Joan Mir (5.): «Dann machst du einen Rückwärtssalto!»
Joan Mir testete die Grenzen aus
Drei Honda in den Top-10 mit LCR-Ass Johann Zarco als bestem Piloten auf Rang 4 – der Auftakt im ersten freien Training am Freitagvormittag in das MotoGP-Wochenende in Portimao war vielversprechend für den Traditionshersteller. Joan Mir beendete das FP1 auf Rang 8.
Im Zeittraining am Nachmittag zog der Werkspilot dann mit Rang 5 souverän direkt ins Q2 ein – er war rund 5 Hundertstelsekunden vor seinem französischen Markenkollegen platziert. Die am Heck stark überarbeitete RC213V scheint auf der portugiesischen Asphalt-Achterbahn gut zurechtzukommen. «Wir haben heute gezeigt, dass wir auch auf dieser Strecke vorn mit dabei sind. Ohne meine gestrichene Rundenzeit wäre ich in beiden Sessions in den Top-5 gelandet. Ich habe schon jetzt ein gutes Gefühl auf dem Motorrad, besonders das Gefühl für das Vorderrad ist gut. Das ist eine Eigenschaft, die einem als Fahrer auf dieser Strecke die Arbeit um einiges einfacher macht», weiß der Spanier. Perfekt lief dennoch nicht alles für den Fahrer mit der Nummer 36: «Ich hatte noch Probleme mit Vibrationen und muss auch an der Elektronik noch ein paar Feinjustierungen vornehmen. Es war noch nicht alles gut.»
Mir musste sich auf dem spektakulären Kurs mit dem Motorrad an die Grenzen herantasten. Auf der Kuppe bei der Start-Ziel-Geraden fuhr der Weltmeister von 2020 einen Wheelie, der eindrucksvoll aussah, aber nicht beabsichtigt war. Ähnliches passierte Somkiat Chantra im ersten freien Training, nochmals um einiges spektakulärer. Die mittlerweile diffizile Aerodynamik in der MotoGP begünstigt solche Situationen, darum müssen die MotoGP-Haudegen vor der besagten Kuppe sogar bremsen, um die Kontrolle zu behalten und gefährliche Situationen zu vermeiden.
«Diese Wheelies werden durch die Flügel an unseren Motorrädern verursacht. Solange das Motorrad alle Räder auf dem Boden hat, generieren sie so massiv Abtrieb am Vorderrad. Sobald die Front aber zu stark aufsteigt, wird daraus Auftrieb – also das Gegenteil von dem, was wir beabsichtigen. Wenn du auf diesem Stück voll am Gas bleibst, dann machst du einen Rückwärtssalto», schmunzelte der 28-Jährige. Die einzige Lösung: Leistung reduzieren. Wie das geschieht, hängt von den Eigenschaften des Motorrads und den Präferenzen des Fahrers ab: «Ich benutze die Hinterradbremse, um die Bewegung vor der Kuppe auszugleichen. Andere nutzen stattdessen die Einstellungen ihrer Elektronik dafür, wiederum andere schließen nur das Gas.»
Die Kuppen zählen zu den Eigenheiten der Strecke an der Algarve. Die schnelle Rechtskurve nach der Start-Ziel-Geraden ist eine weitere: «In Kurve 1 ist man sehr schnell, darum mag ich sie sehr gern. Aber davor zu hart zu bremsen, kann man schwer bereuen. Dadurch, dass es dort bergab geht, macht man schnell einen zu heftigen Stoppie und erst dann kann man kontrolliert verzögern. Technisch gesehen ist Portimao einer der schwierigsten Kurse des Jahres.»
Joan Mir liegt derzeit im WM-Klassement als drittbester Fahrer seines Fabrikats mit 93 Punkten auf Rang 15. Teamkollege Luca Marini belegt mit 128 Zählern Platz 13.
Ergebnisse MotoGP Portimao, Zeittraining (7. November):
1. Alex Marquez (E), Ducati, 1:37,974 min
2. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +0,030 sec
3. Pedro Acosta (E), KTM, 0,088
4. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +0,159
5. Joan Mir (E), Honda, +0,209
6. Johann Zarco (F), Honda, +0,258
7. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +0,328
8. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +0,408
9. Pol Espargaro (E), KTM, +0,450
10. Ai Ogura (J), Aprilia, +0,469
11. Luca Marini (I), Honda, +0,577
12. Franco Morbidelli (I), Ducati, +0,623
13. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +0,624
14. Brad Binder (ZA), KTM, +0,679
15. Raul Fernandez (E), Aprilia, +0,788
16. Jack Miller (AUS), Yamaha, +0,900
17. Nicolo Bulega (I), Ducati, +1,012
18. Alex Rins (E), Yamaha, 1,096
19. Enea Bastianini (I), KTM, +1,156
20. Somkiat Chantra (T), Honda, +1,824
21. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +1,884
22. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +1,907










