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Aerodynamik im Fokus: Wird Albesiano Hondas Joker?

Romano Albesianos Einfluss war bisher gering, doch das dürfte sich 2027 ändern

Romano Albesianos Einfluss war bisher gering, doch das dürfte sich 2027 ändern

Romano Albesiano prägte die Entwicklung der Aprilia und versucht jetzt, Honda zu alter Stärke zu verhelfen: Im Interview mit SPEEDWEEK.com gewährt der Italiener einen Blick hinter die Kulissen von HRCs MotoGP-Projekt.

Als langjähriger Technikchef von Aprilia galt Romano Albesiano als einer der prägenden Köpfe hinter der stetigen Entwicklung der RS-GP. Im vergangenen Herbst entschied er sich überraschend für einen Wechsel zu Honda und verstärkt seitdem das MotoGP-Projekt von HRC. Vor allem auf dem Gebiet der Aerodynamik verfügt Albesiano über großes Know-how. Dieser Bereich galt zuletzt nicht als Hondas große Stärke, entsprechend viel Luft gibt es nach oben.

Dass Albesiano das Aprilia-Projekt verlässt, kam für einige überraschend. «Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Wechsel mache», gestand Albesiano im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Mein ursprünglicher Plan war, einige weitere Jahre für das Unternehmen zu arbeiten, für das ich tätig war, und mich irgendwann zur Ruhe zu setzen. Doch dann erhielt ich den Anruf von Honda. Das war für mich eine wirklich aufregende Sache. Ich machte mir Gedanken. Es war aus vielerlei Hinsicht ein gutes Angebot, auch für mich persönlich.»

Die Entscheidung fiel ihm letztlich leicht. «Mit Blick auf die Bedingungen des Angebots war es für mich eine einfache Entscheidung», sagt er und fügt hinzu: «Für uns Motorrad-Enthusiasten ist die Marke Honda ein großer Mythos.»

Honda steckt seit dem letzten Titelgewinn von Marc Márquez in der MotoGP-Saison 2019 in einer sportlichen Krise. Als Albesiano erstmals in das japanische Werk blickte, fand er eine völlig andere Arbeitsweise vor: «Ehrlich gesagt hatte ich keine konkreten Erwartungen. Ich wollte mir selbst ein Bild machen. Ich fand etwas grundlegend anderes vor: Die Organisation ist komplett anders und auch die Herangehensweise an Probleme.»

«Die Mentalität, mit der die Probleme angegangen werden, ist ganz anders. Es gab bereits wirklich interessante Gespräche. Die Japaner haben eine andere Herangehensweise als die Europäer. Das wird vor allem bei komplett neuen Projekten offensichtlich, wie der Entwicklung des 2027er-Motorrads. Ich meine nicht vorrangig die technische Entwicklung, sondern wie die Arbeit und wie das Unternehmen organisiert werden. Es sind sehr interessante Abläufe und ich konnte bereits viele Dinge lernen. Ich hoffe, dass ich auch etwas Nützliches beisteuern konnte», so der Italiener.

Besonderes Augenmerk legt Albesiano auf die Aerodynamik – ein Bereich, den vor allem die japanischen Hersteller lange unterschätzt haben. «Dieser Bereich des Motorrads wurde einfach nicht in Betracht gezogen. Das Know-how über die Kräfte, die auf ein Motorrad wirken, war einfach nicht vorhanden. Man konzentrierte sich hauptsächlich darauf, den Luftwiderstand zu reduzieren und eine gute Kühlung zu ermöglichen.»

«Dann versuchte man, den Abtrieb am Vorderrad zu reduzieren und das Vorderrad auf den Boden zu pressen. Die Entwicklungen am Heck des Motorrads sind sehr komplex, haben aber einen großen Einfluss. Das Wissen im Unternehmen wächst und wir bekommen es immer besser hin, die Mechanik, die Fahrdynamik des Motorrads und die Aerodynamik zu vereinen», erklärte Albesiano.

Auch moderne Simulationsmethoden gewinnen an Bedeutung. «Die Aerodynamik ist zu einem sehr wichtigen Bestandteil der Entwicklung geworden. Ein mittlerweile ebenfalls sehr wichtiges Betätigungsfeld sind die Simulationen. Jetzt können die Hersteller das Fahrverhalten der Motorräder immer besser simulieren. Es ist noch nicht so, dass es zu 100 Prozent perfekt ist. Aber es hilft dabei, bestimmte Situationen zu simulieren, zum Beispiel wenn die Traktion abreißt.»

Eine Abkürzung zum Erfolg sind die Simulationen aber nur dann, wenn die richtigen Schlüsse gezogen werden. «Die Herausforderung besteht darin, alle Informationen zu kombinieren und die bestmögliche Analyse zu liefern. Damit kann man die bestmögliche Konfiguration zusammenbringen, um die richtigen Tests aufzunehmen», präzisierte Albesiano. Trotz aller Fortschritte bleibt für Albesiano klar: «Die Simulationen helfen dabei, eine grundlegende Richtung zu definieren. Doch dann müssen wir diese Dinge bei Testfahrten bestätigen.»

Der Italiener gilt als einer der besten Aerodynamik-Experten im Fahrerlager – seine Arbeit könnte Hondas RC213V mittelfristig entscheidend voranbringen. Vor allem beim 2027er-Bike wird sich zeigen, welchen Einfluss er auf das Projekt nehmen kann.

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