Trackhouse Racing (Aprilia): Wo ist der US-Racer?
Trotz bekannter Technik-Mannschaft und einer engen Verbindung ins Aprilia-Werk, noch ist die amerikanische Trackhouse Racing Mannschaft ein neuer Player im MotoGP-Fahrerlager. Nachdem der Einstieg in die Motorrad-WM auf höchstem Level erst vor wenigen Monaten beschlossen wurde, wird die Saison 2024 unweigerlich zu einem Lehrjahr. Dank dem extrem erfahrenen Duo aus Davide Brivio und Wilco Zeelenberg, könnte die Lernkurve aber mächtig steil ausfallen.
Zudem zählt die eingesetzte Aprilia RS-GP unbestritten zu den konkurrenzfähigen Rennern – in beiden Events der laufenden Saison schafften es Aprilia-Piloten aufs Podium. Zwar hielten sich die Trackhouse-Fahrer noch von den ganz vorderen Plätzen fern, vor allem aber mit Miguel Oliveira ist bei Trackhouse ein weiteres, erfolgversprechendes Element unter Vertrag.
Aktuell lautet die oberste Priorität: Lernen und Lücken schließen. Maximale Kommunikation zwischen Europa und der Teamzentrale in der Staaten. Nachdem das Team die ersten beiden Grand Prix sauber durchexerziert hat, ist die dritte Station des MotoGP-Kalenders auch gleich der «Home-GP».
Eines der großen Themen wird dann neben dem Racing-Tagesgeschäft die strategische Ausrichtung von Trackhouse in Bezug auf einen US-Piloten. Die Situation für die USA ist aktuell vergleichbar bitter wie jene der deutschsprachigen Community. Mit Joe Roberts ist 2024 exakt ein US-Amerikaner an den Lenkerstummeln zu finden. Der Kalifornier zählt dafür nicht erst nach seinem beeindruckenden Ritt am letzten GP-Wochenende in Portugal zu den heißen Moto2-Eisen. Als Laufsieger und fünffacher Podest-Finisher hat Roberts die «one hit wonder» Phase bereits hinter sich.
Allerdings ist der US-Boy auch unter Vertrag im zweiten US-Team, American Racing. Friedlich werden die Teammanger bei allem Patriotismus wohl kaum einen Joe Roberts in die MotoGP-Klasse zu Trackhouse Racing verschieben.
Doch, gibt es überhaupt Alternativen? Außer dem BMW-Superbike-Werksfahrer Garrett Gerloff ist auf internationaler Ebene kein Topfahrer mit US-Pass aktiv. Sich in anderen Ligen, etwa der US-Superbike-Meisterschaft wäre zu verwegen. Zwar kamen nahezu alle Helden der goldenen Ära amerikanischer GP-Piloten aus der nationalen Viertakt-Szene, doch die Zeiten haben sich geändert. Ohne konsequentes Heranführen an die High-End-Welt «MotoGP» kann ein Nobody nur scheitern. Abgesehen davon, in der von Wayne Rainey gemanagten MotoAmerica Serie in den Staaten regieren die alten Hasen, von einer «Young gun» ist derweil nichts zu sehen.
Sollte sich das Trackhouse Management bereits für 2025 einen Nationalhelden ins Team holen wollen, dann wird der junge Joe Roberts zum ersten Kandidaten. Der erzählte in Portimão: «Als ich erfuhr, dass die Teampräsentation von Trackhouse direkt um die Ecke von mir in Los Angeles stattfindet, bin ich da einfach mal hingefahren. Wir sind also in Kontakt».
Fakt ist, wenn sich Trackhouse als US-Team gut verkaufen will, dann wird ihnen das effektiver mit einem US-Boy gelingen. Mit dieser Perspektive muss die Parole für den Moto2-Piloten Joe Roberts mehr denn je heißen: «hard on gas!».