Lucio Cecchinello (Honda): Mehr Manpower als je zuvor
Honda-Neuzugang Johann Zarco sorgte in Doha sowohl im Qualifying als auch im Rennen für die beste Leistung eines Fahrers auf der RC213V. Der 33-Jährige fuhr auf dem «Losail internation Circuit» von P13 los und kam als Zwölfter an. Der Franzose schnappte sich in der Schlussphase noch Marco Bezzecchi (VR46-Ducati) und Honda-Markenkollegen Joan Mir mit dem Repsol-Werksmotorrad.
Zarco hatte in Doha am Zielstrich Yamaha-Star Fabio Quartararo direkt vor sich und fünf Sekunden Abstand zu Maverick Vinales (Aprilia/10.). In der Nachbetrachtung seiner Honda-Premiere in einem MotoGP-Rennen sagte der Mann aus Cannes: "Der zwölfte Rang war der Beweis, dass wir Potenzial haben. Ich hatte Spaß in diesem Rennen. Dass wir da in den Fights sind, bedeutet auch, dass wir in dieser Saison einen guten Job machen können."
Zarcos LCR-Honda-Teamchef Lucio Cecchinello analysiert die Arbeit des Routiniers so: "Sagen wir es so - wir waren erfreut, auch weil Johann seit dem ersten Test das Gefühl auf dem Bike für gut befunden hat. Er hat ein gutes Gefühl am Kurveneingang - fühlt, dass das Motorrad agil ist und sich gut einlenken lässt. Klar müssen wir uns im Bereich des Grips am Heck verbessern. Ich denke, dass auch Joan Mir die Honda in kurzer Zeit nach vorne bringen kann und wir hoffen es natürlich auch von Taka und Luca."
Zur Quali-Leistung von Zarco, der klar schneller war als der Rest der Honda-Fahrer, schränkt Cecchinello etwas ein: "Ich muss sagen, dass es bei Johann nur eine perfekte Runde war, die er geschafft hat. Er war auch im Windschatten auf dieser Runde. Ich will die Erwartungen daher nicht so hoch treiben. Wenn man bedenkt, dass da jetzt acht Ducati sowie die Aprilia und KTM fahren, die alle konkurrenzfähig sind, wird es in nächster Zeit nicht einfach sein, in das Q2 einzuziehen."
Zu den Vorzügen von Zarco streicht Cecchinello hervor: "Es sieht so aus, als hätte Johann sehr gutes Gefühl, was den Gasgriff betrifft. Er hat daher minimal weniger durchdrehende Reifen auf jeder Runde. Es ist nicht nur sein Talent, sondern sicher auch seine Erfahrung. Jeder Fahrer steuert gerne mit dem Heck und es macht auch Spaß. Aber: Es ist nicht effektiv und auch die Rundenzeiten leiden dann meist mit Fortdauer des Rennens. Johann managt das Gas sehr gut und kann somit diesen Reifenverschleiß etwas verhindern und damit hatte er in Doha auch einen kleinen Vorteil im Finish. Er sagte, dass er auch Quartararo überholt hätte, wenn das Rennen zwei Runden länger gegangen wäre."
Cecchinello sagt zudem: "Ich erinnere mich an den Zeitpunkt, als Alex Rins zu Yamaha ging - was ich persönlich verstehe - weil er dort einen Werks-Deal bekam. Als wir dann die Gelegenheit hatten, Zarco zu bekommen, hatte HRC keine Sekunde Zweifel. Jeder schätzt seine Erfahrung in der MotoGP und das ist sehr wichtig jetzt. Wir müssen definitiv eine Lücke schließen zu den Gegnern. Wir brauchen dafür solche erfahrene Fahrer."
Zu den Honda-Baustellen erklärt der LCR-Mastermind Cecchinello, der einst auch Stefan Bradl (34) zu einem MotoGP-Podiumsplatz in Laguna Seca geführt hat: "Schon seit einigen Jahren kreisen die Kommentare der Fahrer rund um das Thema mehr mechanischer Grip auf dem Heck. Man muss wissen, dass dieser Grip vom Chassis und auch von der Aerodynamik kreiert wird. Die Aerodynamik spielt eine sehr wichtige Rolle dabei. Wir sollten uns also hier weiter fokussieren - es geht um Chassis, Schwinge und das Aero-Package. Ganz besonders dreht es sich auch um den Heckflügel und um die Spoiler unter dem Motorbereich vor dem Hinterrad." Und Cecchinello stellt mit einem Schmunzeln fest: "Ja, es ist irgendwie lustig - aber es sieht so aus, dass die japanischen Werke hier diesen gemeinsamen Aufholbedarf haben."
Fakt ist: Die Japaner haben den Ernst der Lage definitiv erkannt. Zum Biss der MotoGP-Rennabteilung stellt der Honda getreue Cecchinello fest: "Die Beziehung zu HRC war immer sehr gut. Man könnte aber sagen, wir sind derzeit Tag und Nacht in Kontakt - haben permanent Meetings. Die Zielstrebigkeit und die Menge an Manpower, die HRC jetzt im MotoGP-Paddock hat, ist auf einem Level wie nie zuvor."
Sein Ausblick auf den Portugal-Grand Prix: "Weil es in Portimao keine wirklich langen Geraden gibt, ist es vielleicht eine Strecke, auf der wir näher dran sein können an den Top-Rundenzeiten. Wir haben in Katar gesehen, dass wir in den schnellen, langen Kurven verlieren und uns auch noch etwas beim Topspeed fehlt. Portimao ist prinzipiell keine einfache Piste - aber es ist eine Strecke, auf der ich erwarte, dass wir weniger weit weg sind.“