Starkes Signal: Ducati setzt auf Superbiker Bulega
Nicht nur Yamaha hatte im Anschluss an die MotoGP-Runden im MotorLand Aragón eine strategisch wichtige Mitteilung zu machen. Nicolo Bulega, für das Werk aus Bologna im zweiten Jahr erfolgreich in der Superbike-Weltmeisterschaft am Start, verlängerte seinen Vertrag als Chef-Gasgeber in der höchsten Klasse des seriennahen Rennsports – und erweiterte seinen Deal mit Ducati Corse zugleich um den Posten des MotoGP-Testfahrers.
Bulega wird damit ab dem kommenden Jahr das offizielle Test- und Rennfahrer-Urgestein Michele Pirro unterstützen. Ein mehr als durchdachter Schachzug. Nicolo Bulega soll sich 2026 als Rennfahrer weiter mit aller Energie der Superbike-WM widmen – aktuell ist der Italiener auf Titelkurs – und zugleich bei der Entwicklung der MotoGP-Renner helfen.
Bulega zeigte sich emotional und stolz über die Vertragsverlängerung: «Familie ist etwas, das man sich aussucht. Und ich habe mich dafür entschieden, zu Hause zu bleiben. Auch 2026 werde ich mit dem Team Aruba.it Racing – Ducati in der Superbike-Weltmeisterschaft an den Start gehen! Außerdem werde ich die Ehre haben, mit dem Ducati-MotoGP-Testteam an der Entwicklung der neuen Desmosedici GP mitzuwirken. Eine weitere Herausforderung, eine Verantwortung, die mich mit Stolz erfüllt. Vielen Dank an das Team, meine Crew und alle, die uns immer unterstützen.»
Die Mission Bulegas ist klar umrissen. Der 25-Jährige wird ein Gefühl für die Dimensionen der MotoGP auf den aktuellen Prototypen mit 1000 ccm und rund 300 PS aufbauen und sich dann maßgeblich bei der Entwicklung der neuen MotoGP-Ducati für 2027 mit nur noch 850 ccm – und Reifen von Pirelli – engagieren. Ein cleverer Plan, der in der Vorstellung von Ducati im strategischen Spagat beiden wichtigen Rennprojekten dienen kann.
Erledigt Nicolo Bulega alle Aufgaben mit Bravour, winkt dann der Aufstieg in die Königsklasse. Für 2027 dürften dann viele Türen bei Ducati für «Bulegas» aufstehen, alle Verträge mit der jetzigen Garde an Top-Piloten laufen mit dem Beginn der neuen MotoGP-Ära aus.
Nicolo Bulega weist eine nahezu einzigartige Rennsport-Vita auf. Als 16-Jähriger holte er sich den Titel in der Junioren-WM auf einem Moto3-Renner. Es folgte die Karriere im Grand-Prix-Fahrerlager. Entscheidend half hier auch Mentor Valentino Rossi. In der Teamstruktur aus Tavullia kamen auch die Erfolge. In seiner zweiten Saison in der WM stand Bulega erstmals auf dem Podest. Doch über Rang 7 in der kleinsten Klasse kam der Schlaks nicht hinaus. Auch der erhoffte Umstieg in die Moto2 half nicht zum finalen Durchbruch im GP-Fahrerlager.
Nach vier Anläufen war die Zeit abgelaufen. Nico Bulega verließ die Prototypen-Szene und fand bei Ducati und Aruba-Teamchef Cecconi ein neues Zuhause. Bulega zündete. In der Supersport-Klasse schlug der Überläufer endlich ein. Im zweiten Jahr holte der den wichtigen Titel auf der V2-Panigale und durfte 2024 erstmals ein Superbike pilotieren.
Bulega sollte als Lehrling an der Seite des hochdekorierten Alvaro Bautista agieren. Stattdessen fuhr der junge Italiener den dreifachen Champion aus dem Stand in Grund und Boden. Gleich im Jahr 1 seiner Superbike-Laufbahn legte sich Bulega mit dem späteren Weltmeister Toprak Razgatlioglu an und wurde Vize.
Nach den Schachzügen von Yamaha Racing und Ducati Corse deutet nun vieles darauf hin, dass sich die derzeitigen Konkurrenten noch eine Weile auf der Strecke bekämpfen werden. 2025 geht es erneut um die Krone bei den Superbikes. 2026 werden Razgatlioglu und MotoGP-Testfahrten aufeinander treffen und wieder ein Jahr später wäre der Weg frei für das nächste Rennduell.