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Ducati: Wird sich die Konkurrenz auch 2025 blamieren?

Kolumne von Michael Scott
Enea Bastianini konnte in Misano den 100. Grand Prix-Sieg für Ducati in der MotoGP erzielen

Enea Bastianini konnte in Misano den 100. Grand Prix-Sieg für Ducati in der MotoGP erzielen

Ducati konnte in Misano frühzeitig, vor den letzten sechs Events, den Konstrukteurstitel 2024 für sich entscheiden. Können die drei abtrünnigen Fahrer 2025 das Kräfteverhältnis in der MotoGP verschieben?

Die MotoGP-Saison 2024 ist noch nicht zu Ende, aber nach zwei Drittel gibt es bereits einige Gewissheiten. Der Champion wird ein Ducati-Fahrer sein. Die Meisterschaft ist zum Ducati-Cup geworden, die Rivalen werden regelmäßig gedemütigt.

Aber wer wird sich den Titel holen? Die meisten tippen auf Titelverteidiger Pecco Bagnaia, der sich die Krone zum dritten Mal in Folge holen würde. Oder vielleicht doch Jorge Martin, der zum zweiten Mal ein starker Herausforderer ist? Oder sogar Marc Marquez, der einen späten Angriff in der Saison startete – er hat gezeigt, wie gut er sich an das italienische Motorrad angepasst hat, auch wenn dies ein Jahr alt ist. Da wäre noch Enea Bastianini, Sieger der GPs in Silverstone und Misano 2. Alle vier stammen aus dem Reichtum von Ducati – einem Aufgebot von acht Fahrern, von denen alle bis auf zwei (Di Giannantonio und Bezzecchi) mindestens eine Weltmeisterschaft gewonnen haben.

Nächstes Jahr wird es große Veränderungen geben. Da drei der acht Fahrer – zwei davon aktuelle Titelanwärter – zu Rivalen wechseln werden, wird Ducati 2025 mit einer stärkeren Konkurrenz konfrontiert sein? Die derzeitige Situation stellt die Marke aus Bologna vor Probleme im Team- und Fahrermanagement, von denen die Konkurrenz nur träumen kann: Welchen Fahrer soll man bevorzugen und auf welche Weise? Obwohl der Konstrukteurstitel schon gewonnen ist und das Werksteam praktisch auch den Titel in der Teamwertung in der Tasche hat, ist der Fahrertitel das Wichtigste.

Eine Stallorder bringt Missgunst und Gefahren mit sich. Zugleich kann es riskant sein, alles sich selbst zu überlassen. Die Abtrünnigen werden vom starken Titelkandidaten für 2023 und 2024, Jorge Martin, angeführt, der im Falle eines Sieges die begehrte Startnummer eins mit zu Aprilia nehmen wird. Dann ist da noch der ehemalige Moto2-Champion Bastianini, der zum zweiten Werksteam von KTM wechselt. Der dritte Ausreißer ist Bezzecchi, der sich mit Martin bei Aprilia zusammentun wird.

Im Moment sehen sie wie die Verlierer aus, weil sie die derzeit dominierende Marke verlassen werden. Man kann es aber auch anders sehen: Bewundern wir ihren Mut, eine Herausforderung anzunehmen – das ist Risikofreude. Sowohl Aprilia als auch KTM liegen hinter Ducati zurück. Und das, obwohl beide, vor allem in diesem Jahr, erhebliche Fortschritte erzielt haben. Sie sind nur nicht so groß wie die Fortschritte von Ducati. Und wenn man sich auf die jüngste Geschichte verlassen kann, wird Ducati wohl auch in Zukunft so weitermachen. Kontinuierlich haben sie in allen Bereichen die Führung übernommen. Die Konkurrenten haben jede der Ducati-Innovationen nachgeahmt, doch dank des fruchtbaren Einfallsreichtums des genialen Ducati-Corse-Chefs Gigi Dall'Igna waren sie immer einen Schritt voraus, wenn es darum ging, clevere Wege zur Umgehung restriktiver Vorschriften zu finden.

Ducati ist auch der Verlierer dieser Umbesetzung: drei hervorragende Fahrer sind weg. Sie nehmen nicht nur potenzielle Siege, sondern auch Insiderwissen mit. Aber Dall'Igna hat einen weiteren cleveren Weg gefunden, diesem Faktor entgegenzuwirken – er hat Marc Marquez in das Werksteam geholt. Ein weiterer Weg, um die Aufgabe, Ducati zu schlagen, noch schwerer zu machen.

Es ist aber noch nicht alles verloren. Auch Aprilia hatte clevere Ideen, darunter die «Ground-effect fairings» an der Seite. Und es stellt sich die Frage, inwieweit die aktuellen Fahrer in der Lage waren, die Ergebnisse des zweiten italienischen Herstellers zu maximieren. Vinales (der nächstes Jahr zu KTM wechselt) ist, wenn an einem Tag alles zusammenpasst, brillant, aber sehr unbeständig. Einem GP- und zwei Sprint-Siegen in diesem Jahr stehen sieben Nuller und eine Reihe von schlechten Platzierungen gegenüber. Er gibt dem Motorrad die Schuld und begründet seinen Wechsel damit, dass er jedes Wochenende stark sein will, nicht nur manchmal. Doch das war auch so, als er für Yamaha fuhr – an einem Wochenende stark, am nächsten abwesend.

Aleix Espargaro ist ein alter Haudegen und eindeutig ein wertvoller Entwicklungsfahrer mit viel Erfahrung. Aber er brauchte fast 20 Jahre und fast 300 Starts in allen GP-Klassen, bevor er 2022 seinen ersten Sieg errang. Zwei weitere Siege seither machen ihn zum erfolgreichsten Fahrer von Aprilia. Martin glaubt, dass er das nötige Talent hat, um das wahre Potenzial von Aprilia zu entfalten. Er könnte Recht haben.

Und was ist mit KTM, mit Bastianini und Vinales? Das österreichische Motorrad schwebt seit seiner Ankunft 2017 am Rande des Durchbruchs. Die diesjährige Version ist, obwohl sie noch nicht gewonnen hat, die beste aller Zeiten. Und der 2025er Prototyp war bei Tests und Wildcard-Einsätzen mit Pol Espargaro und Dani Pedrosa vielversprechend. Aber die Siegquote von KTM ist gesunken. Im Jahr 2020 gab es drei Siege, in den folgenden Jahren jeweils zwei und seit 2022 keinen mehr.

Wenn man zu einem dieser rivalisierenden Teams wechselt, muss man sich auf deren Designer und Ingenieure verlassen. Eine Politik, die bei Ducati funktioniert hat. Zum Glück für die Ducati-Konkurrenz können sich die Dinge im Rennsport unerwartet ändern. Wer hätte schließlich vor fünf Jahren vorausgesagt, dass Honda und Yamaha das Schlusslicht in der MotoGP sein würden?

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