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Sieger Johann Zarco: «Ich habe nur an mich gedacht»

Von Günther Wiesinger
Jorge Martin feiert im Parc Fermé seinen ersten MotoGP-Triumph

Jorge Martin feiert im Parc Fermé seinen ersten MotoGP-Triumph

Johann Zarco verschwendete in der letzten Runde des Australien-GP keine Sekunde an den Gedanken, ob er seinem Teamkollegen und WM-Zweiten Jorge Martin den Sieg überlassen sollte.

Johann Zarco war Moto2-Weltmeister 2015 und 2016, und er zeigte dann 2017 eine furiose Debütsaison in der MotoGP-WM im Tech3-Yamaha-Team von Hervé Poncharal als Teamkollege von Jonas Folger. Aber 2019 ging der Wechsel zu Red Bull KTM schief, er bestritt dann im Herbst 2019 nach der frühzeitigen Trennung von KTM (nach dem Misano-GP) noch drei Rennen bei LCR-Honda, ehe er 2020 bei Avintia-Ducati fuhr und dann zu Pramac kam.

Bei seinem 20. MotoGP-Podestplatz stand der Franzose heute erstmals ganz oben auf dem Podest, nach zwölf zweiten Plätzen erstmals als Sieger – nach etlichen Rückschlägen und Stürzen in diesem Jahr, in dem ihm Teamkollege Jorge Martin immer wieder die Show stahl.

«Da waren heute am Schluss sehr große Emotionen im Spiel», erklärte der 33-jährige Johann Zarco nach seinem 120. Rennen in der MotoGP-Klasse. «Es hat etwas gedauert, bis ich den Sieg nach der Zieldurchfahrt realisiert habe. Es fühlte sich an, als sei ein starkes Gewicht von meinen Schultern gefallen. Ich habe immer gewusst, ich habe jetzt das beste Bike, aber nicht das perfekte Feeling damit. Die MotoGP ist so konkurrenzfähig, alle Fahrer liegen so eng beisammen, du musst in jeder Runde dein Bestes geben. Aber das ist mühsam, denn du musst irgendwann die geeignete Gelegenheit beim Schopf packen und viel Geduld haben. Denn es gibt immer irgendeinen Fahrer, der an einem bestimmten Tag konkurrenzfähiger ist als du. Du musst pushen, aber es ist schwierig.»

«Heute war der ideale Tag für mich. Ich hatte einen guten Startplatz, es hat sich dann ein erfreuliches Rennen für mich entwickelt. Ich habe den Reifenverschleiss tadellos unter Kontrolle gehabt», sagte Zarco. «Ich lag lange hinter Pecco und wusste, dass er seine Pace bis zum Ende durchziehen kann und um das Podest und den zweiten Platz fighten wird. Ich habe eigentlich nicht an den Sieg gedacht, anderseits: Man weiß ja nie… Jorge Martin hat mit dem Soft-Hinterreifen geführt; er hat damit großartigen Zeiten vorgelegt. Ich war erstaunt, wie schnell er damit war. Gleichzeitig war ich überrascht, wie stark er dann in den letzten fünf Runden nachgelassen hat. Zu diesem Zeitpunkt habe ich verstanden, dass an diesem Tag wirklich viel möglich ist. Ich dachte, ich kann heute ein fantastisches Ergebnis einfangen. Jetzt bin ich sooo happy, dass es mir gelungen ist.»

Zarco weiter: «Besonders freut mich, dass mir dieser Erfolg ausgerechnet auf Phillip Island gelungen ist, denn das ist eine spezielle Rennstrecke, die jeder liebt. Deshalb war es ein noch besseres Gefühl und eine noch größere Befriedigung als anderswo, als ich die Ziellinie an erster Position überquert habe.»

Teamkollege Martin kämpft um die WM. Er lag bis zu 3,5 sec vor den Verfolgern, aber der Soft-Hinterreifen hielt die 27 Runden nicht ganz durch. Nach 26 Runden und vier Kurven verlor Martin seinen ersten Platz. Zarco übernahm zuerst den zweiten Platz. Dachte er da schon an den Sieg? Oder überlegte er kurz, ob er Martin die 25 Punkte überlassen sollte?

«Nein, ich war wirklich fokussiert, ihn zu überholen und meinen Schwung beizubehalten. Aber ich überlegte, ob ich ihn in einer anderen Kurve überholen soll, wo ich einen besseren Drive habe und sofort einen kleinen Vorsprung herausfahren kann. Aber ich musste mich beeilen, denn ich wollte eine Attacke von den Jungs hinter mir verhindern. Deshalb habe ich sofort angegriffen. Nein, ich habe nicht an die WM-Situation von Jorge gedacht, nur an das, was ich für meinen Sieg machen muss.»

Ergebnis MotoGP Race, Phillip Island, 21.10.2023

1. Zarco, Ducati, 27 Rdn in 40:39,446 min
2. Bagnaia, Ducati, + 0,201 sec
3. Di Giannatonio, Ducati, + 0,477
4. Binder, KTM, + 0,816
5. Martin, Ducati, + 1,008
6. Bezzecchi, Ducati, + 8,827
7. Miller, KTM, + 9,283
8. Aleix Espargaró, Aprilia, + 9,387
9. Alex Márquez, Ducati, + 9,696
10. Bastianini, Ducati, + 12,523
11. Viñales, Aprilia, + 13,992
12. Marini, Ducati, + 17,078
13. Oliveira, Aprilia, + 19,443
14. Quartararo, Yamaha, + 20,949
15. Marc Márquez, Honda, + 21,118
16. Raúl Fernández, Aprilia, + 32,538
17. Morbidelli, Yamaha, + 37,663
18. Pol Espargaró, KTM, + 37,668
19. Nakagami, Honda, + 37,758
Sturz: Augusto Fernández, KTM
Sturz: Joan Mir, Honda
Nicht gestartet: Alex Rins, Honda

MotoGP-WM-Stand nach 31 von 40 Rennen

1. Bagnaia, 366 Punkte. 2. Martin 339. 3. Bezzecchi 293. 4. Binder 224. 5. Zarco 187. 6. Aleix Espargaró 185. 7. Viñales 165. 7. Zarco 170. 8. Marini 148. 9. Miller 144. 10. Quartararo 134. 11. Alex Márquez 115. 12. Di Giannantonio 86. 13. Morbidelli 79. 14. Oliveira 76. 15. Augusto Fernández 67. 16. Marc Márquez 65. 17. Rins 54. 18. Nakagami 50. 19. Bastianini 42. 20. Raúl Fernández 39. 21. Pedrosa 32. 22. Mir 20. 23. Pol Espargaró 12. 24. Savadori 9. 25. Folger 9. 26. Bradl 8. 27. Pirro 5. 28. Petrucci 5. 29. Crutchlow 3.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 526 Punkte (Weltmeister). 2. KTM 296. 3. Aprilia 274. 4. Yamaha 154. 6. Honda 150.

Team-WM:
1.Prima Pramac Racing, 526 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 441. 3. Ducati Lenovo Team 418. 4. Red Bull KTM Factory Racing 368. 5. Aprilia Racing 355. 6. Monster Energy Yamaha 213. 7. Gresini Racing 201. 8. CryptoDATA RNF 119. 9. LCR Honda 110. 10. GASGAS Factory Racing Tech3, 88. 10. Repsol Honda 85.

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