MotoGP: Aprilia wird zur Ducati-Bedrohung

Erster MotoGP-Sieg: Raul Fernandez weinte vor Glück

Von Sebastian Fränzschky
Großer Befreiungsschlag für Raul Fernandez: Der Trackhouse-Pilot stellte in Phillip Island seinen ersten MotoGP-Sieg sicher, bescherte Aprilia ein Jubiläum und schwärmte in den höchsten Tönen von seinem Team.

«Ich kann es nicht glauben. Mir fällt es schwer, zu realisieren, dass wir gewonnen haben», kommentierte Australien-Sieger Raul Fernandez, der mit seinem Erfolg auf Phillip Island die MotoGP-Geschichte umschrieb. Der Spanier feierte seinen ersten Sieg in der Königsklasse und gewann erstmals seit dem Moto2-Saisonfinale 2021 in Valencia einen Grand Prix. Zudem war es Aprilias 300. Grand-Prix-Sieg.

«Ich erinnere mich an die vielen Stunden voller Arbeit, die uns zu diesem Resultat geführt haben», erklärte Fernandez nach seinem MotoGP-Debütsieg und sendete eine emotionale Botschaft an sein Trackhouse-Team und Aprilia: «Ich habe eines der besten Teams der Welt. Sie haben nie aufgehört, an mich zu glauben. Wenn ich an die Box komme und Probleme habe, dann sehe ich nie verzweifelte Gesichter. In den schwierigen Momenten spüre ich, dass wir eine Familie sind. In diesen Momenten spüre ich, dass ich noch mehr Unterstützung von Aprilia erhalte. Ich bin richtig happy!»

Raul Fernandez ist nach Aleix Espargaro, Maverick Vinales und Marco Bezzecchi der vierte Fahrer, der für Aprilia in der MotoGP gewonnen hat. Möglich wurde der Sieg durch die Strafe von Markenkollege Bezzecchi, der im Grand Prix zwei Long-Laps absolvieren musste. Fernandez nutzte diese Chance, schob sich an die Spitze und kontrollierte die Führung. Er hatte sich ein komfortables Polster herausgefahren, das in der letzten Runde auf 1,4 Sekunden schrumpfte. In den finalen Runden bauten die Reifen deutlich ab.

Mit einem Sieg rechnete Fernandez nicht und sah Bezzecchi trotz der Long-Laps im Vorteil: «Marco fuhr im Sprintrennen ein unglaubliches Tempo, und auch 'Diggia' war im letzten Teil des Sprints richtig stark. Heute Morgen, als ich das Meeting mit meinem Team hatte, kamen wir zu dem Schluss, dass es realistisch wäre, um das Podium zu kämpfen – aber ich hätte nie gedacht, dass wir eine Chance auf den Sieg hätten.»

«Ich freue mich sehr – für mich, für mein Team, aber besonders für meine Familie und für meinen Bruder, weil er mich immer unterstützt», bedankte sich Raul bei Bruder Adrian, der im Moto3-Rennen als Sechster gewertet wurde.

Die Fernandez-Familie jubelte am Sonntag in erster Linie über den Erfolg von Raul. Der Weg zum ersten MotoGP-Sieg war steinig. Auch die Bedingungen am Sonntag waren alles andere als einfach. «Heute waren die Bedingungen sehr schwierig, vor allem im letzten Teil des Rennens mit dem Wind. Aber ich habe versucht, das Rennen zu kontrollieren, den Hinterreifen gut aufzuwärmen», kommentierte Fernandez.

«Als ich Pedro überholt habe und gesehen habe, dass ich ein sehr ähnliches Tempo wie Marco hatte, dachte ich: 'Okay, vielleicht ist heute der Tag – aber du darfst keinen Fehler machen.'» In dem Moment habe ich einfach versucht, mich auf mich selbst zu konzentrieren, nicht zu viel zu denken und den Moment zu genießen – und genau das habe ich getan. In den letzten vier Runden habe ich versucht, keinen Fehler zu machen», beschrieb Fernandez.

Auf der Zielgeraden erlebte Fernandez eine kleine Schrecksekunde. «Nachdem ich ein Visier abzog, fiel es mir schwer, die Hand wieder an den Lenker zu bringen», erklärte er die seltsame Szene, in der er nach seinem linken Lenkerstummel griff. «Danach habe ich versucht, noch entspannter zu sein. Aber in der letzten Runde, im letzten Sektor, habe ich im Helm angefangen zu weinen. Ich bin sehr glücklich – für Trackhouse, aber auch für Aprilia, denn das ist der 300. Sieg für sie. Also, herzlichen Glückwunsch auch an sie!»

Ergebnisse MotoGP Phillip Island, Rennen (19. Oktober):

1. Raúl Fernández (E), Aprilia, 27 Runden in 39:49,571 min 
2. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +1,418 sec
3. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +2,410 
4. Alex Marquez (E), Ducati, +3,715 
5. Pedro Acosta (E), KTM, +7,930 
6. Luca Marini (I), Honda, +7,970 
7. Alex Rins (E), Yamaha, +10,671 
8. Brad Binder (ZA), KTM, +12,270 
9. Enea Bastianini (I), KTM, +14,076 
10. Pol Espargaro (E), KTM, +16,861 
11. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +16,965 
12. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +17,677 
13. Ai Ogura (J), Aprilia, +17,928 
14. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +18,413 
15. Franco Morbidelli (I), Ducati, +27,881 
16. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +34,169 
17. Somkiat Chantra (T), Honda, +50,043 
18. Michele Pirro (I), Ducati, +50,303 
– Francesco Bagnaia (I), Ducati, 4 Runden zurück 
– Joan Mir (E), Honda, 18 Runden zurück 
– Jack Miller (AUS), Yamaha, 23 Runden zurück 
– Johann Zarco (F), Honda, 23 Runden zurück
  
WM-Stand nach 38 von 44 Rennen:
1. M. Marquez, 545 Punkte. 2. A. Marquez 379. 3. Bezzecchi 282. 4. Bagnaia 274. 5. Acosta 233. 6.  Di Giannantonio 216. 7. Morbidelli 208. 8. Aldeguer 183. 9. Quartararo 166. 10. R. Fernandez 146. 11. Zarco 128. 12. Binder 126. 13. Marini 120. 14. Bastianini 96. 15. Mir 77. 16. Ogura 73. 17. Vinales 72. 18. Miller 66. 19. Rins 60. 20. Oliveira 36. 21. Martin 34. 22. P. Espargaro 23. 23. Nakagami 10. 24. Savadori 8. 25. A. Fernandez 8. 26. Chantra 6. 27. A. Espargaro 0. 

Konstrukteurs-WM: 
1. Ducati, 671 Punkte. 2. Aprilia 345. 3. KTM 298. 4. Honda 248. 5. Yamaha 205. 

Team-WM: 
1. Ducati Lenovo Team, 819 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 562. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 424. 4. Red Bull KTM Factory Racing 359. 5. Aprilia Racing 324. 6. Monster Energy Yamaha 226. 7. Trackhouse MotoGP Team 219. 8. Honda HRC Castrol Team 197. 9. Red Bull KTM Tech3 Racing 191. 10. LCR Honda 134. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 105.

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