Agostini lobt Marquez – Kritik an Rossi-Fans
Giacomo Agostini, mit insgesamt 15 WM-Titeln – darunter acht in der Königsklasse – der erfolgreichste Fahrer der Motorradgeschichte, stellte sich erneut hinter Marc Marquez und schwärmte von den Erfolgen des Spaniers, der sich in diesem Jahr auf Kurs zu seinem ersten WM-Erfolg seit 2019 befindet.
Damit ist Marquez auf dem besten Weg, Valentino Rossis Marke von sieben Titeln in der Königsklasse zu erreichen. «Marc Marquez ist in der Lage, sogar meinen Weltmeisterschafts-Rekord zu brechen», erklärte Agostini gegenüber der Gazzetta dello Sport. Für den Italiener steht außer Frage, dass Marquez zu den ganz Großen gehört: «Marc ist ein großartiger Mensch und er verdient das Beste. Wir müssen uns vor ihm verneigen, nicht ihn ausbuhen.»
Gerade diese Buhrufe sind jedoch weiterhin ein Thema, besonders bei Rennen in Italien, wo viele eingefleischte Rossi-Fans den Spanier als Rivalen sehen. Knapp zehn Jahre sind mittlerweile vergangen, seitdem Rossi und Marquez aneinander gerieten und der Konflikt eskalierte. Doch die Ereignisse von Sepang 2015 sind im Lager der Rossi-Fans nicht vergessen.
Das wird vor allem dann deutlich, wenn die MotoGP in Mugello oder Misano gastiert. Ducati-Teammanager Davide Tardozzi forderte die Fans beim Italien-Grand-Prix im Juni auf, die Anfeindungen endlich einzustellen, und wünschte sich sogar, dass Marquez und Rossi sich die Hand geben, um Frieden zu schließen.
Agostini findet deutliche Worte gegen die Anfeindungen und hebt zugleich die außergewöhnliche Karriere und das Comeback des Spaniers hervor: «Er hat schwierige Momente durchlebt, aus denen es nicht selbstverständlich war, herauszukommen», sagte er. Marquez habe dafür finanzielle Opfer gebracht: «Und um wieder zu gewinnen, verzichtete er auf das Geld von Honda, um zu einem Privatteam zu wechseln.»
Auch zum aktuellen Kräfteverhältnis in der MotoGP hat Agostini eine klare Meinung. Trotz seiner engen Verbindung zu Yamaha sagt er unumwunden: «Wenn du gewinnen willst, musst du die Ducati haben.» Zwar wisse er, dass Yamaha nach schwierigen Jahren wieder Fortschritte mache, doch aus seiner Sicht sei die Ducati aktuell das Maß der Dinge. Das Entwicklungstempo bei Yamaha ist nach wie vor nicht schnell genug, auch wenn intern viele Prozesse umgestellt wurden.
Den richtigen Durchbruch erwartet Agostini aber nicht vor 2027. «Wenn sich die Regeln ändern, wird der Fahrer wieder wichtiger sein – dann entscheidet seine Fähigkeit über den Sieg, nicht die Hilfe all der Knöpfe, die sie jetzt drücken», kritisierte der mittlerweile 83-Jährige die aktuellen Technologien der Königsklasse.
Ob Marquez Rossis Titelanzahl erreicht oder sogar Agostinis Rekord angreift, bleibt abzuwarten. Für die italienische Legende ist aber schon jetzt klar: Der Spanier hat sich seinen Platz unter den besten Fahrern der Geschichte verdient.