Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Fabio Di Giannantonio (Ducati/2.): Kein gutes Gefühl

Von Nora Lantschner
Fabio Di Giannantonio hat in Doha viel vor

Fabio Di Giannantonio hat in Doha viel vor

Ausgerechnet Fabio Di Giannantonio, der einer ungewissen MotoGP-Zukunft entgegensieht, war am Freitag in Katar der beste Vertreter einer Ducati-Armada, die weniger souverän als gewohnt auftritt.

Fabio Di Giannantonio verliert seinen Platz 2024 an Marc Márquez und muss sich laut aktuellem Stand aus der MotoGP-WM verabschieden. Der 25-jährige Italiener hat sich aber fest vorgenommen, an den letzten zwei Rennwochenenden der Saison noch um den Sieg zu kämpfen – und legte in Doha am Freitag tatsächlich stark los: Im FP1 war er neben WM-Leader Pecco Bagnaia einer von nur zwei Fahrern, die sich ohne frischen Reifen am Ende der Session in den Top-10 hielten, im Zeittraining unter Flutlicht landete «Diggia» dann als bester Ducati-Pilot auf Platz 2.

«Wir haben den ganzen Tag über einen guten Job gemacht und versucht zu verstehen, wie wir das Gefühl zur Front verbessern können. Denn das Hauptproblem sind im Moment die Reifen. Es geht darum zu verstehen, welcher Reifen der richtige für die lange Distanz und für den Sprint ist», berichtete Di Giannantonio nach dem ersten Trainingstag auf dem neu asphaltierten Losail International Circuit. «Im Moment haben wir mit allen Reifen Schwierigkeiten, wir kämpfen mit Graining, die Reifen körnen. Alle Reifenmischungen lassen so stark nach, dass man wirklich verstehen muss, was man will – Speed oder Haltbarkeit. Daran arbeiten wir sehr hart.»

«Das Gefühl war nicht fantastisch, wir waren aber immer schnell. Das ist gut», fasste der Ducati-GP22-Pilot aus dem Gresini Racing Team am späten Freitagabend zusammen. «Wir brauchen jetzt heute Nacht nur viel Zeit, um zu analysieren und zu verstehen, was wir tun können, um dieses Front-Feeling zu verbessern.»

Der neue Streckenbelag sei grundsätzlich sehr gut, versicherte der Römer auf Nachfrage. «Ich muss den Jungs, die die Strecke asphaltiert haben, ein Kompliment aussprechen. Sie haben einen unglaublichen Job gemacht. Ich glaube, wir sind noch nie auf eine Piste gekommen, die so stark verbessert wurde. Es ist super-eben, wie ein Billardtisch. Die Kerbs sind auch gut, genauso der Übergang vom Asphalt zu den Bordsteinen. Sie haben einen großartigen Job gemacht. Aber ja, wenn du so einen guten Belag machst, dann hast du viel Grip und musst die Reifen-Spezifikation anpassen. Das bedeutet nichts Schlechtes für den Reifen, ich glaube einfach, dass Michelin und auch wir als Teams noch verstehen müssen, wie wir mit diesem guten Grip-Level auf der Strecke arbeiten müssen.»

Auf die Schwierigkeiten seiner Ducati-Markenkollegen angesprochen – gerade Jorge Martin hatte in der Abend-Session massive Probleme – sagte Diggia ganz offen: «Ich habe auch Mühe. Das Front-Feeling ist gar nicht gut. Vielleicht haben wir aber einfach auf eine bessere Weise angefangen oder mit den ganzen Dingen, die wir heute probiert haben, die richtige Richtung eingeschlagen. Wie ihr wisst, tauschen wir bei Ducati aber alle Daten und Informationen aus, daher bin ich ziemlich sicher, dass morgen alle Ducati-Piloten einen Schritt machen werden. Vielleicht können sie auch etwas von meinen Runden und meinem Bike stehlen», schob er schmunzelnd nach.

Durchwegs stark präsentieren sich dagegen die Vertreter des zweiten italienischen Herstellers aus Noale. «Die Aprilia haben immer viel ‚edge grip‘ und auf dieser Strecke, auf der man super-sanft fahren und viel Speed in die Kurven mitnehmen muss, haben sie vielleicht das Extra. Ich habe aber von Maverick gehört, dass auch sie die Reifen ruinieren. Für das Rennen wird es also interessant.»

Zu seiner Zielsetzung sagte Di Giannantonio: «Das Ziel für das Qualifying ist, in die erste Reihe zu fahren. Denn wenn du im Sprint und im GP-Rennen einen wirklich guten Job machen willst, musst du auch vorne losfahren. Die erste Startreihe wäre also schön, auch weil mein Crew-Chief [Frankie Carchedi] in den vergangenen Jahren nie eine Pole-Position geschafft hat. Ich will also wirklich versuchen, ihm und mir eine Pole zu bescheren. Und wenn man dann vorne startet, kann man auch ein gutes Rennen machen. Zunächst brauch man aber das gute Qualifying.»

Darauf liegt nun der Fokus des Dritten von Phillip Island. Auf die unvermeidbare Frage zu seiner ungewissen Zukunft schmunzelte er zwar, verwies aber entschieden auf seinen Manager Diego Tavano: «Fragt ihn!»

MotoGP-Ergebnis, Zeittraining, Doha (17.11.):

1. Raúl Fernández, Aprilia, 1:52,843 min
2. Di Giannantonio, Ducati, + 0,049 sec
3. Viñales, Aprilia, + 0,093
4. Binder, KTM, + 0,112
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,190
6. Marini, Ducati, + 0,251
7. Martin, Ducati, + 0,352
8. Bagnaia, Ducati, + 0,359
9. Augusto Fernández, KTM, + 0,446
10. Marc Márquez, Honda, + 0,480
11. Miller, KTM, + 0,494
12. Alex Márquez, Ducati, + 0,718
13. Morbidelli, Yamaha, + 0,721
14. Pol Espargaró, KTM, + 0,853
15. Bezzecchi, Ducati, + 0,861
16. Zarco, Ducati, + 0,935
17. Mir, Honda, + 1,078
18. Bastianini, Ducati, + 1,094
19. Oliveira, Aprilia, + 1,162
20. Lecuona, Honda, + 1,411
21. Quartararo, Yamaha, + 1,417
22. Nakagami, Honda, + 1,598

MotoGP-Ergebnis FP1, Doha (17.11.):

1. Martin, Ducati, 1:56,393 min
2. Zarco, Ducati, + 0,172 sec
3. Bagnaia, Ducati, + 0,229
4. Raúl Fernández, Aprilia, + 0,292
5. Morbidelli, Yamaha, + 0,411
6. Marini, Ducati, + 0,426
7. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,427
8. Di Giannantonio, Ducati, + 0,437
9. Pol Espargaró, KTM, + 0,492
10. Brad Binder, KTM, + 0,501
11. Quartararo, Yamaha, + 0,568
12. Viñales, Aprilia, + 0,582
13. Miller, KTM, + 0,667
14. Augusto Fernández, KTM, + 0,703
15. Oliveira, Aprilia, + 1,213
16. Alex Márquez, Ducati, + 1,442
17. Bastianini, Ducati, + 1,589
18. Bezzecchi, Ducati, + 1,678
19. Mir, Honda, + 1,784
20. Marc Márquez, Honda, + 1,800
21. Lecuona, Honda, + 1,951
22. Nakagami, Honda, + 4,036

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