Freddie Frith: Erster GP-Sieger heute vor 75 Jahren
Nachdem die Europameisterschaft in den 1930er-Jahren das höchste internationale Prädikat war, wurde diese vom Motorrad-Weltverband FIM (Fédération Internationale de Motocyclisme) nach dem Zweiten Weltkrieg 1947 wiederbelebt und auch 1948 ausgeschrieben. Für das Jahr 1949 ging man endlich einen Schritt weiter und vergab in den Klassen bis 125, 250, 350 und 500 ccm sowie bei den Seitenwagen erstmals Weltmeistertitel.
Abgesehen von den Six Days International Enduro, die 1913 im englischen Carlisle erstmals als (inoffizielle) Mannschaftsweltmeisterschaft ausgetragen wurde, war Speedway die erste Motorsportdisziplin, in der ein Motorrad-Einzel-Weltmeister eines Jahres gekürt wurde. 1936 sicherte sich der Australier Lionel von Praag in London diesen Eintrag für die Ewigkeit in den Geschichtsbüchern.
Im Motocross schrieb die FIM 1957 die erste Weltmeisterschaft aus, allerdings zunächst nur für die 500-ccm-Klasse. Erster Titelträger wurde der Schwede Billy Nilsson auf einer britischen AJS. Auch in der Königsklasse auf vier Rädern, der Formel 1, kam erst 1950 erstmals ein Fahrer (Nino Farina aus Italien auf Alfa Romeo) zu Weltmeisterehren.
Als erstes WM-Event für den Motorrad-Straßenrennsport befand man die traditionsreiche und seit 1907 ausgetragene Tourist Trophy auf der zu Großbritannien gehörenden Isle of Man in der Irischen See als den geeignetsten Austragungsort. Nach den ersten Trainingsfahrten verschiedener Klassen war es am Montag, dem 13. Juni 1949, den Rennfahrern der Klasse bis 350 ccm vorbehalten, den ersten WM-Lauf der Geschichte zu bestreiten. Die 500-ccm-Klasse und die 250er zogen erst am 17. Juni 1949 nach.
Auf der Isle of Man wurden die Klassen damals in Lightweight-TT, Junior-TT und Senior-TT unterteilt, was im Continental Circus auf dem europäischen Festland den Klassen bis 250, 350 und 500 ccm entsprach. Wie erwähnt, trugen in der lebhaften Rennwoche die 350er- respektive Junior-TT-Piloten ihr Rennen als Erste aus. Für diese Klasse lagen dem britischen Verband ACU (Auto-Cycle-Union) als Ausrichter so viele Nennungen vor, dass man das Starterfeld auf 100 Fahrer limitierte.
Für dieses Auftaktrennen galt der Brite Les Graham auf seiner Zweizylinder-AJS, die wegen der Rippen-förmigen Zylinder auch «Porcupine» (zu Deutsch Stachelschwein) genannt wurde, als der große Favorit. Nachdem die 100 Probanden bei schönem Rennwetter paarweise auf den Mountain Circuit geschickt wurden, war es tatsächlich Les Graham, der dem Rennen seinen Stempel aufdrückte und die erste Runde als Schnellster mit 19 Sekunden Vorsprung abschloss. Doch schon in der zweiten von sieben Runden auf dem 37,73 Meilen (ca. 60,720 Kilometer) langen Kurs musste er sein Motorrad mit Kupplungsdefekt abstellen.
Dadurch lag Bill Doran auf der zweiten AJS an der Spitze des Klassements, doch in der letzten Runde und nur ca. 20 Kilometer vor dem Ziel traf auch ihn ein Defekt in Form eines kaputten Getriebelagers. Das eröffnete Freddie Frith mit seiner Velocette die Chance auf den Sieg. Er hatte im finalen Umlauf auf Bill Doran mächtig aufgeholt und dabei in 26:35 Minuten und einem Schnitt von 135,55 km/h die schnellste Runde gedreht. Seine Siegerzeit betrug letztendlich für die Renndistanz von 425,044 Kilometern 3:10:26,0 (133,817 km/h). Sein Teamkollege Ernie Lyons benötigte 32 Sekunden mehr und wurde damit Zweiter vor Artie Bell auf einer Norton, der weitere 41 Sekunden Rückstand hatte.
Die weiteren ersten WM-Rennen gewannen Harold Daniell (500 ccm, Norton) und der Ire Manliff Barrington (250 ccm, Velocette).
Die ersten Weltmeister der Geschichte wurden am Jahresende Bruno Ruffo (ITA, Moto Guzzi, 250 ccm), Freddie Frith (GBR, Velocette, 350 ccm) und Les Graham (GBR, AJS, 500 ccm) sowie bei den später in die Saison eingestiegenen 125ern Nello Pagani (ITA, Mondial) und Eric Oliver/Denis Jenkinson (GBR, Norton) bei den Seitenwagen.