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Pit Beirer: «Binder hat uns den Hintern gerettet»

Von Günther Wiesinger
Statt es möglichen Doppelsiegs musste die Red Bull-KTM-Mannschaft in Valencia zuerst den 4. Platz durch Brad Binder hinnehmen. Doch am Ende bekam er Platz 3 serviert! Pit Beirer zog das Resümee des Wochenendes.

In der Red Bull-KTM-Box herrschte während des 27-Runden-MotoGP-Rennens eine angespannte Stimmung, als Binder vor Miller führte und der erste Doppelsieg in der siebenjährigen MotoGP-Geschichte der Österreicher in Reichweite lag. Noch dazu hier in Valencia, wo Pol Espargaró mit dem dritten Platz im Regenrennen 2018 mit Rang 3 den ersten Podestplatz der KTM RC16 bewerkstelligt hat.

Doch dann verbremste sich Brad Binder in Runde 13, er musste sich in die Long-Lap-Spur retten und Jack Miller die Führung überlassen. Binder fiel auf Platz 6 hinter Miller, Bagnaia, Zarco, Viñales und Alex Márquez zurück und fädelte sich vor «Diggia» wieder ein.

Binders erfolgreicher Crew-Chief Andres Madrid hatte dem Südafrikaner nach Platz 2 im Sprint am Samstag eingeschärft, er habe am Sonntag nichts zu verlieren, er solle sich deshalb mit einem zweiten Platz am besten gar nicht mehr in der Box blicken lassen. Und natürlich war diese freundliche Aufforderung zu bedingungslosen Attacke nicht ganz ernst gemeint…

Aber KTM hätte ja eventuell von einem Geplänkel der Titelanwärter bei Ducati profitieren können.

Tatsächlich setzte sich Binder sofort nach dem unfreiwilligen Umweg wieder in Marsch in Richtung Top-3, doch er schnappte sich Alex Márquez in übereifriger Manier und bekam prompt eine «drop one position»-Strafe angezeigt. Also liess er Viñales vorbei, nachdem er den Aprilia-Fahrer ausgetrickst hatte.

Doch in Runde 19 der nächste Schock in der KTM-Box: Jack Miller schmiss den ersten Platz in Turn 11 weg. Aus der Traum vom fünften MotoGP-Sieg auf der dritten unterschiedlichen Marke nach Honda und Ducati.

Da Fabio Di Giannantonio am Schluss gewaltig aufdrehte, musste sich Brad Binder vorerst mit Platz 4 zufriedengeben. Trotzdem wurde «Brad Attack» für seinen spektakulären Aufritt in der Box mit tosendem Applaus empfangen, obwohl er seit Spielberg im August 2021 nicht mehr gewonnen hat und KTM jetzt in der «premier class» seit 2. Oktober 2022 (Miguel Oliveira in Buriram) sieglos ist.

Und mehr als eineinhalb Stunden später trafen bei Red Bull erfreuliche Nachrichten ein: Da Fabio Di Giannatonio (erst auf Platz 2) mit einem zu geringen Luftdruck im Vorderreifen erwischt wurde und einen 3-sec Penalty bekam, wurde Binder auf Platz 3 befördert. Zarco rutschte auf Platz 2 vor.

Eine später Entscheidung für die Dutch-TT in Assen, wo er zweimal wegen Track-Limits-Vergehen im Nachhinein von Platz 3 auf Platz 4 strafversetzt wurde. 

SPEEDWEEK.com traf in der Red Bull-KTM Box während der Auslaufrunde einen nicht wesentlich enttäuschten KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer an. «Ja, für unseren Geschmack war dieser Rennen ein bisschen zu abwechslungsreich», seufzte er. «Wir waren eigentlich an diesem Wochenende so glücklich, weil die erhoffte Performance voll da war und wir mit beiden Fahrern um die Spitze kämpfen konnten. Der Sieg war greifbar, aber wenn du solche Matchbälle bekommst und ein Doppelsieg möglich ist, ist ein vierter Platz zu wenig. Aber wichtig ist, dass alle gesund heimgekommen sind. Jetzt heisst es durchschnaufen und nächstes Jahr neu anzugreifen.»

KTM wird alles tun, um die unfassbare Überlegenheit von Ducati (18 Pole-Positions und 17 GP-Siege in 20 Rennen) nächstes Jahr spürbar abzuschwächen.

«Ducati setzt in unserem Sport gerade die ‘benchmark’. Aber jammern nützt nichts. Heimgehen, arbeiten, besser werden – das ist die Devise», ergänzte Pit Beirer.

Jack Miller verpasste die Chance auf ein versöhnliches Saisonende durch den Crash in Turn 11. Beirer: «Fahrerisch hätte Jack es draufgehabt und vielleicht auch verdient, den Sieg zu holen. Aber in der MotoGP ist es ein schmaler Grat zwischen Performance und Crash. Dafür hat uns Brad wie so oft n diesem Jahr den Hintern gerettet. Es ist großartig, was er Wochenende für Wochenende leistet.»

Ergebnisse MotoGP-Rennen Valencia (26.11.):

1. Pecco Bagnaia (I), Ducati, 27 Runden in 40:48,525 min
2. Johann Zarco (F), Ducati, +0,360
3. Brad Binder (ZA), KTM, +2,347
4. Fabio Di Giannantonio* (I), Ducati, +3,176 sec
5. Raúl Fernández (E), Aprilia, +4,363
6. Alex Márquez (E), Ducati, +4,708
7. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +4,736
8. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +8,014
9. Luca Marini (I), Ducati, +9,486
10. Maverick Viñales (E), Aprilia, +10,556
11. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +12,001
12. Takaaki Nakagami (J), Honda, +21,695
13. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +43,297
14. Pol Espargaró (E), KTM
– Alex Rins (E), Honda, 19 Runden zurück
– Jack Miller (AUS), KTM, 18 Runden zurück
– Enea Bastianini (I), Ducati, 9 Runden zurück
– Augusto Fernández (E), KTM, 9 Runden zurück
– Marc Márquez (E), Honda, 5 Runden zurück
– Jorge Martin (E), Ducati, 5 Runden zurück
– Marco Bezzecchi (I), Ducati, erste Runde nicht beendet

*= 3-Sekunden-Strafe (Reifendruck-Vergehen)

Ergebnisse MotoGP-Sprint Valencia (25.11.):

1. Martin, Ducati, 13 Runden in 19:38,827 min
2. Binder, KTM, +0,190 sec
3. Marc Márquez, Honda, +2,122
4. Viñales, Aprilia, +3,106
5. Bagnaia, Ducati, +4,253
6. Di Giannantonio, Ducati, +4,400
7. Bezzecchi, Ducati, +4,502
8. Alex Márquez, Ducati, +5,578
9. Zarco, Ducati, +5,910
10. Augusto Fernández, KTM, +6,095
11. Raúl Fernández, Aprilia, +7,674
12. Miller, KTM, +8,098
13. Aleix Espargaró, Aprilia, +9,513
14. Pol Espargaró, KTM, +12,453
15. Bastianini, Ducati, +12,599
16. Nakagami, Honda, +13,787
17. Marini*, Ducati, +13,887
18. Morbidelli*, Yamaha, +14,943
19. Rins, Honda, +20,378
20. Savadori, Aprilia, +25,017
– Quartararo, Yamaha, 9 Runden zurück

*= 3-Sekunden-Strafe (Reifendruck-Vergehen)

MotoGP-WM-Endstand nach 39 Rennen:

1. Bagnaia, 467 Punkte. 2. Martin 428. 3. Bezzecchi 329. 4. Binder 293. 5. Zarco 225. 6. Aleix Espargaró 206. 7. Viñales 204. 8. Marini 201. 9. Alex Márquez 177. 10. Quartararo 172. 11. Miller 163. 12. Di Giannantonio 151. 13. Morbidelli 102. 14. Marc Márquez 96. 15. Bastianini 84. 16. Oliveira 76. 17. Augusto Fernández 71. 18. Nakagami 56. 19. Rins 54. 20. Raúl Fernández 51. 21. Pedrosa 32. 22. Mir 26. 23. Pol Espargaró 15. 24. Savadori 12. 25. Folger 9. 26. Bradl 8. 27. Pirro 5. 28. Petrucci 5. 29. Crutchlow 3.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 700 Punkte. 2. KTM 373. 3. Aprilia 326. 4. Yamaha 196. 5. Honda 185.

Team-WM:
1. Prima Pramac Racing, 653 Punkte. 2. Ducati Lenovo Team 561. 3. Mooney VR46 Racing 530. 4. Red Bull KTM Factory Racing 456 5. Aprilia Racing 410. 6. Gresini Racing 328. 7. Monster Energy Yamaha 274. 8. CryptoDATA RNF 134. 9. Repsol Honda 122. 10. LCR Honda 116. 11. GASGAS Factory Racing Tech3, 95.

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