Motocross: Trauer nach tödlichem Unfall

Violeta Shehi: «Man muss absolut unparteiisch sein»

Von Suse Mühlemeier und Esther Babel
Noch ist das Buch von Suse Mühlemeier nicht erschienen, in dem 27 Frauen aus der Welt des Motorsports vorgestellt werden. Für SPEEDWEEK.com-Leser gibt es die ersten Kapitel schon vorher zu lesen.

Anne Mühlemeier, Schwester der Autorin Suse Mühlemeier, war als Fahrwerkstechnikerin im Auftrag von alpha Racing unterwegs und begleitete unter anderem Markus Reiterberger zu seinen Einsätzen bei der Asiatischen Superbike Meisterschaft ARRC. Im Sommer 2023 verlor sie bei einem Motorradunfall ihr Leben – und ihre Schwester machte sich auf, hinter die Kulissen der Motorsport-Welt zu blicken. Mit dem Fokus auf Frauen.

Exklusiv bei SPEEDWEEK.com werden schon vor dem offiziellen Starttermin des Buches erste Kapitel veröffentlicht.

Violeta Shehi – das Rückgrat des Scrutineerings

In meiner Rolle als Scrutineer (Technischer Prüfer) ist es meine Aufgabe, ein faires und sicheres Rennen für alle Teilnehmenden zu ermöglichen. Man muss daher absolut unkompromittierbar und unparteiisch sein. Gehst du mit einem Kaffee trinken, gehst du mit allen Kaffee trinken. Außerdem kannst du nicht einfach offen über die Informationen sprechen, die du erhalten hast. Das ist alles vertraulich und könnte einen Wettbewerbsvorteil für einen Teilnehmer bedeuten.

Trotzdem bin ich dazu da, den Rennsport zu ermöglichen, und daher gehe ich beratend vor und biete Tipps und Infos, um den Teilnehmern zu helfen, die festgelegten Regeln einzuhalten.

Diese Rolle ist manchmal eine Herausforderung, da die Leute nicht unbedingt eine Frau in einer so verantwortungsvollen Position erwarten. Manche versuchen vielleicht, dich zu beeinflussen, deine Autorität zu untergraben oder die Hierarchie auszunutzen, weil sie denken, dass sie dich weichklopfen können. Man muss daher umso mehr mit Wissen und Professionalität auftreten. Wenn du kein Rückgrat hast, musst du dir eines wachsen lassen, das kann ich dir versichern.

Ich bin auf nationaler Ebene hier in den Vereinigten Arabischen Emiraten und auf internationaler Ebene tätig: als technische Scrutineer und auch als Sportfunktionärin. Ich bin von der FIM für alle Motorsport-Disziplinen zertifiziert und bin auch Mitglied der FIM International Technical Commission (CTI). Wie ich später erfuhr, bin ich das erste weibliche Mitglied der CTI seit der Gründung des Verbandes im Jahr 1904.

Für die Tätigkeit als Scrutineer hilft eine technische Ausbildung, aber sie ist nicht zwangsläufig Voraussetzung für den Erfolg. Wichtiger ist es, dass man sehr selbstbestimmt lernen kann und will. Natürlich hat man das Regelwerk, das je nach Disziplin gut mal 400 Seiten dick sein kann und das vorhandene Wissen ist enorm. Aber die eigentlichen Dinge und worauf man achten muss, das lernt man, weil man auf Eigeninitiative hin etwas weiter nachgeht.

In meinem zweiten Leben habe ich ursprünglich Bauingenieurwesen studiert und danach Betriebswirtschaft. Hauptsächlich habe ich in der Reisebranche und im Softwarebereich gearbeitet mit Funktionen in der Verkaufsleitung, Marketing, Revenue Management bis hin zur Produktentwicklung. Ich habe also, wenn man so will, eine Doppelkarriere und mehr als das halbe Jahr eigentlich keinen Tag frei.
Ich weiß, dass ich auf viele Dinge verzichten muss, die für die meisten Menschen selbstverständlich sind. Zum Beispiel ein Familienleben oder Freizeit mit Freunden. Ich habe Prioritäten gesetzt, um mich an das anspruchsvolle Tempo meines Lebens anzupassen und bisher haben alle Verständnis dafür gezeigt.

Ein bisschen witzig ist vielleicht, dass ich erst Sportfunktionärin war, bevor ich selbst Motorrad gefahren bin. Acht Monate nach meinem Führerschein war ich auf der Rennstrecke. Ich weiß es noch wie gestern: Es war zu Beginn des Sommers, die Temperaturmessung für den Boden betrug 60°C und die Luft hatte weit über 40 °C, außerdem war die Luft unglaublich feucht. Und ich redete mir ein, dass es mit dem Fahrtwind besser wird. Falsch. Du fährst einfach durch das Äquivalent eines riesigen heißen Ofens. Ich dachte, das ist einfach so, gewöhn dich dran und zieh es durch. Und ich fuhr alle Sessions an diesem Tag. Ich nehme Herausforderungen immer wie sie kommen und passe mich an.

Wer mehr über die Frauen im Motorsport erfahren möchte, kann sich auf der Website von Suse Mühlemeier umsehen oder gleich die Bestellung fürs Buch abgeben.


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