MotoGP-Bombe: Jorge Martin will Aprilia verlassen

Das Wunder von Le Mans: Analyse des Chaos-Grand-Prix

Von Ivo Schützbach
Selten ist in der Boxengasse so viel los, wie es im Frankreich-GP der Fall war

Selten ist in der Boxengasse so viel los, wie es im Frankreich-GP der Fall war

Unvorhersehbare Verhältnisse machten das MotoGP-Rennen in Le Mans zu einem Hitchcock-Thriller mit unerwarteten Wendungen und brachte am Ende einen strahlenden Helden hervor.

In diesem Frankreich-GP die Übersicht zu behalten, war selbst für routinierte Berichterstatter und Teamstrategen schwierig. Wie vorhergesagt zog kurz vor dem Start zum MotoGP-Rennen am Sonntag um 14 Uhr eine Schlechtwetterfront über die Region Pays de la Loire. Sämtliche Fahrer in der Startaufstellung hatten Slicks montiert und mussten in der Aufwärmrunde feststellen, dass diese Reifenwahl falsch war.

Alle kamen an die Box, um auf das Motorrad mit Regenreifen zu wechseln. Damit hätten alle 22 Fahrer aus der Boxengasse starten müssen; Race-Director Mark Webb reagierte und ließ das Rennen gemäß neuen Regeln aus Sicherheitsgründen abbrechen.

Das Protokoll für einen schnellen Neustart wurde aktiviert. Zu spät entschieden sich 13 Piloten zu einem erneuten Motorradwechsel und sprangen in letzter Sekunde vom Bike mit Regenreifen zurück auf jenes mit Slicks.

Diese waren:

Fabio Di Giannantonio
Fabio Quartararo
Maverick Vinales
Marc Marquez
Fermin Aldeguer
Ai Ogura
Pedro Acosta
Joan Mir
Brad Binder
Raul Fernandez
Enea Bastianini
Franco Morbidelli
Alex Marquez

Sie mussten die neuerliche Aufwärmrunde wegen ihres späten Motorradwechsels aus der Boxengasse beginnen, durften sich anschließend aber auf ihren Startplatz stellen. Das Reglement sieht für diesen Fall eine doppelte Long-lap als Strafe vor. Geht das Wagnis auf, ist dieses Übel deutlich kleiner, als erneut an die Box zu kommen und das Bike zu wechseln.

Während diese 13 mit Slicks bereift unterwegs waren, stand der Rest des Feldes auf Regenpneus.

In den ersten Runden nach dem verspäteten Rennstart um 14.13 Uhr kamen Luca Marini, Marco Bezzecchi und Alex Rins zum Motorradwechsel an die Box und entschieden sich ebenfalls für Slicks, die zu diesem frühen Zeitpunkt auf abtrocknender Strecke einen klaren Vorteil boten.

Gut ablesen lassen sich die Bedingungen an den Zeiten, was anfänglich mit Slicks auf trockener Piste geleistet wurde, war nach 26 Runden aber nicht entscheidend: Die schnellste Rennrunde ging mit 1:34,187 min an Alex Marquez. Zum Vergleich die Pole-Zeit von Fabio Quartararo: 1:29,324 min. Sieger Zarcos Bestleistung ist 1:41,854 min.

In der dritten Runde führte Yamaha-Star Fabio Quartararo das Feld unter dem frenetischen Jubel von über 120.000 Fans an, als er seine erste Long-lap absolvierte und als Vierter ins Feld zurückkehrte. Eine Runde später war die Herrlichkeit vorbei und Fabio lag im Kies.

In der fünften Runde hatten alle der 13 oben genannten Fahrer ihre zwei Long-laps absolviert. Zu diesem Zeitpunkt führte Marc vor Alex Marquez, Pedro Acosta, Fermin Aldeguer und Maverick Vinales. Jack Miller und Johann Zarco, beide mit Regenreifen unterwegs, lagen mit 20 und 30 sec Rückstand auf den Plätzen 11 und 13.

Ab Runde 7 wurde der anfängliche Nieselregen stärker: Die Piloten auf Slicks wurden sofort deutlich langsamer, während jene mit Regenreifen einen gewaltigen Vorteil erhielten.

Zum Ende der siebten Runde kamen die Marquez-Brüder erneut an die Box und stiegen auf ihre Bikes mit Regenreifen um, der führende Sensations-Rookie Aldeguer blieb noch eine Runde länger draußen.

Als auch Aldeguer, Di Giannantonio, Lorenzo Savadori und Ai Ogura die Maschinen gewechselt hatten, führte plötzlich – Johann Zarco!

Jack Miller (Pramac Yamaha), der sich ebenso wie Zarco und Takaaki Nakagami (am Schluss 6.) von Anfang an für die richtigen Reifen entschieden hatte und weder einen Boxenstopp absolvierte noch eine doppelte Long-lap-Strafe erhielt, stürzte in Runde 6 – 10 sec vor dem späteren Sieger Zarco liegend.

Zarco führte von Runde 8 bis zum Fallen der Zielflagge, Marc Marquez war ab Runde 9 Zweiter. Und Fermin Aldeguer eroberte gute zwei Runden vor Schluss seinen ersten Podestplatz in einem Grand Prix. Die KTM-Asse Acosta und Vinales hatten sich für die Regenreifen-Option M von Michelin entschieden, die sie bei zunehmendem Regen nicht mehr auf Betriebstemperatur brachten; gegen Aldeguer mit der S-Option kämpften sie mit stumpfen Waffen und wurden Vierter und Fünfter.

Nach 26 Runden war das Wunder von Le Mans perfekt: Johann Zarco gewann als erster Franzose nach 71 Jahren sein Heimrennen in der Königsklasse. Es war sein zweiter MotoGP-Sieg in seinem 150. Rennen, Marc Marquez distanzierte er um fast 20 sec. Vergessen wird er diesen Tag nie.

Ergebnisse MotoGP Le Mans, Rennen (11. Mai):

1. Johann Zarco (F), Honda, 26 Runden in 45:47,541 min
2. Marc Márquez (E), Ducati, +19,907 sec
3. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +26,532
4. Pedro Acosta (E), KTM, +29,631
5. Maverick Viñales (E), KTM, +38,136
6. Takaaki Nakagami (J), Honda, +59,527
7. Raúl Fernández (E), Aprilia, +1:10,302 min
8. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +1:10,363
9. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +1:25,791
10. Ai Ogura (J), Aprilia, +1:26,529
11. Luca Marini (I), Honda, +1:32,535
12. Alex Rins (E), Yamaha, +1:35,357
13. Enea Bastianini (I), KTM, 1 Runde zurück
14. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, 1 Runde zurück
15. Franco Morbidelli (I), Ducati, 1 Runde zurück
16. Francesco Bagnaia (I), Ducati, 1 Runde zurück
– Alex Márquez (E), Ducati, 4 Runden zurück
– Miguel Oliveira (P), Yamaha, 8 Runden zurück
– Brad Binder (ZA), KTM, 20 Runden zurück
– Jack Miller (AUS), Yamaha, 21 Runden zurück
– Fabio Quartararo (F), Yamaha, 23 Runden zurück
– Joan Mir (E), Honda, 26 Runden zurück

Ergebnisse MotoGP Le Mans, Sprint (10. Mai):

1. Marc Márquez (E), Ducati, 13 Runden in 19:49,022 min
2. Alex Márquez (E), Ducati, +0,530 sec
3. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +2,164
4. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +2,840
5. Maverick Viñales (E), KTM, +5,285
6. Johann Zarco (F), Honda, +7,939
7. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +8,367
8. Alex Rins (E), Yamaha, +8,930
9. Joan Mir (E), Honda, +9,858
10. Raúl Fernández (E), Aprilia, +11,599
11. Jack Miller (AUS), Yamaha, +12,238
12. Luca Marini (I), Honda, +12,458
13. Enea Bastianini (I), KTM, +12,540
14. Ai Ogura (J), Aprilia, +13,610
15. Franco Morbidelli (I), Ducati, +13,752
16. Takaaki Nakagami (J), Honda, +15,381
17. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +15,904
18. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +27,507
19. Pedro Acosta (E), KTM, +28,342
20. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +44,807
– Brad Binder (ZA), KTM, 9 Runden zurück
– Francesco Bagnaia (I), Ducati, 12 Runden zurück

WM-Stand nach 12 von 44 Rennen:

1. M. Marquez, 171 Punkte. 2. A. Marquez 149. 3. Bagnaia 120. 4. Morbidelli 85. 5. Di Giannantonio 74. 6. Zarco 72. 7. Quartararo 56. 8. Aldeguer 48. 9. Acosta 46. 10. Ogura 43. 11. Viñales 40. 12. Bezzecchi 38. 13. Marini 37. 14. Binder 32. 15. Bastianini 31. 16. Rins 23. 17. Miller 19. 18. R. Fernandez 15. 19. Mir 12. 20. Nakagami 10. 21. Savadori 8. 22. A. Fernandez 3. 23. Oliveira 2. 24. Chantra 0. 25. A. Espargaro 0. 26. Martin 0.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 217 Punkte. 2. Honda 85. 3. KTM 76 4. Yamaha 72. 5. Aprilia 62.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 291 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 197. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 159. 4. Monster Energy Yamaha 79. 5. Red Bull KTM Factory Racing 78. 6. LCR Honda 72. 7. Red Bull KTM Tech3 Racing 71. 8. Trackhouse MotoGP Team 58. 9. Honda HRC Castrol Team 49. 10. Aprilia Racing 46. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 24.

 

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