Pecco Bagnaia (4.) resigniert: «Es passiert nichts!»

Auch die schöne Lackierung half nicht: Platz 4 für Pecco Bagnaia
Mugello und Francesco Bagnaia – das war die vergangenen drei Jahre lang eine MotoGP-Liebesgeschichte. 2022, 2023 und 2024 hatte der Ducati-Star den Heim-GP in der Toskana jeweils gewonnen. Doch 2025 endete die Erfolgsserie des Lokalhelden jäh: Platz 3 im Sprint, Platz 4 im Grand Prix – ein Rennen, das symptomatisch für eine bislang verkorkste Saison verlief.
Von Startplatz 2 ins Rennen gegangen, zeigte sich Bagnaia in der Anfangsphase aggressiv. In einem packenden Duell mit Teamkollege Marc Marquez fuhr der die #63 der #93 sogar leicht ins Hinterrad. «Ich wollte unbedingt vorn bleiben. Am Anfang fühlte ich mich auch gut. Doch nach sechs Runden fing das Vorderrad an abzubauen – da musste ich Tempo rausnehmen, sonst wäre ich gestürzt», schilderte Bagnaia. Der erste Rückschlag kam früh.
Dazu passte auch ein heftiger Vorderradrutscher in der letzten Kurve, den er mit Mühe abfangen konnte. Der Zwischenfall kostete wertvolle Zehntel und erschwerte es, mit den Marquez-Brüdern mitzuhalten. «Ich habe dann nur noch versucht, mich irgendwie dranzuhängen – aber die GP25 erlaubt es mir nicht, mein eigenes Rennen zu fahren. Wenn ich es versuche, stürze ich – oder wäre heute fast gestürzt», erklärte Bagnaia sichtlich enttäuscht.
Wie so oft in dieser Saison folgte er den Marquez-Brüdern mit etwas Abstand von sieben bis acht Zehntelsekunden und hoffte auf einen Fehler der beiden. Als er pushen wollte, hatte er erneut Probleme mit dem Gefühl zur Front und dem für ihn bekannten Untersteuern. «Meine Rennen verlaufen immer so.»
Gegen Rennende verschärften sich die Probleme. «Ich hatte starke Vibrationen am Hinterreifen. Ich musste noch mehr Tempo rausnehmen.» Drei Runden vor der Flagge schnappte sich VR46-Pilot Fabio Di Giannantonio (Ducati) auch noch den Podestplatz – Bagnaia wurde nur Vierter. Erstmals seit 2021 stand Bagnaia nicht auf dem Podest in Mugello.
Der Frust sitzt tief. «So wie die GP25 derzeit funktioniert, kann ich nicht mein gewohntes Fahrverhalten abrufen. Ich kann nicht mehr so bremsen wie früher. Wenn ich das versuche, ist es aus. Es fühlt sich an, als ob ich permanent im Limbo bin – ich hoffe einfach, dass nichts passiert», beschrieb Bagnaia das Handling der seiner Ducati eindrücklich.
Dabei hatte der Vizeweltmeister am Freitag noch mit verschiedenen Aerodynamik-Varianten experimentiert, sich letztlich aber gegen das neue Paket entschieden: «Ich habe im Moment so viele Probleme, da ist nicht der richtige Zeitpunkt, auch noch etwas Neues auszuprobieren.»
«Wir sagen immer, wir müssen etwas ändern – aber es passiert nichts», so Bagnaia. «Ich weiß, dass ich eigentlich um den Sieg kämpfen kann. Die ersten sechs, sieben Runden zeigen das. Aber danach ist es wie abgeschnitten. Ich verliere plötzlich den Grip vorn und kann nicht mehr das machen, was ich will.»
Zum Duell der beiden Marquez-Brüder ist ihm noch etwas aufgefallen. «Alex achtet mehr auf seine Aktionen, wenn er sie gegen seinen Bruder fährt. Das ist normal, wir machen das gleiche mit den VR46-Academy-Piloten.»
In der Weltmeisterschaft steht Bagnaia mit 160 Punkten auf Rang 3 – 110 Zähler hinter Leader Marc Marquez und 70 hinter Alex Marquez. Der Vorsprung auf den Viertplatzierten Franco Morbidelli (Ducati) beträgt 32 Punkte. Der Titelkampf rückt aber mit jedem weiteren Rennen, dass die beiden Marquez-Brüder vor ihm beenden, in weitere Ferne.
Schon am kommenden Wochenende steht der nächste WM-Lauf an – die Dutch TT in Assen. Eine Strecke, auf der Bagnaia früher stark war. Doch aktuell wirkt der Italiener mehr als ratlos. «So wie jetzt, ist es unmöglich an die Weltmeisterschaft zu denken.»
Ergebnisse MotoGP Mugello, Rennen (22. Juni):
1. Marc Marquez (E), Ducati, 23 Runden in 41:09,214 min
2. Alex Marquez (E), Ducati, +1,942 sec
3. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +2,136
4. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +5,081
5. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +9,329
6. Franco Morbidelli (I), Ducati, +16,866
7. Raul Fernandez (E), Aprilia, +18,526
8. Pedro Acosta (E), KTM, +19,349
9. Brad Binder (ZA), KTM, +19,377
10. Ai Ogura (J), Aprilia, + 21,943
11. Joan Mir (E), Honda, +22,877
12. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +25,578
13. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +26,123
14. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +26,130
15. Alex Rins (E), Yamaha, +28,155
16. Taka Nakagami (J), Honda, +33,110
17. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +40,900
18. Somkiat Chantra (T), Honda, +1:10,075
– Jack Miller (AUS), Yamaha
– Maverick Vinales (E), KTM
– Johann Zarco (F), Honda
– Enea Bastianini (I), KTM
WM-Stand nach 18 von 44 Rennen:
1. M. Marquez, 270 Punkte. 2. A. Marquez 230. 3. Bagnaia 160. 4. Morbidelli 128. 5. Di Giannantonio 120. 6. Zarco 97. 7. Bezzecchi 94. 8. Acosta 84. 9. Aldeguer 78. 10. Quartararo 61. 11. Vinales 54. 12. Ogura 49. 13. Binder 42. 14. Marini 38. 15. R. Fernandez 36. 16. Bastianini 35. 17. Mir 32. 18. Rins 32. 19. Miller 31. 20. Nakagami 10. 21. Savadori 8. 22. A. Fernandez 6. 23. Oliveira 6. 24. Chantra 0. 25. A. Espargaro 0. 26. Martin 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 319 Punkte. 2. Honda 124. 3. KTM 120. 4. Aprilia 118. 5. Yamaha 92.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 430 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 308. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 248. 4. Red Bull KTM Factory Racing 126. 5. Aprilia Racing 102. 6. LCR Honda 97. 7. Monster Energy Yamaha 93. 8. Red Bull KTM Tech3 Racing 89. 9. Trackhouse MotoGP Team 85. 10. Honda HRC Castrol Team 70. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 40.