Reifendruck-Vergehen: 15 Piloten drohen Zeitstrafen
Jack Miller und Raúl Fernández sind beide verwarnt
In der MotoGP-Saison 2023 werden die Reifendrücke in den Vorderreifen erstmals mit Einheits-Sensoren von LDL überwacht. Ursprünglich hätten bereits nach drei Grands Prix drastische Strafen drohen sollen, wenn der von Michelin vorgeschriebene Mindestdruck nicht eingehalten wird.
Denn der französische Reifenlieferant ist überzeugt, das Unterschreiten des Limits könnte die Haltbarkeit des Reifens gefährden, besonders weil die Aerodynamik-Auswüchse, Devices und Co. den Vorderreifen immer mehr beanspruchen.
Andrerseits bedeutet weniger Druck mehr Grip. Außerdem betonen die Fahrer und Teams immer wieder, man könne und wolle nicht mit zu hohem Druck starten, weil die Reifentemperatur und damit der Luftdruck im Vorderreifen im Pulk schnell ansteigen, was wiederum das Sturzrisiko erhöhe – und der Rennverlauf ist natürlich kaum vorhersehbar.
In der Praxis erwies sich die Umsetzung dieser Vorschrift daher als kompliziert, die Einführung wurde mehrmals verschoben, bis die Regelung mit dem Silverstone-GP nach der Sommerpause dann doch in Kraft trat.
Folgendes gilt: Der Zielwert für den Vorderreifen, der bei 1,88 bar angesetzt wurde (aber je nach Strecke leicht variieren kann), muss im Sprint (bei 15 oder weniger Runden) über 30 Prozent der Zeit eingehalten werden und im Grand Prix (bei mehr als 15 Runden) über 50 Prozent.
Weil das System neu ist und während einer laufenden Saison eingeführt wurde, droht bis auf Weiteres keine Disqualifikation. Stattdessen einigten sich die FIM MotoGP Stewards auf ein gestaffeltes Strafmaß in Form von Zeitstrafen, die nach dem Rennen addiert werden:
1. Vergehen: Verwarnung
2. Vergehen: 3-Sekunden-Strafe
3. Vergehen: 6-Sekunden-Strafe
4. Vergehen: 12-Sekunden-Strafe
Beim Catalunya-GP wurde mit Maverick Viñales ein erster MotoGP-Pilot verwarnt. Beim Thailand-GP war es sein Aprilia-Teamkollege Aleix Espargaró, der als Erster wegen eines zweiten Reifendruck-Vergehens in der laufenden Saison mit einer 3-Sekunden-Zeitstrafe belegt wurde, die ihn im Klassement von Platz 5 auf den achten Rang zurückwarf.
Ein Szenario, das beim Saisonfinale einer ganzen Reihe von MotoGP-Assen droht: Mittlerweile 18 Fahrer bekamen schon eine offizielle Verwarnung. Pedrosa, Bautista und Lecuona sind in Valencia nicht am Start, den verbliebenen 15 MotoGP-Piloten dieser langen Liste drohen beim nächsten Vergehen Zeitstrafen – inklusive beiden Titelanwärtern.
Offiziell wegen des Reifendrucks verwarnt wurden bisher:
Maverick Viñales (Aprilia) im GP-Rennen von Montmeló
Dani Pedrosa* (KTM) im GP-Rennen von Misano
Franco Morbidelli (Yamaha) im GP-Rennen von Mandalika
Raúl Fernández (Aprilia) im GP-Rennen von Mandalika
Aleix Espargaró (Aprilia) im GP-Rennen von Mandalika
Marco Bezzecchi (Ducati) im GP-Rennen von Mandalika
Pol Espargaró (KTM) im GP-Rennen von Buriram
Jorge Martin (Ducati) im GP-Rennen von Buriram
Marc Márquez (Honda) im GP-Rennen von Buriram
Pecco Bagnaia (Ducati) im GP-Rennen von Sepang
Luca Marini (Ducati) im GP-Rennen von Sepang
Álvaro Bautista* (Ducati) im GP-Rennen von Sepang
Enea Bastianini (Ducati) im GP-Rennen von Sepang
Iker Lecuona* (Honda) im GP-Rennen von Sepang
Johann Zarco (Ducati) im GP-Rennen von Lusail
Augusto Fernández (KTM) im GP-Rennen von Lusail
Jack Miller (KTM) ein GP-Rennen von Lusail
Alex Márquez (Ducati) ein GP-Rennen von Lusail
*= Wildcard-/Ersatz-Fahrer
Eine 3-Sekunden-Strafe für das zweite Vergehen kassierte:
Aleix Espargaró (Aprilia) im GP-Rennen von Buriram