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Sturzkönig Zarco außer Form: Gefühl für die Honda weg

Von Thomas Kuttruf
Tiefpunkt: Johann Zarco war in Ungarn Stammgast bei den Streckenposten

Tiefpunkt: Johann Zarco war in Ungarn Stammgast bei den Streckenposten

Beim MotoGP-Event in Ungarn kämpften Honda-Piloten im vorderen Drittel des Feldes - LCR-Speerspitze Johann Zarco jedoch sah nicht einmal die Zielflagge. Nach der Misere berichtete er von seinem Kampf gegen die Formkrise.

«Ein Wochenende zum Vergessen! Am Ende des Wochenendes keinen Punkt gesammelt zu haben und zudem keinerlei Gefühl mehr für das Motorrad zu finden, ist sehr schwer zu akzeptieren.» Johann Zarcos Fazit zu seinem ersten MotoGP-Event auf dem Balaton-Park Circuit ist schonungslos. Es kommt nach einem Wochenende, an dem Honda eigentlich positiv aufgefallen war – zumindest galt dies für die HRC-Piloten Luca Marini und Joan Mir. Diese waren im Sprintrennen und am Sonntag zwischenzeitlich in der Nähe von Podiumsrängen unterwegs und fuhren insgesamt 21 Punkte ein.

Ein Erfolgserlebnis für die Werkspiloten, deren Form ansteigt, doch gleichzeitig ein Warnsignal für Johann Zarco: Der LCR-Fahrer hatte vor der Veranstaltung am Plattensee mehr Punkte als beide HRC-Piloten zusammen. Dass ausgerechnet der Franzose im Honda-internen Dreikampf unterging und ohne Zählbares aus Ungarn abreisen musste, verwunderte. Auch in der Teamwertung zog Castrol Honda nun an LCR vorbei.

Dabei war der Sieger das Frankreich-Grand-Prix schon im ersten Rennwochenende nach der Sommerpause nur der zweitschnellste Pilot einer Honda: «Ich will mindestens in die Top 10 kommen! Schon in den letzten Rennen war ich dafür nicht schnell genug. Ich bin sehr enttäuscht, dass es mir nicht mehr gelingt, genügend Gefühl für mein Motorrad aufzubauen.» Dieses fehlende Gespür zeigte sich zuletzt vermehrt in Stürzen: 20 Mal machte der Franzose in dieser Saison bereits unliebsame Bekanntschaft mit Asphalt oder Kiesbett, häufiger als in jeder Saison vorher insgesamt. Allein in Ungarn mussten die Streckenposten beim LCR-Piloten drei Mal eingreifen –auch wenn Zarcos Crash in der Startphase des Sprintrennens auf das Konto von Enea Bastiannini ging.

Den HRC-Dompteuren Luca Marini und Joan Mir gelang es nach der Sommerpause besser, das Potenzial ihres Arbeitsgeräts in gute Ergebnisse umzumünzen. Zarco nennt die Weiterentwicklung der RC213V als einen der Gründe dafür, denn diese geht am Franzosen bislang weitestgehend vorüber.

Weil die Kombination aus Pilot und Motorrad lange Zeit gut funktionierte, wollte die Rennabteilung der Japaner unnötige Risiken vermeiden: «Weil ich lange Zeit viele Punkte gesammelt habe, hat Honda entschieden, dass an meinem Motorrad nicht zu viel verändert werden soll. Ich muss mit dem vorhandenen Material klarkommen. Seit einigen Rennen unterscheidet sich unser Motorrad deshalb von dem der HRC-Piloten, denn es gab einige neue Teile, auf die sie zurückgreifen können. Welche, weiß ich nicht genau, denn was die technischen Details angeht, bin ich nicht eingebunden. Aber klar ist, dass es für mich immer schwieriger wird, sie zu schlagen.»

Ob dies nur auf fehlende neue Teile oder auch auf fehlendes Vertrauen in sein Arbeitsgerät zurückzuführen ist, darüber ist sich der in Cannes geborene Zarco nicht im Klaren: «Vielleicht ist es eine Mischung aus beidem. Marini und Mir sind seit dem ersten Tag in Spielberg im Aufwind. Und wenn die Rennen so schnell aufeinanderfolgen, dann beeinflusst dieses Gefühl auch das darauffolgende Wochenende. Zudem sind ihnen an den letzten Wochenenden bessere Qualifyings gelungen als mir: Wenn man auf dem achtzehnten Platz startet, dann kann am Ende kein gutes Ergebnis herauskommen.»

Ob die Updates auch an Zarcos Arbeitsgerät folgen und für bessere Ergebnisse sorgen können? «Vielleicht, aber noch nicht in Barcelona.» Dort findet am ersten Septemberwochenende das nächste MotoGP-Event statt. Erst im Anschluss an das Event wird der 35-Jährige auf der katalanischen Rennstrecke neue Teile ausprobieren können. Dem Rennwochenende vorher blickt er dennoch positiv entgegen, denn: «Das Layout der Strecke liegt mir. Ich bin es gewöhnt, dort gute Ergebnisse einfahren zu können.»

Johann Zarco liegt derzeit mit 114 Punkten noch auf Rang 9 der WM-Wertung, 5 Punkte vor Yamaha-Pilot Fabio Quartararo. Luca Marini folgt mit 72 Punkten als bester HRC-Pilot auf Rang 13.

Ergebnisse MotoGP Balaton Park, Rennen (24. August):

1. Marc Marquez (E), Ducati, 26 Runden in 42:37,681 min
2. Pedro Acosta (E), KTM, +4,314 sec
3. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +7,488
4. Jorge Martin (E), Aprilia, +11,069
5. Luca Marini (I), Honda, +11,904
6. Franco Morbidelli (I), Ducati, +12,608
7. Brad Binder (ZA), KTM, +12,903
8. Pol Espargaro (E), KTM, +14,015
9. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +14,854
10. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +15,473
11. Ai Ogura (J), Aprilia, +18,112
12. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +19,021
13. Alex Rins (E), Yamaha, +22,861
14. Alex Marquez (E), Ducati, +25,938
15. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +26,262
16. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +55,239
– Enea Bastianini (I), KTM, 25 Runden zurück
– Joan Mir (E), Honda, 22 Runden zurück
– Jack Miller (AUS), Yamaha, 16 Runden zurück
– Raul Fernandez (E), Aprilia, 14 Runden zurück
– Johann Zarco (F), Honda, 4 Runden zurück

WM-Stand nach 28 von 44 Rennen:

1. M. Marquez, 455 Punkte. 2. A. Marquez 280. 3. Bagnaia 228. 4. Bezzecchi 197. 5. Acosta 164. 6. Morbidelli 161. 7. Di Giannantonio 154. 8. Aldeguer 126. 9. Zarco 114. 10. Quartararo 109. 11. Binder 91. 12. R. Fernandez 73. 13. Marini 72. 14. Vinales 69. 15. Bastianini 63. 16. Ogura 58. 17. Miller 52. 18. Mir 46. 19. Rins 45. 20. Martin 23. 21. P. Espargaro 16. 22. Nakagami 10. 23. Oliveira 10. 24. Savadori 8. 25. A. Fernandez 6. 26. Chantra 1. 27. A. Espargaro 0.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 504 Punkte. 2. Aprilia 228. 3. KTM 215. 4. Honda 175. 5. Yamaha 140.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 683 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 406. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 315. 4. Red Bull KTM Factory Racing 255. 5. Aprilia Racing 228. 6. Monster Energy Yamaha 154. 7. Red Bull KTM Tech3 Racing 148. 8. Trackhouse MotoGP Team 131. 9. Honda HRC Castrol Team 118. 10. LCR Honda 115. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 65

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