Bagnaia (5.) mit Risikostrategie durchs Sturzfestival

Schon im freien Training, das mit fast einer Stunde Verspätung seinen Lauf genommen hatte, gelang es Ducati-Pilot und Vizeweltmeister Pecco Bagnaia, ein gutes Gefühl für die Bedingungen in Assen aufzubauen. Nach 45 Minuten hatte der Italiener als Vierter gut 0,4 sec auf die Bestzeit von Teamkollege Marc Marquez verloren. Der Spanier saß im Gegensatz zu Bagnaia mit einem hart angeschlagenen Arm in der Box von Ducati Lenovo.

Während Marc Marquez am Nachmittag nochmals von der Desmosedici flog, kam der Vizechampion ohne Blessuren durch den ersten Tag bei der Jubiläums-TT. Um sich bestmöglich aus dem Getümmel der heißen Schlussphase herauszuhalten, verzichtete Bagnaia nach der zweiten roten Flagge sofort wieder darauf, die Strecke zu stürmen. Bagnaia setzte alles auf eine, dafür ruhige Attacke.

«Es war viel Risiko dabei alles auf einen Hinterreifen zu setzen. Mir war es sehr wichtig nicht im Chaos unterzugehen, ich wollte freie Fahrt, obwohl mir bewusst war, dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht im Q2 war. Das hat zum Glück funktioniert», so ein erleichterter Bagnaia nach einer Verbesserung der Rundenzeit und Rang 5.

Von viel Erfahrung und dem Format eines Weltmeisters zeugte auch eine weitere Entscheidung. Bagnaia interpretierte das Gemetzel auf der Strecke richtig. «Als ich gesehen habe, wie viele Piloten früh gestürzt sind, war mir klar, dass der Vorderreifen nicht perfekt funktioniert. Ich habe daraufhin wieder zurück auf die weiche Mischung gewechselt.»

Pecco Bagnaia weiter: «Im FP1 hatten wir bereits viele Runden auf dem soften Vorderreifen gefahren und viel Verständnis aufgebaut. Er hat dann auch im Zeittraining den Job gemacht und mir das bessere Gefühl gegeben. Und zwar nicht nur auf eine Runde. Wir hatten die Konstanz, das richtige Gefühl und einen hohen Speed. Ich bin absolut happy, es war eine der besten Erfahrungen dieser Saison.»

Der Turiner wurde in Assen auch zu der Entscheidung Michelins befragt, die Entscheidung jenes neuen Vorderreifens einzustellen, den Bagnaia bereits beim ersten Test in höchsten Tönen gelobt hatte. «Es ist keine große Überraschung nach der Entscheidung zum Ausstieg. Schade, denn ich hatte mit der neuen Entwicklung ein tolles Gefühl und hätte ihn auch gerne in den Rennen eingesetzt. Jetzt hoffe ich, dass wir mit dem bestehenden Reifen besser klarkommen.»

Die entscheidende Aussage des Italieners vor dem Sprint-Samstag von Assen klang nahezu feierlich: «Bis wir nach Mugello gekommen sind, musste ich dem folgen, was mir das Motorrad vorgegeben hat – jetzt ist es erstmals wieder so, dass ich bestimme und das Bike mir folgt.»

Mit Blick auf die bei den anstehenden Rennen in den Niederlanden könnte der Italiener auch davon profitieren, dass er im Gegensatz zu den in der WM-Tabelle vor ihm liegenden Marquez-Brüdern nicht mitten im Sturzfestival von Assen unterwegs war.

Ergebnisse MotoGP Assen, Zeittraining (27. Juni):

1. Fabio Quartararo (F), Yamaha, 1:31,156 min
2. Alex Márquez (E), Ducati, +0,102 sec
3. Pedro Acosta (E), KTM, +0,193
4. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +0,196
5. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +0,254
6. Marc Márquez (E), Ducati, +0,299
7. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati , +0,372
8. Maverick Viñales (E), KTM, +0,448
9. Franco Morbidelli (I), Ducati, +0,592
10. Johann Zarco (F), Honda, +0,620
11. Raúl Fernández (E), Aprilia, +0,621
12. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +0,649
13. Alex Rins (E), Yamaha, +0,675
14. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +0,786
15. Enea Bastianini (I), KTM, +0,797
16. Jack Miller (AUS), Yamaha, +0,836
17. Joan Mir (E), Honda, +0,867
18. Brad Binder (ZA), KTM, +1,210
19. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +1,296
20. Ai Ogura (J), Aprilia, +1,461
21. Somkiat Chantra (T), Honda, +1,958
22. Aleix Espargaro (E), Honda, +2,093

Ergebnisse MotoGP Assen, FP1 (27. Juni):

1. Marc Marquez (E), Ducati, 1:32,216 min
2. Maverick Vinales (E), KTM, +0,313 sec
3. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +0,354
4. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +0,393
5. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +0,673
6. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +0,740
7. Alex Marquez (E), Ducati, +0,899
8. Johann Zarco (F), Honda, +0,928
9. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +0,933
10. Alex Rins (E), Yamaha, +0,935
11. Pedro Acosta (E), KTM, +0,965
12. Raúl Fernández (E), Aprilia, +1,015
13. Franco Morbidelli (I), Ducati, +1,048
14. Jack Miller (AUS), Yamaha, +1,123
15. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +1,162
16. Joan Mir (E), Honda, +1,207
17. Enea Bastianini (I), KTM, +1,399
18. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +1,406
19. Ai Ogura (J), Aprilia, +1,607
20. Brad Binder (ZA), KTM, +1,707
21. Aleix Espargaro (E), Honda, +2,079
22. Somkiat Chantra (T), Honda, +2,593