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Flaute im GP-Lager: Wo sind die Nordmänner?

Von Toni Schmidt
Früher sorgten Jarno Saarinen, Kent Andersson und Co. für Schlagzeilen, heute sucht man Fahrer aus Skandinavien im MotoGP-Paddock vergeblich. Der stille Niedergang hat viele Gründe.

Vor fünf Jahrzehnten zählten Spitzenfahrer aus Finnland, Schweden und Norwegen fest zum Inventar der Motorrad-WM. Namen wie Jarno Saarinen oder Kent Andersson sind bis heute Legenden, sie prägten ganze Generationen und stehen für eine Zeit, in der die nordischen Länder im Straßenrennsport noch groß mitmischten. Heute sieht es ernüchternd aus: 2025 ist kein Stammfahrer aus diesen drei Ländern in der Moto3, Moto2 oder MotoGP vertreten. Was ist passiert?

Finnland hatte einst Jarno Saarinen, der 1972 Weltmeister in der 250-ccm-Klasse wurde und 15 Grand-Prix-Siege einfuhr, bevor sein Leben bei dem tragischen Unfall in Monza 1973 viel zu früh endete. Jahrzehnte später folgte Mika Kallio, der in der 125er- und Moto2-WM dreimal Vizeweltmeister wurde und sich in der MotoGP nach seiner Stammfahrer-Karriere als KTM-Testpilot einen Namen machte. Auch Niklas Ajo aus Finnland schaffte den Sprung in die Moto3-Weltmeisterschaft und ist heute als Teammanager aktiv. Jüngster Hoffnungsträger aus dem Land der tausend Seen ist Rico Salmela: Der Teenager fuhr jahrelang im Red Bull Rookies Cup und kämpft aktuell in der JuniorGP um den Titel. Salmela gilt als großes Talent und könnte Finnland bald wieder dauerhaft ins WM-Feld bringen.

Schweden war in den 1970er-Jahren dank Kent Andersson stark vertreten. Andersson holte sich auf Yamaha 1973 und 1974 die Weltmeistertitel in der 125-ccm-Klasse und gehört bis heute zu den erfolgreichsten Skandinaviern im Straßenrennsport. Danach riss der Faden Einzelne Fahrer tauchten in den kleineren Klassen auf, konnten sich aber nicht nachhaltig etablieren.

Anders als die beiden Nachbarländer war Norwegen nie ein starkes Pflaster für Straßenrennen. Zwar ließ Sturla Fagerhaug aufhorchen, als er Ende der 2000er im Red Bull Rookies Cup und in der 125er-WM antrat. Doch statt eine dauerhafte GP-Karriere aufzubauen, kehrte er dem Sport bald den Rücken und wechselte als Freesurfer zum Wellenreiten. Seither herrscht völlige Flaute. Asphalt-Rennstrecken gibt es kaum, Sponsoren engagieren sich lieber in Wintersportarten.

Mit Blick auf den Northern Talent Cup gibt es auch dort nur drei Starter aus diesen Ländern, die eher im Mittelfeld rangieren und noch viel Aufbauarbeit vor sich haben.

Die Ursachen für die sportliche Dürre sind vielschichtig. Es fehlt an einer funktionierenden Nachwuchspyramide, die junge Fahrer von Minibikes über nationale Meisterschaften bis in den internationalen Bereich bringt. Dazu kommt, dass Motorsport in Skandinavien teurer ist als anderswo, weil die Saison kurz und das Wetter oft unberechenbar ist. Viele Familien investieren lieber in Ski- oder Hockeyausrüstungen, wo die Chancen auf nationale Unterstützung und Förderungen größer sind. Auch Sponsoren setzen meist auf populäre Sportarten mit hoher Medienpräsenz, anstatt viel Geld in einen einzelnen Motorradfahrer zu stecken, der es womöglich gar nicht bis ins GP-Paddock schafft.

Finnland kann immerhin auf Salmela hoffen, der das Potenzial hat, ab 2026 Fixstarter in der Moto3 zu sein. Doch für Schweden und Norwegen ist ein Comeback derzeit kaum abzusehen. Damit bleiben Jarno Saarinen und Kent Andersson mehr denn je nostalgische Erinnerungen an Zeiten, in denen die Dauererfolge von Fahrern aus Italien und Spanien nicht an der Tagesordnung waren.

Apropos Rennstrecken: Vor einigen Jahren sollte die Motorrad-WM auf dem Kymi-Ring gastieren. Der Kurs nahe Kouvola, ein Prestigeobjekt, scheiterte an finanziellen und infrastrukturellen Problemen, sodass dort nie ein Rennen stattfand. Inzwischen hat ein Konsortium unter Führung von TRP Hungary die Anlage übernommen und will diese privatwirtschaftlich betreiben. Unlängst gastierte die MXGP-WM dort.

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