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Toni Mang: Deutschlands Aushängeschild ist 75

Von Helmut Ohner
Mit fünf Weltmeistertiteln und 42 Grand-Prix-Siegen ist Anton «Toni» Mang der erfolgreichste deutsche Solo-Rennfahrer. Heute, am 29. September feiert der Bayer aus Inning am Ammersee seinen 75. Geburtstag.

In den 1980er-Jahren erlebte der Motorradrennsport in Deutschland ein Hoch, das es in dieser Form vielleicht nie mehr geben wird. Toni Mang, der mittlerweile verstorbene Reinhold Roth, Martin Wimmer, Manfred Herweh und Helmut Bradl hießen damals in den mittleren Hubraumklassen die Protagonisten, die sich gegen härteste Konkurrenz aus Italien, Venezuela, Frankreich und den USA durchzusetzen wusste.

Mang stach aus diesem Quintett von Grand-Prix-Siegern als Solitär hervor. Der quirlige Bayer aus Inning am Ammersee gewann im Laufe seiner Karriere nicht nur 42 WM-Läufe, mit fünf Weltmeistertiteln (zweimal in der 350er-Klasse und dreimal bei den 250ern) ist er bis heute auch der erfolgreichste deutsche Motorradrennfahrer auf zwei Rädern.

Der am 29. September 1949 geborene Mang brauchte einen langen Atem, um sich im Rennsport einen Namen zu machen. Seine erste Liebe galt dem Wintersport. Im Ski-Bob, einer heutzutage kaum noch bekannten Sportart, holte er sich mit 16 Jahren den deutschen Meistertitel. Mit dem Junioren-Europameistertitel machte er auch international auf sich aufmerksam.

Nachdem er erste Schritte auf einer 50ccm-Eignbau-Kreidler unternommen hatte, die allerdings nicht vom erhofften Erfolg gekrönt waren, schloss er sich für die Saison 1971 dem begnadeten Techniker Sepp Schlögl an, um sich beim damals regierenden 125er-Weltmeister Dieter Braun als Mechaniker und «Mädchen für alles» zu verdingen.

Gemeinsam mit Schlögl und Alfons Zender wurde nebenbei eine Eigenbau-Rennmaschine, die nach ihren Erbauern Schlögl, Mang, Zehnder «SMZ 250» benannt wurde, konstruiert, die von Braun vereinzelt bei einigen WM-Rennen einsetzt wurde. Mang steuerte dieses Motorrad beim Flugplatzrennen in Augsburg zu seinem ersten Sieg.

1975 absolvierte der Bayer auf dem Salzburgring beim Großen Preis von Österreich in der Klasse bis 350ccm seinen ersten Einsatz in der Motorrad-WM. Mit dem sechsten Rang brauste Mang nicht nur auf Anhieb mitten in die Zweiradelite, mit fünf WM-Punkten schien er als 26. Auch erstmals in der Fahrerwertung einer Weltmeisterschaft auf.

Ausgerechnet eine Verletzung von Braun – er wurde 1977 auf dem Salzburgring in den Massensturz verwickelt, der Hans Stadelmann das Leben kostete – eröffnete Mang, der sich im Jahr davor mit seinem 125er-GP-Sieg auf dem Nürburgring als potentieller Nachfolger empfohlen hatte, die einmalig Chance, die für die Saison 1978 seinem Landsmann zugedachten Kawasaki-Werksmaschinen (250 ccm und 350ccm) zu übernehmen.

1980 war es dann soweit, nachdem der gelernte Werkzeugmacher vier WM-Läufe gewonnen hatte und bei allen zehn WM-Läufe der Viertelliterklasse auf dem Podium gestanden war, hieß am Ende der Saison der Weltmeister Toni Mang. In der 350er-Kategorie musste er sich nach einem denkwürdigen WM-Finale auf der Nordschleife Jon Ekerold knapp geschlagen geben.

Mang produzierte in dieser Zeit in den Medien Schlagzeilen am laufenden Band. Nach dem überlegenen Gewinn der WM-Titel in den Klassen 250ccm und 350ccm wurde er 1981 von den Sportjournalisten in seiner Heimat sogar zum «Sportler des Jahres» gewählt. Eine ehrenvolle Auszeichnung, die vor ihm nur wenigen Motorsportlern zuteilwurde.

In jenem Jahr spielt auch eine Notiz, die dem Autor bei der Vorbereitung dieser Würdigung von SPEEDWEEK.com Kollege Thomas Kuttruf erzählt wurde. Es war dessen erste Motorrad-Erinnerung überhaupt, als Mang auf der grünen Kawasaki mit Boeri Helm entlang der grünen Wiesen in Assen raste, mit der markanten Stimme von H.G. Müller im Live-Fernsehen der ARD. Von da an war für den Knirps vor dem Röhren-TV ein Leben Rennmotorrädern beschlossene Sache. Toni Mang fasziniert bis heute als Persönlichkeit und inspirierte als überragender Pilot.

1982 beendete der Publikumsliebling die 350-er-Weltmeisterschaft an erster Stelle. Danach wurde diese Klasse aus dem WM-Programm genommen. In der Viertelliter-WM musste er dem Franzosen Jean-Louis Tournadre um einen Zähler den Vortritt lassen, nachdem er wie viele seiner Kollegen den WM-Lauf in Nogaro wegen mangelnder Sicherheit boykottiert hatte.

Der Umstieg in die Königsklasse verlief 1983 enttäuschend. Wegen einer Verletzung, die sich vor der Saison beim Schifahren zugezogen hatte, konnte er lediglich an vier WM-Läufen teilnehmen. Dementsprechend mager war die Ausbeute. Vier WM-Punkte und Platz 18 in der Weltmeisterschaft war nicht der Anspruch, den er an sich selbst stellte, deshalb kehrte er reumütig in die 250er-WM zurück.

Obwohl er mit 35 Jahren bereits im fortgeschrittenen Alter war, vertraute Honda auf das Leistungsvermögen des Ausnahmekönners. Neben Freddie Spencer, dem aufsteigenden Star aus den Vereinigten Staaten von Amerika, wurde er auf den WM-Titel angesetzt und tatsächlich beendete das dominante Honda-Duo die Weltmeisterschaft auf den ersten beiden Plätzen, wobei Mang mit lediglich drei Punkten Rückstand das Nachsehen hatte.

Nach dem vierten WM-Rang 1986 entschieden Mang und Schlögl in Zukunft getrennte Wege zu gehen. Auch ohne seinen langjährigen Weggefährten und Chef-Techniker gelang dem 38-jährigen Honda-Piloten, was ihm niemand mehr zugetraut hatte. Achtmal hieß 1987 der Sieger Toni Mang. Der fünfte WM-Titel war nur die logische Folge von dieser beeindruckenden Serie.

Die Saison 1988 sollte die letzte seiner Laufbahn, die ihresgleichen sucht, werden. Nach seinem überlegenen Auftaktsieg in Japan stand er noch in den Niederlanden und in Belgien als Dritter auf dem Podium. Nach einem verhängnisvollen Unfall beim Großen Preis von Jugoslawien in Rijeka musste er schweren Herzens den Sturzhelm an den Nagel hängen.

Versuche, ein eigenes Team zu betreiben, scheiterten entweder mangels Sponsoren oder daran, dass seine Fahrer die hochgesteckten Erwartungen nicht zu erfüllen vermochten.
Die gesamte Redaktion von SPEEDWEEK.com wünscht dem Jubilar alles Gute zum Geburtstag!

Toni Mangs Erfolgsbilanz
1977 Deutscher Meister 350ccm
1978 Deutscher Meister 350ccm
1979 Deutscher Meister 250ccm & 350ccm
1980 Motorrad-Weltmeister Kl. 250ccm
1981 Motorrad-Weltmeister Kl. 250ccm & 350ccm
1982 Motorrad-Weltmeister Kl. 350ccm
1987 Motorrad-Weltmeister Kl. 250ccm
42 Grand-Prix-Siege
84 Podestplätze
34 Pole-Positions
26 Schnellste Runden

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