MotoGP: Bruch oder Neustart für Jorge Martin?

Bruch oder Neustart? Die Lage um Weltmeister Martin

Von Thomas Kuttruf
MotoGP-Weltmeister Jorge Martin erholt sich weiter von seiner Verletzungsserie. Währendessen bereiten sich die Anwälte auf die Verhandlungen vor. Kommt es zur Trennung – oder nicht? SPEEDWEEK.com mit dem Stand der Dinge.

Auch der achte Grand Prix der Saison 2025 fand ohne MotoGP-Weltmeister Jorge Martin statt. Während Marc Marquez dominierte und die Siegestrophäen wieder zurück ins Ducati-Lager brachte, konzentriert sich der Noch-Champion auf die vollständige Regeneration.

Die letzte Untersuchung Martins fand am 2. Juni in Barcelona statt. Wie auf SPEEDWEEK.com berichtet, ist der Heilungsverlauf auf einem guten Weg, allerdings erfordert die Fraktur des Kahnbeins eine längere Schonung bis zur vollständigen Belastbarkeit.

Dass es dem Weltmeister den Umständen entsprechend gut geht, das zeigten auch die Demorunden, die Jorge Martin als Gast des Aprilia-All-Stars-Events in Misano mit einer RS 660 abspulte.

Auf Anfrage bestätigte das Management des Aprilia-Werksfahrers: «Jorge ist in der Lage, an seiner Fitness zu arbeiten – er kann trainieren, allerdings nicht auf einem Motorrad, dazu ist es noch zu früh. Dennoch bereitet er sich mit Physiotherapie und Ausdauertraining auf eine Rückkehr vor. Am Montag nach dem Assen-GP steht eine nächste Kontrolluntersuchung an.» Aktuelle Bilder, die Jorge Martin beim Rennrad-Training zeigen, dokumentieren die Reha.

Wenn auch noch unter Vorbehalt, könnte der Sachsenring dann als Comeback-Event in Frage kommen. «Direkt vor dem Deutschland-GP wird es dann nochmal einen Check geben, dann können wir weiter planen, ob Jorge Sachsenring oder später zurückkehrt», so Martins Management.

Jorge Martin geht derzeit davon aus, dass er nach vollständiger Gesundung wieder auf die RS-GP zurückkehren wird. Doch wie verlautbart, machte der Spanier von seiner Vertragsklausel Gebrauch – sich für das Jahr 2026 freistellen zu lassen.

An dieser Stelle übernehmen die Anwälte. Seit der Stellungnahme von Aprilia Racing und dem Beharren auf den MotoGP-Vertrag bis Ende 2026 und der umgehenden Antwort Martins, 2026 nicht für Aprilia zu fahren, gab es von beiden Seiten keine weiteren offiziellen Statements.

In den nun anstehenden Gesprächen mit juristischer Unterstützung dürften zwei Szenarien durchgespielt werden:

Möglichkeit 1: Die Trennung
Sollte sich herausstellen, dass das Vertrauen zwischen Jorge Martin und Aprilia nach dem katastrophalen Beginn der erfolgsversprechenden Beziehung auch offiziell bei Level null angekommen ist, so wird es zu einer Trennung kommen. Spätestens Ende 2025, je nach dem Verlauf der Gespräche, wäre aber auch ein sofortiges Ende des Vertrags denkbar. Landet der Vertrag im Schredder, dann nur gegen die Zahlung einer Strafzahlung. Die Summe ist rein spekulativ, wird aber in Bezug stehen zu dem kolportierten Jahresgehalt des Weltmeisters von acht Millionen Euro.

Sobald sich Martin aus der Vereinbarung herausgekauft hat, sind Aprilia und Martin frei für Verhandlungen mit anderen Partnern zur Saison 2026. Sicher ist auch: Hinter den Kulissen haben sich die Seiten auf dieses Szenario bereits vorbereitet. Jorge Martin jedenfalls, der mit 27 Jahren im Sommer seiner Karriere steht, wird seinen Marktwert bereits ausgelotet haben.

Möglichkeit 2: Ein Neustart
Unwahrscheinlich, aber nicht völlig ausgeschlossen ist eine Wiederbelebung der Beziehung. Hierzu müsste zunächst Jorge Martin die bereits ausgespielte Karte zurückziehen. Dazu könnten den Weltmeister nur mangelnde Alternativen bei einem anderen Hersteller, um eine neue und lukrative Mission zu unterschreiben, oder ein alles überstrahlendes Wiedergutmachungsangebot aus Noale bewegen. Doch Aprilia hat den Standpunkt als Hersteller mehr als deutlich gemacht – der gegenwärtige Vertrag ist und bleibt der alleinige Gegenstand der Beziehung.

Hier zeigt sich, wie verhärtet die Fronten sind. Dass Aprilia oder Jorge Martin komplett zurückrudern, sich wieder in den Arm nehmen und zur ursprünglichen Mission, Aprilia an die Spitze der MotoGP zu bringen, zurückkehren, das erscheint heute als höchst unwahrscheinlich.

Lange wird es nicht mehr dauern, bis beide Seiten mitsamt Rechtsabteilung aufeinandertreffen. Ob es gleich in der ersten Verhandlungsrunde zu einer Einigung kommt und ob Jorge Martin noch einmal auf die MotoGP-Aprilia steigen wird, bleibt vorerst ungewiss.

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