 4. Honda 142. 5. Yamaha 131.

Team-WM:

1. Prima Pramac Racing 478 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 400. 3. Ducati Lenovo Team 354. 4. Red Bull KTM Factory Racing 326. 5. Aprilia Racing 310. 6. Monster Energy Yamaha 188. 7. Gresini Racing 161. 8. CryptoDATA RNF 109. 9. LCR Honda 98. 10. GASGAS Factory Racing Tech3, 88. 11. Repsol Honda 84.

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