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Trackhouse Aprilia: «US-Fahrer viele Jahre entfernt»

Von Günther Wiesinger
Justin Marks (42), Besitzer des Trackhouse Racing Aprilia Teams, will die MotoGP-WM in Amerika wieder auf die Landkarte bringen. Ein zweiter US-GP wäre hilfreich, auch die Förderung von US-Talenten ist zeitnah geplant.

Das im November 2022 beim Valencia-GP vorgestellte neue
rumänisch-malaysische RNF-Aprilia-Kundenteam ging nach der ersten MotoGP-Saison unter. Obwohl es mit der Fahrerpaarung Miguel Oliveira und Raúl Fernández immerhin vier Top-6-Ergebnisse bei den Hauptrennen erreicht hatte, entzog das «MotoGP Participation Committee» (bestehend aus IRTA, Dorna und FIM) der Mannschaft von Razlan Razali nach heftigen Turbulenzen am Tag nach dem Valencia-GP die beiden Startplätze für 2024, trotz eines gültigen Vertrags mit der Dorna bis Ende 2026.

Justin Marks, Besitzer der Trackhouse Entertainment Group und des renommierten Trackhouse Racing Teams in der US-NASCAR-Serie, übernahm danach ohne lange Bedenkzeit die beiden MotoGP-Slots für die nächsten drei Jahre, inklusive beiden Fahrern (für 2024) und dem gesamten Personal.

Der Trackhouse-Rennstall wird eng an das Aprilia-Werksteam mit den Piloten Aleix Espargaró und Maverick Viñales angegliedert und sogar im Aprilia-Racing-Hauptquartier in Noale stationiert sein.

«Wir wollen ein starkes Independent Team bilden und eng mit dem Werk zusammenarbeiten», erklärte Justin Marks (42), dessen Vermögen auf $ 50 Millionen geschätzt wird und der sein erfolgreiches NASCAR-Geschäftsmodell (2 Siege mit Ross Chastain 2023, 1 Pole-Position, zehn Top-5-Ergebnisse bei 36 Rennen und 640 Führungsrunden) auch in der MotoGP zur Entfaltung bringen und einige namhafte Sponsoren aus der NASCAR zum Mitmachen in der Zweirad-Königsklasse überzeugen will.

«Ich denke, es ist möglich, dass wir einige unserer bisherigen Sponsoren auch in der MotoGP dabei haben werden», erklärte Justin Marks im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com. «Was wir in der NASCAR tun, hilft unseren Partnern wirklich bei ihrer Marketing-Strategie in Nordamerika. Wir haben aber auch Partner, die globale Unternehmen sind, wie zum Beispiel Anheuser Busch und Coca Cola. Wir haben jetzt die Gelegenheit, große globale Marken in den MotoGP-Sport zu bringen. Wir sind erfolgreich bei solchen Bemühungen mit unseren NASCAR-Aktivitäten hinsichtlich des amerikanischen Markts. Jetzt arbeiten wir emsig daran, große Geldgeber für die MotoGP zu gewinnen.»

Die MotoGP-Live TV-Coverage bei den reichweitenstarken TV-Sendern NBC und CNBC sollte Trackhouse helfen, neue Geldgeber für das MotoGP-Team zu finden, für dessen Betrieb ca. 15 Millionen Euro nötig sein werden, wobei fünf Millionen die Dorna beisteuert.

MotoGP in den USA: Mehr Rennen & Talentförderung

Für die Dorna Sports S.L. liegt das US-Geschäft weitgehend brach. Denn es gab in der Vergangenheit bis zu drei US-GP (Laguna Seca, Indianapolis und Texas), jetzt ist nur noch der Circuit of the Americas (COTA) als Schauplatz übrig geblieben. Doch die Zuschauerzahlen lassen dort seit Jahren stark zu wünschen übrig – denn es fehlen Lokalhelden wie Nicky Hayden, Ben Spies oder Colin Edwards. Es reicht nicht einmal mehr für einen halbwegs brauchbaren heimischen Wildcard-Fahrer aus der MotoAmerica Superbike Championship.

«Es wäre unser Traum, eines Tages einen amerikanischen Fahrer im MotoGP-Team zu haben», verriet Justin Marks gegenüber SPEEDWEEK.com. «Aber wir sind Jahre von diesem Ziel entfernt. In der Zwischenzeit können wir uns mit amerikanischen Sponsoren und Partnern zusammentun, die amerikanische Persönlichkeiten sind und die amerikanische Story erzählen können.»

«Wir wollen mit der Dorna und den MotoGP-Verantwortlichen zusammenarbeiten, um dem Sport in Nordamerika ein Wachstum zu bescheren. Wir möchten mehr Zuschauer raus zu den Rennen bringen, vielleicht brauchen wir einen zweiten US-GP. Sie sind ja in Laguna Seca gefahren, und momentan wird in Tennessee, wo die Trackhouse Gruppe zuhause ist, eine neue Rennstrecke gebaut. Es gibt einige Optionen, aber das muss die Dorna entscheiden», räumt Teambesitzer Marks ein.

Einige MotoGP-Hersteller bilden in den Klassen Moto3 oder Moto2 in einer Nachwuchs-Akademie junge Fahrer aus, zum Beispiel die Pierer Mobility Group, Yamaha mit dem VR46 Master Camp Team und Honda mit den Honda Asia Team.

Könnte sich Justin Marks vorstellen, eines Tages zum Beispiel gemeinsam mit Aprilia Racing ein Nachwuchsteam in der Moto2-WM zu betreiben, damit junge US-Fahrer zu fördern und für höhere Aufgaben aufzubauen?

«Das ist eine Möglichkeit. Wir müssen zuerst herausfinden, wie der amerikanische ‘talent pool’ heute aussieht und wie es um ihn in Amerika bestellt ist», hält Justin Marks fest. «Wenn wir helfen können, in den nationalen Nachwuchsserien amerikanische Fahrer daheim aufzubauen, damit die Anzahl der Talente wächst, die gut genug sind, um ein Moto3- oder Moto2-Bike zu fahren, ist das eine Aufgabe, mit der wir demnächst beginnen können. Wir möchten da gerne helfen und Unterstützung bieten. Aber ich habe beim Geschäftsmodell der Moto3 und Moto2 noch eine Menge zu lernen. Im Moment hat der Aufbau des MotoGP-Teams Vorrang. Damit haben PC Rachidi, Jeremy Appleton, Wilco Zeeelenberg und ich momentan alle Hände voll zu tun. Aber wir sind starke Befürworter, wenn wir mitwirken können, amerikanische Motorradtalente zu fördern und an die Spitze zu bringen.»

Ergebnisse MotoGP-Rennen Valencia (26.11.):

1. Pecco Bagnaia (I), Ducati, 27 Runden in 40:48,525 min
2. Johann Zarco (F), Ducati, +0,360
3. Brad Binder (ZA), KTM, +2,347
4. Fabio Di Giannantonio* (I), Ducati, +3,176 sec
5. Raúl Fernández (E), Aprilia, +4,363
6. Alex Márquez (E), Ducati, +4,708
7. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +4,736
8. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +8,014
9. Luca Marini (I), Ducati, +9,486
10. Maverick Viñales (E), Aprilia, +10,556
11. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +12,001
12. Takaaki Nakagami (J), Honda, +21,695
13. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +43,297
14. Pol Espargaró (E), KTM
– Alex Rins (E), Honda, 19 Runden zurück
– Jack Miller (AUS), KTM, 18 Runden zurück
– Enea Bastianini (I), Ducati, 9 Runden zurück
– Augusto Fernández (E), KTM, 9 Runden zurück
– Marc Márquez (E), Honda, 5 Runden zurück
– Jorge Martin (E), Ducati, 5 Runden zurück
– Marco Bezzecchi (I), Ducati, erste Runde nicht beendet

*= 3-Sekunden-Strafe (Reifendruck-Vergehen)

Ergebnisse MotoGP-Sprint Valencia (25.11.):

1. Martin, Ducati, 13 Runden in 19:38,827 min
2. Binder, KTM, +0,190 sec
3. Marc Márquez, Honda, +2,122
4. Viñales, Aprilia, +3,106
5. Bagnaia, Ducati, +4,253
6. Di Giannantonio, Ducati, +4,400
7. Bezzecchi, Ducati, +4,502
8. Alex Márquez, Ducati, +5,578
9. Zarco, Ducati, +5,910
10. Augusto Fernández, KTM, +6,095
11. Raúl Fernández, Aprilia, +7,674
12. Miller, KTM, +8,098
13. Aleix Espargaró, Aprilia, +9,513
14. Pol Espargaró, KTM, +12,453
15. Bastianini, Ducati, +12,599
16. Nakagami, Honda, +13,787
17. Marini*, Ducati, +13,887
18. Morbidelli*, Yamaha, +14,943
19. Rins, Honda, +20,378
20. Savadori, Aprilia, +25,017
– Quartararo, Yamaha, 9 Runden zurück

*= 3-Sekunden-Strafe (Reifendruck-Vergehen)

MotoGP-WM-Endstand nach 39 Rennen:

1. Bagnaia, 467 Punkte. 2. Martin 428. 3. Bezzecchi 329. 4. Binder 293. 5. Zarco 225. 6. Aleix Espargaró 206. 7. Viñales 204. 8. Marini 201. 9. Alex Márquez 177. 10. Quartararo 172. 11. Miller 163. 12. Di Giannantonio 151. 13. Morbidelli 102. 14. Marc Márquez 96. 15. Bastianini 84. 16. Oliveira 76. 17. Augusto Fernández 71. 18. Nakagami 56. 19. Rins 54. 20. Raúl Fernández 51. 21. Pedrosa 32. 22. Mir 26. 23. Pol Espargaró 15. 24. Savadori 12. 25. Folger 9. 26. Bradl 8. 27. Pirro 5. 28. Petrucci 5. 29. Crutchlow 3.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 700 Punkte. 2. KTM 373. 3. Aprilia 326. 4. Yamaha 196. 5. Honda 185.

Team-WM:

1. Prima Pramac Racing, 653 Punkte. 2. Ducati Lenovo Team 561. 3. Mooney VR46 Racing 530. 4. Red Bull KTM Factory Racing 456 5. Aprilia Racing 410. 6. Gresini Racing 328. 7. Monster Energy Yamaha 274. 8. CryptoDATA RNF 134. 9. Repsol Honda 122. 10. LCR Honda 116. 11. GASGAS Factory Racing Tech3, 95.


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