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RNF-Team: Aprilia hat den Vertrag für 2024 aufgelöst

Von Günther Wiesinger
Für die Eigentümer von RNF Racing kommt es knüppeldick. 24 Stunden nach Platz 5 durch Raul Fernández in Valencia kassierte Dorna die zwei Slots ein, dann kündigte Aprilia den Vertrag als Motorradlieferant.

Offiziell ist nicht entschieden, welchem neuen Eigentümer das MotoGP Selection Committee (bestehend aus FIM, IRTA und Dorna) das in Auflösung begriffene CryptoDATA-RNF-Aprilia übergeben wird. Aber nach den Recherchen von SPEEDWEEK.com steht der 42-jährige Justin Marks, ein amerikanischer Rennfahrer, Unternehmer und aktueller Besitzer von Trackhouse Racing in der NASCAR Cup Series, in höchst aussichtsreicher Position für die Rolle des neuen MotoGP-Teambesitzers mit einem Aprilia-Kundenteam.

Am Montag nach dem WM-Finale in Valencia, in dem der RNF-Aprilia-Pilot Raúl Fernández mit Platz 5 sein bestes Ergebnis in der «premier class» erreichte, ging bei der bisherigen RNF-Mannschaft bereits ein Wandel vor sich. Es war zwar noch die gesamte Technikcrew zugegen, aber sie trug keine Teamuniform mehr, es sollte wohl nichts mehr an die bisherigen Eigentümer erinnern. Deshalb verteilte Aprilia Dutzende T-Shirts mit der Aufschrift «Aprilia Racing» verteilt. «Wir haben nur drei Sets von Teamuniformen, und die sind nach vier Tagen alle schmutzig», meinte ein Teammitglied. «Deshalb hat uns Aprilia eingekleidet…»

Am Dienstag werden die bisherigen RNF-Mitarbeiter nicht tätig werden, weil sie noch bei RNF unter Vertrag stehen. Das Aprilia- Testteam wird Fernández betreuen.

Aprilia Racing hat am Montagabend nach dem WM-Finale den Vertrag mit dem RNF-Team gekündigt. Das CryptoDATA-RNF-Team operierte in diesem Jahr mit einem Budget von 11,6 Millionen Euro. Jetzt ist zu hören, die Rennfirma RNF Racing Limited sei stark verschuldet.

Aber das RNF-Team steht zumindest bei Aprilia Racing nicht in der Kreide. Denn die Dorna hat die üblichen Kundenteam-Zuschüsse in der Höhe von 5 Millionen Euro direkt nach Noale überwiesen, womit die Leasing- und Materialkosten weitgehend abgedeckt wurden.

Die Trucks, die Hospitality und die Boxendekoration präsentierten am Montag noch die Aufkleber der bisherigen Sponsoren. Übrigens: Die ehemalige Petronas-Yamaha-Mannschaft, aus der 2022 das WithU-Yamaha-Team und 2023 das CryptoDATA-RNF-Team hervorging, wird 2024 zum vierten Mal in Folge einen Eigentümerwechsel und neue Geldgeber erleben. Und wieder in einem neuen Design auftreten!

Deshalb wurden die Trucks und die Hospitality bereits 2022 in British Racing Green matt lackiert und nur ein paar Sponsornamen draufgeklebt.

CryptoDATA-CEO Ovidiu Toma hat nach der Dorna-Mitteilung vom Montag, er habe seine beiden MotoGP-Slots verloren, einen Rechtsstreit mit WM-Promoter Dorna Sports S.L. angekündigt.

Ovidiu Tomas 60-Prozent-Anteil an RNF Racing ist durch den Verlust der zwei MotoGP-Plätze schlagartig ziemlich wertlos geworden. Das Gleiche gilt für den 40 Prozent-Anteil an RNF, den der abgesetzte Teamprinzipal Razali Razali hält.

Jedenfalls handelt es sich bei diesem geplanten Eigentümerwechsel um eine delikate Angelegenheit.

Auffällig: Die Dorna-TV-Kommentatoren haben auf motogp.com am vergangenen Wochenende das Thema «RNF Aprilia Zukunft» hartnäckig totgeschwiegen. Auch bei motogp.com, der Online-Plattform der Dorna, wurde das heikle Thema nicht erwähnt.

Am morgigen Dienstag wird nur Rául Fernández für das Aprilia-Satellitenteam testen. Er steuert erstmals zwei RS-GP23, wie sie in der vergangenen Saison von Aleix Espargaró und Maverick Viñales eingesetzt wurden.

Miguel Oliveira wünscht sich übrigens für die kommende Saison sehnsüchtig eine Aprilia RS-GP24. Sein Vater Paulo Oliveira hat darüber am Wochenende mit Aprilia verhandelt. Auch Aleix Espargaró sehnt so ein Szenario herbei. «Weil wir mehr Daten austauschen können, wenn auch im Satellitenteam identische Bikes eingesetzt werden, erklärte er.

«Von der Ersatzteilversorgung und von der Logistik her wäre ein System mit vier Fahren auf identischen Motorrädern vorteilhaft», meint Paolo Bonora, Race Manager bei Aprilia Racing. «Ich weiß, Miguel wünscht sich das. Aber bei uns wurde noch nichts entschieden.»

Für Werksmaschinen des neuesten Jahrgangs würden natürlich höhere Leasinggebühren fällig als für die diesjährigen Gebrauchtmotorräder aus dem Vorjahr.

Der neue Teameigentümer muss also sehr rasch entscheiden, ob er das zusätzliche Investment bei Aprilia abliefern will.

Übrigens: Bei Aprilia Racing wird bereits seit einem Jahr ein neues Karbon-Chassis entwickelt, das am morgigen Dienstag von Testfahrer Lorenzo Savadori in der Mittagspause zwei Stunden lang probegefahren wird. Abgesehen von diesen zwei Stunden wird der Italiener nicht im Sattel sitzen, weil seine Technikcrew den Stammfahrer Raúl Fernández betreuen wird.


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