Maverick Viñales (Aprilia/4.): Plötzlich ohne Grip
Seit er bei Aprilia ein neues Zuhause gefunden hat, schluckt der früher oft so zornige Spanier Kreide, bevor er mit seinen Aussagen an die Öffentlichkeit geht. «Ich bin wirklich stolz auf mein Team. Allerdings ist es offensichtlich, dass wir noch ein bisschen bei unserer Performance zulegen müssen», war sein erster Kommentar nach dem Sprint-Rennen.
So verbarg Viñales die bislang wohl bitterste Enttäuschung des Jahres. Nach einem perfekten Start hatte er die Führung übernommen, brachte im Nu die ersten Meter zwischen sich und seine Verfolger und spulte seine Runden kontinuierlich und fehlerfrei ab, während hinter ihm im Feld ein Tohuwabohu ausbrach. Bis zu einer Sekunde betrug sein Vorsprung, sein erster Sprint-Sieg schien zum Greifen nahe.
Doch plötzlich saß ihm der in Windeseile aufrückende Jorge Martín im Genick. Das entschlossene Überholmanöver seines Landsmanns in Runde neun war nur der Auftakt zu weiterer Schmach, denn jetzt brachten sich auch Luca Marini und Marco Bezzecchi in Stellung. Trotz der frisch operierten Schlüsselbeinbrüche beider VR46-Ducati-Piloten wurde Viñales abermals zum Opfer, verlor den zweiten Platz in Runde zehn und in der letzten Runde des Sprints auch noch den letzten Podestplatz.
«Sechs Runden vor Schluss war schlagartig der Hinterreifen am Ende», ging Viñales schließlich ins Detail. «Es gab nichts, was ich hätte tun können. Ich hatte keine Chance zur Gegenwehr.»
Er glaube nicht, der Reifen trage die Schuld an der Misere, beeilte er sich hinzuzufügen. «Es hat nichts mit dem Reifen, sondern vielmehr mit unserem Bike zu tun. Wir müssen herausfinden, was da passiert ist, und uns für morgen noch besser vorbereiten», gab er die Losung aus. «Zu Rennbeginn war mein Feeling mit dem Bike fantastisch. Ich fuhr konservativ, hielt beide Räder brav in der Spur und konnte trotzdem einen Vorsprung von einer Sekunde aufbauen. Dann verlor ich schlagartig allen Grip.»
Und wieder bemühte er sich nach Kräften, keine Kritik zu üben. «Es gibt keinen Grund zur Klage. Wir haben das Rennen angeführt, wir haben gekämpft, jetzt blättern wir weiter und konzentrieren uns auf die nächste Aufgabe. Deshalb habe ich schon zuvor gesagt: Ich bin stolz auf mein Team.»
Die Frage, wie er die möderische Distanz des Hauptrennens (27 Runden!) am Sonntag nach diesem Einbruch überstehen soll, vermochte Maverick natürlich nicht zu beantworten. «Schon sechs Runden vor dem Ende war der Grip weg, also sehr früh. Das ist an diesem Wochenende noch nie passiert», grübelte er. «Im Hauptrennen will ich die mittlere Mischung ausprobieren. Es ist ja offensichtlich, dass der weiche Reifen nicht gehalten hat!»
Ergebnis MotoGP-Sprint, Mandalika (14.10.):
1. Martin, Ducati, 13 Rdn in 19:49,711 min
2. Marini, Ducati, + 1,131 sec
3. Bezzecchi, Ducati, + 2,081
4. Viñales, Aprilia, + 2,720
5. Quartararo, Yamaha, + 3,121
6. Di Giannantonio, Ducati, + 4,203
7. Bastianini, Ducati, + 4,981
8. Bagnaia, Ducati, + 5,465
9. Miller, KTM, + 7,852
10. Oliveira, Aprilia, + 8,942
11. Nakagami, Honda, + 12,034
12. Zarco, Ducati, + 14,015
13. Augusto Fernández, KTM, + 14,823
14. Raúl Fernández, Aprilia, + 15,699
15. Morbidelli, Yamaha, + 23,331
16. Mir, Honda, + 24,894
17. Pol Espargaró, KTM, + 27,169
18. Rins, Honda, + 28,980
19. Binder, KTM, + 43,090
– Aleix Espargaró, Aprilia, 6 Runden zurück
– Marc Márquez, Honda, erste Runde nicht beendet
WM-Stand nach 29 von 40 Rennen:
1. Martin, 328 Punkte. 2. Bagnaia 321. 3. Bezzecchi 272. 4. Binder 201. 5. Aleix Espargaró 171. 6. Zarco 162. 7. Viñales 145. 8. Marini 144. 9. Miller 126. 10. Quartararo 116. 11. Alex Márquez 108. 12. Morbidelli 77. 13. Oliveira 69. 14. Augusto Fernández 67. 15. Marc Márquez 64. 16. Di Giannantonio 57. 17. Rins 47. 18. Nakagami 45. 19. Raúl Fernández 36. 20. Pedrosa 32. 21. Bastianini 28. 22. Mir 20. 23. Pol Espargaró 12. 24. Savadori 9. 25. Folger 9. 26. Bradl 8. 27. Pirro 5. 28. Petrucci 5. 29. Crutchlow 3.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 502 Punkte (Weltmeister). 2. KTM 273. 3. Aprilia 246. 4. Honda 142. 5. Yamaha 136.
Team-WM:
1. Prima Pramac Racing, 490 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 416. 3. Ducati Lenovo Team 359. 4. Red Bull KTM Factory Racing 327. 5. Aprilia Racing 316. 6. Monster Energy Yamaha 193. 7. Gresini Racing 165. 8. CryptoDATA RNF 109. 9. LCR Honda 98. 10. GASGAS Factory Racing Tech3, 88. 10. Repsol Honda 84.