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Pecco Bagnaia (Ducati): «Dieses Jahr war schwieriger»

Von Nora Lantschner
Francesco Bagnaia, dreifacher Weltmeister

Francesco Bagnaia, dreifacher Weltmeister

Im Rückblick auf die Saison 2023 erklärt MotoGP-Champion Pecco Bagnaia, was im Vergleich zu 2022 anders war, welche Fehler sich wiederholten und in welchem Bereich er selbst die größte Entwicklung durchmachte.

Als erster Fahrer seit Mick Doohan 1998 gelang Francesco «Pecco» Bagnaia mit der Startnummer 1 die erfolgreiche Titelverteidigung in der Königsklasse. In der MotoGP-Ära war es vor ihm nur seinem Mentor Valentino Rossi und Marc Márquez gelungen, aufeinanderfolgende Titel zu holen.

Der 26-jährige Italiener legte beim Saisonauftakt 2023 in Portimão mit Siegen in der Sprint-Premiere und dem Auftaktrennen auf überzeugende Manier los, schien danach jedoch mit den Rennstürzen in Termas de Río Hondo und Austin in alte Muster zurückzufallen.

Gerade der Nuller beim Texas-GP war bitter, weil der Ducati-Werksfahrer in Führung liegend stürzte und sich den Ausrutscher nicht erklären konnte. Er ging in seiner ersten Enttäuschung sogar so weit, sich eine weniger stabile Desmosedici GP23 zu wünschen, weil ihm sein Arbeitsgerät offenbar zu viel Sicherheit vermittelt habe. Mit etwas Abstand verglich Bagnaia seinen Austin-Aussetzer mit dem Sturz von Jorge Martin in Indonesien, als der Pramac-Ducati-Pilot seine zwischenzeitliche WM-Führung nach nur 24 Stunden wieder im Kiesbett versenkte.

«Martin hatte so großes Selbstvertrauen, er hat gepusht und seinen Vorsprung auf drei Sekunden ausgebaut... Und ohne zu wissen, warum es passiert, ist er dann gestürzt. Das ist mir in Austin passiert. Ich fühlte mich unschlagbar», schilderte Pecco. «Dann war ich in Kurve 2 etwas weiter und bin über die Front gestürzt. Ich weiß bis heute nicht genau, warum ich gestürzt bin. Was ich aber verstanden habe: Manchmal ist es besser, ruhiger zu bleiben, die Situation mit den Reifen besser zu verstehen und erst dann zu pushen. Denn das Vorjahr war eine bedeutete Lektion, aber auch die erste Hälfte dieser Saison.»

Bagnaia fällt es nicht leicht, 2022 und 2023 zu vergleichen, immerhin waren die Voraussetzungen grundverschieden. Im Vorjahr musste er gegen Yamaha-Werksfahrer Fabio Quartararo ganze 91 Punkte Rückstand zur Halbzeit wettmachen. In diesem Jahr trug er die Last der Favoritenrolle, dazu lauerten die gefährlichsten Herausforderer angeführt von Martin im eigenen Ducati-Lager.

«2022 und 2023 sind nur schwer zu vergleichen», grübelte der mittlerweile 18-fache MotoGP-Sieger (nur Stoner gelangen auf Ducati mit 23 GP-Siegen noch mehr). «Ich glaube, Fabio hat im Vorjahr sehr gut begonnen. Als ich anfing zu gewinnen, hatte er dann aber größere Probleme. Er ist so schnell, aber sein Motorrad gab ihm nicht die Möglichkeit, gegen mich zu kämpfen. Wir waren in einer anderen Situation. In diesem Jahr fing Jorge nach Barcelona an, sehr viel Selbstvertrauen aufzubauen und Punkte aufzuholen, Wochenende für Wochenende. Es war schwierig, das aufzuhalten. Mein Sturz in Indien war mit Sicherheit auch ein Plus für seine Aufholjagd.»

«In diesem Jahr war es schwieriger, ehrlich gesagt», fasste Bagnaia zusammen. «Wenn man Daten austauscht, ist das hilfreich, manchmal erhöht es aber auch den Stress. Ich erinnere mich an Rennwochenenden, an denen ich konkurrenzfähiger war – oder Jorge war konkurrenzfähiger, das gilt für beide Seiten», schob der Ducati-Lenovo-Werksfahrer eilig nach. «Ich hatte seine Daten, er hatte meine – und wir verbesserten uns auf die gleiche Weise.»

Dass Bagnaia dennoch die Ruhe bewahrte und in einem umkämpften Saisonfinale die Oberhand behielt, ist seiner Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr zu verdanken. «Es ist das Bewusstsein, konkurrenzfähiger zu sein», antwortete er auf die Frage nach dem Unterschied, der ihn 2023 zum besseren Fahrer gemacht habe. «Im Vorjahr war ich beim Finale in Valencia viel mehr unter Druck, obwohl ich 23 Punkte Vorsprung hatte und nur ein Rennen zu fahren war. Es war eine komplett andere Situation. Denn in diesem Jahr ging ich mit 14 Punkten Vorsprung ins letzte Rennen – und Jorge war schnell.»

«Ich glaube, dass ich einen großen Schritt nach vorne gemacht habe, wenn es darum geht, ruhig zu bleiben und Situationen besser zu händeln. Mein Team war mir dabei eine große Hilfe. Und ich werde weiterhin versuchen, aus meinen Fehlern zu lernen. Im Vorjahr war ich schon der Meinung, dass ich etwas gelernt hätte. In dieser Saison unterliefen mir im zweiten und dritten Rennen aber wieder dieselben Fehler wie im Vorjahr. Ich glaube, jedes Jahr ist ein Prozess, um mich zu verbessern. Wir müssen auf diese Weise weitermachen – lernen und versuchen, uns jedes Mal zu verbessern», gab der nun zweifache MotoGP-Champion die weitere Marschrichtung vor.

Ergebnisse MotoGP-Rennen Valencia (26.11.):

1. Pecco Bagnaia (I), Ducati, 27 Runden in 40:48,525 min
2. Johann Zarco (F), Ducati, +0,360
3. Brad Binder (ZA), KTM, +2,347
4. Fabio Di Giannantonio* (I), Ducati, +3,176 sec
5. Raúl Fernández (E), Aprilia, +4,363
6. Alex Márquez (E), Ducati, +4,708
7. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +4,736
8. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +8,014
9. Luca Marini (I), Ducati, +9,486
10. Maverick Viñales (E), Aprilia, +10,556
11. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +12,001
12. Takaaki Nakagami (J), Honda, +21,695
13. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +43,297
14. Pol Espargaró (E), KTM
– Alex Rins (E), Honda, 19 Runden zurück
– Jack Miller (AUS), KTM, 18 Runden zurück
– Enea Bastianini (I), Ducati, 9 Runden zurück
– Augusto Fernández (E), KTM, 9 Runden zurück
– Marc Márquez (E), Honda, 5 Runden zurück
– Jorge Martin (E), Ducati, 5 Runden zurück
– Marco Bezzecchi (I), Ducati, erste Runde nicht beendet

*= 3-Sekunden-Strafe (Reifendruck-Vergehen)

Ergebnisse MotoGP-Sprint Valencia (25.11.):

1. Martin, Ducati, 13 Runden in 19:38,827 min
2. Binder, KTM, +0,190 sec
3. Marc Márquez, Honda, +2,122
4. Viñales, Aprilia, +3,106
5. Bagnaia, Ducati, +4,253
6. Di Giannantonio, Ducati, +4,400
7. Bezzecchi, Ducati, +4,502
8. Alex Márquez, Ducati, +5,578
9. Zarco, Ducati, +5,910
10. Augusto Fernández, KTM, +6,095
11. Raúl Fernández, Aprilia, +7,674
12. Miller, KTM, +8,098
13. Aleix Espargaró, Aprilia, +9,513
14. Pol Espargaró, KTM, +12,453
15. Bastianini, Ducati, +12,599
16. Nakagami, Honda, +13,787
17. Marini*, Ducati, +13,887
18. Morbidelli*, Yamaha, +14,943
19. Rins, Honda, +20,378
20. Savadori, Aprilia, +25,017
– Quartararo, Yamaha, 9 Runden zurück

*= 3-Sekunden-Strafe (Reifendruck-Vergehen)

MotoGP-WM-Endstand nach 39 Rennen:

1. Bagnaia, 467 Punkte. 2. Martin 428. 3. Bezzecchi 329. 4. Binder 293. 5. Zarco 225. 6. Aleix Espargaró 206. 7. Viñales 204. 8. Marini 201. 9. Alex Márquez 177. 10. Quartararo 172. 11. Miller 163. 12. Di Giannantonio 151. 13. Morbidelli 102. 14. Marc Márquez 96. 15. Bastianini 84. 16. Oliveira 76. 17. Augusto Fernández 71. 18. Nakagami 56. 19. Rins 54. 20. Raúl Fernández 51. 21. Pedrosa 32. 22. Mir 26. 23. Pol Espargaró 15. 24. Savadori 12. 25. Folger 9. 26. Bradl 8. 27. Pirro 5. 28. Petrucci 5. 29. Crutchlow 3.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 700 Punkte. 2. KTM 373. 3. Aprilia 326. 4. Yamaha 196. 5. Honda 185.

Team-WM:
1. Prima Pramac Racing, 653 Punkte. 2. Ducati Lenovo Team 561. 3. Mooney VR46 Racing 530. 4. Red Bull KTM Factory Racing 456 5. Aprilia Racing 410. 6. Gresini Racing 328. 7. Monster Energy Yamaha 274. 8. CryptoDATA RNF 134. 9. Repsol Honda 122. 10. LCR Honda 116. 11. GASGAS Factory Racing Tech3, 95.

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