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Davide Brivio: «Das ist der Formel 1 zu verdanken»

Von Manuel Pecino
Zurück in der MotoGP-WM: Davide Brivio

Zurück in der MotoGP-WM: Davide Brivio

Nach drei Jahren in der Formel 1 kehrte der Italiener Davide Brivio (59) im Februar 2024 in die Motorrad-WM zurück, seither leitet er die Geschicke des MotoGP-Teams Trackhouse Aprilia.

Brivio war zunächst Manager des Yamaha-Werksteams, später persönlicher Manager von Valentino Rossi und dann verantwortlich für das Comeback von Suzuki in der Königsklasse. Nach dem Gewinn des Weltmeistertitels mit Joan Mir wurde er in die Formel 1 gelockt.

Davide, wie hast du die Formel 1 erlebt?

Es war eine großartige Erfahrung. Ich möchte mich sehr bei Alpine und Renault bedanken, die mir diese Chance gegeben haben. Vielleicht bin ich ein bisschen zu spät in die F1 gekommen.

Wegen deines Alters oder weil der Zeitpunkt nicht richtig war?

Wegen meines Alters. Aber ich habe zugestimmt, in die F1 zu gehen, weil ich sehr neugierig war, weil ich sehen und verstehen wollte, wie eine so große Organisation funktioniert. Als ich zu Alpine kam, waren wir 700 Leute in Enstone, allein für das Chassis. Dann gibt es noch eine andere Fabrik in Paris, wo die Motoren gebaut werden, mit weiteren 400 Leuten. Am Anfang habe ich mich gefragt, wie es möglich ist, dass so viele Leute gebraucht werden, aber ich habe schnell alles verstanden.

Denn in der Formel 1 werden nahezu alle Komponenten, bis auf einige Teile wie Bremsen und Kühler, von den Teams selbst entwickelt und hergestellt. Ich würde sagen, 95 bis 98 Prozent des Autos werden im Haus gebaut: Design, Konstruktion, Qualitätskontrolle, Zuverlässigkeit, Montage, alle Karbonteile, alles ... Außerdem ist in der Formel 1 eine schnelle Reaktionszeit erforderlich; es gibt in fast jedem Rennen Upgrades.

Ich bin froh, dass ich die Formel 1 auf diese Weise erleben konnte. Es ist nicht so gelaufen, wie ich wollte, wie wir alle es gerne gehabt hätten, aber ich bin froh, dass ich es gemacht habe. Wenn ich es nicht versucht hätte, hätte ich etwas Wichtiges verpasst.

Wenn man dir zuhört, erscheint die Organisation eines MotoGP-Teams sehr klein im Vergleich zu einer F1-Organisation.

Bei allem Respekt: Ein MotoGP-Team ist eine viel kleinere Einrichtung, ohne jeden Zweifel. Bestimmte Konzepte sind allerdings gleich. Hier wie dort gibt es die Crew-Chiefs, nur dass sie in der Formel 1 Renningenieure genannt werden. Hier wie dort gibt es den Dateningenieur, den haben die auch. Hier wie dort gibt es die Struktur, die für die eigentliche Performance der Prototypen zuständig ist. Der Unterschied ist, dass wir in einem MotoGP-Team eine Performance-Gruppe von zwei oder drei Leuten haben, während in der Formel 1 20 Ingenieure vor Ort sind.

Die Konzepte ähneln sich in vielem, es gibt aber auch gewaltige Unterschiede. So gibt es in der Formel 1 zum Beispiel das Team im Hintergrund, wo 20 bis 30 Leute von der Teambasis aus arbeiten und live zum Team an der Strecke geschaltet sind.

Glaubst du, dass so etwas auch für die MotoGP interessant sein könnte?

Vielleicht, es wäre nicht schlecht. Es gibt viele Ideen, von denen man sich inspirieren lassen kann, aber ich glaube nicht daran, einfach etwas zu kopieren und anderswo wieder einzufügen. Doch wenn die Idee interessant genug ist, kann man sie vielleicht auf die Dimensionen eines MotoGP-Teams zurechtschneidern.

Ich möchte jedoch betonen, dass unsere Suzuki-Struktur bereits auf einem hohen Niveau war und ich einige Ähnlichkeiten mit der Formel 1 gefunden habe, wenn auch in größerem Maßstab. Wir waren die ersten, die einen Reifeningenieur hatten. Das ist heute ein Muss, war damals aber keineswegs selbstverständlich. Wir schufen auch eine Performance-Gruppe, die es damals sonst nur bei Ducati gab. Wir waren bereits sehr strukturiert. Und ich fand die gleichen Ideen in der Formel 1 wieder, wenn auch in größerer Form. Es gab ein paar weitere Ideen, doch ich wusste nicht wirklich, wie man sie umsetzt. In der Formel 1 waren diese Ideen bereits verwirklicht. Die F1 war in dieser Hinsicht eine super Erfahrung.

Weißt du, ob Aprilia-Rennchef Massimo Rivola etwas aus der Formel 1 übernommen hat?

Dass Aprilia in Sachen Aerodynamik ganz vorn dabei ist, ist zum Beispiel der Formel-1-Technik zu verdanken. Okay, es ist schwer zu sagen, wer die Nase vorn hat, doch Aprilia hat ohne Zweifel einige innovative Dinge eingeführt. Ducati hat angefangen, sie waren die Ersten, die die Bedeutung der Aerodynamik verstanden und sie gezielt entwickelt haben. Aprilia und KTM haben dann nachgezogen. Doch Aprilia hat definitiv viele neue Ideen eingeführt, dank einiger Leute aus der Formel 1, die jetzt bei Aprilia arbeiten.

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