MotoGP-Zukunft der Marquez-Brüder ist offen

Fernandez: Gut für Aprilia, schlecht für Jorge Martin

Von Thomas Kuttruf
Mit einer beeindruckenden Steigerung hat sich Raul Fernandez in Position gebracht. Rettet der Spanier die Form in die MotoGP-Saison 2025, könnte es auch für Landsmann Jorge Martin eng werden.

Dass Raul Fernandez mehr als nur ein talentierter Rennfahrer ist, steht außer Frage. Der Racer, der wie Jorge Martin aus Madrid kommt, gewann Rennen in der Moto3-WM  und fuhr in der mittleren WM-Kategorie um den WM-Titel.

Das Finale 2021 mit dem Duell Fernandez gegen Gardner wies übrigens große Parallelen zum diesjährigen Match Moreira versus Gonzalez. Wie zuletzt in Valencia betrug der Abstand der Kalex-Piloten jeweils 14 Punkte. Fernandez musste gewinnen – tat es auch, aber Gardner wurde Zehnter und die Meisterschaft ging an den Australier

Danach ging es für beide in die Königsklasse. Während Gardner scheiterte und mittlerweile in der Superbike-WM aktiv ist, hielt sich Raul Fernandez in der MotoGP. Dass dem so ist, ist Trackhouse-Teammanager Davide Brivio zu verdanken. Als der Italiener nach seinem Ausflug ins Formel-1-Fahrerlager ins Motorrad-Fahrerlager zurückkehrte, wäre es ein leichtes gewesen, den Vertrag mit Fernandez nicht zu verlängern

Ohne einen Podestplatz auf dem Erfolgskonto stand Fernandez in jeder Hinsicht tief im Abseits. Auf der Kunden-Aprilia, 2023 unter der Teamleitung von Razlan Razali, 2024 dann unter Flagge der Amerikaner und Trackhouse Racing war der Spanier zu keinem Zeitpunkt auf dem Radar der Aprilia-Werksmannschaft.

Eine Konsequenz der WM-Ränge 20 und 16: Raul Fernandez erhielt keine Vereinbarung mit Aprilia Racing. Den Vertrag unterzeichnete Brivio für Trackhouse. Als Zugeständnis für die Bemühungen des frisch strukturierten Teams gelang Brivio ein gerne vergessener Verhandlungserfolg.

Für 2025 gab es neben gleichwertigem Material auch personelle Verstärkung für die Abteilung Fernandez. Der Erfolg wollte sich trotzdem nicht einstellen. Das erste Saisondrittel 2025 glich einer Katastrophe. Aus den ersten elf Rennen nahm die Nummer 25 nur sechs WM-Punkte mit. Erst beim Brünn-GP in der zweiten Saisonhälfte tauchte Fernandez erstmals überhaupt in den Top-10 auf. Alles deutete auf eine weitere belanglose Kampagne hin, als Vorstufe zu einer Neuorientierung zu Ende der Saison 2026.

Doch erst einmal kam alles anders. Brivio hatte im Umgang mit dem sensiblen Racer das richtige Händchen bewiesen und Fernandez lieferte ab. In Australien und Valencia holte er mit drei Podestplätzen stramme 70 WM-Punkte. Auf der Zielgeraden des Jahres gelang Fernandez das, was nur wenige schafften. Siebenmal holte er sowohl im Sprint als auch im GP Punkte. Aus dem Nichts der Tabelle ging es noch weit nach vorne – vorbei an Brad Binder bis auf Endrang 10.

Im Abwinken der Saison fuhr Raul Fernandez auf Augenhöhe mit Aprilia-Aushängeschild Marco Bezzecchi und der Ausfall von Jorge Martin wurde sportlich dank Fernandez und Trackhouse kompensiert. Mit dem stärksten Finale aller MotoGP-Piloten hat sich Fernandez damit in eine günstige Lage gebracht. Statt auf dem Abstellgleis rangiert er nun vor Jorge Martin, der Aprilia bislang viel Geld kostete, sportlich und medial in Jahr 1 aber ein Vollausfall war.

Für Aprilia ist die Methodik von Davide Brivio ein Glücksfall. 2026 ist man mit Bezzecchi und Fernandez gut aufgestellt. Dazu kommen Jorge Martin, für den es 2026 um viel – wenn nicht alles geht, sowie der vielversprechende Rookie Ogura.

WM-Endstand nach 44 Rennen:

1. M. Marquez, 545 Punkte. 2. A. Marquez 467. 3. Bezzecchi 353. 4. Acosta 307. 5. Bagnaia 288. 6. Di Giannantonio 262. 7. Morbidelli 231. 8. Aldeguer 214. 9. Quartararo 201. 10. R. Fernandez 172. 11. Binder 155. 12. Zarco 148. 13. Marini 142. 14. Bastianini 112. 15. Mir 96. 16. Ogura 89. 17. Miller 79. 18. Vinales 72. 19. Rins 68. 20. Oliveira 73. 21. Martin 34. 22. P. Espargaro 29. 23. Nakagami 10. 24. Savadori 8. 25. A. Fernandez 8. 26. Chantra 7. 27. Bulega 2. 28. A. Espargaro 0. 29. Michele Pirro 0.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 768 Punkte. 2. Aprilia 418. 3. KTM 372. 4. Honda 285. 5. Yamaha 247.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 835 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 681. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 493. 4. Red Bull KTM Factory Racing 462. 5. Aprilia Racing 395. 6. Monster Energy Yamaha 269. 7. Trackhouse MotoGP Team 261. 8. Honda HRC Castrol Team 238. 9. Red Bull KTM Tech3 Racing 213. 10. LCR Honda 155. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 125.

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