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Bernhard Gobmeier: «Brutale Bestandsaufnahme»

Von Günther Wiesinger
Bernhard Gobmeier: «Das ist ein Ansporn»

Bernhard Gobmeier: «Das ist ein Ansporn»

Ducati-Rennchef Bernhard Gobmeier erklärt im Exklusiv-Interview, wie Ducati aus dem Schlamassel rauskommen will.

Das Fazit von Ducati Corse fiel nach den ersten Sepang-Tests letzte Woche niederschmetternd aus. Nicky Hayden und Andrea Dovizioso landeten auf den Rängen 9 und 10 und büssten 2 und 2,1 Sekunden auf die Bestzeit von Dani Pedrosa (Repsol-Honda) ein. Besonders ernüchternd: Pedrosa steigerte sich gegenüber dem Sepang-Qualifying vom Oktober um 0,4 sec, Bradl zum Beispiel um 0,5 sec. Aber Hayden (neunter Startplatz im Oktober) fuhr 0,6 sec langsamer als damals. Technischer Fortschritt hat ein anderes Gesicht. Wir haben uns mit Ducati-Corse-Generaldirektor Bernhard Gobmeier über die anhaltende Misere der Roten unterhalten.

Bernhard Gobmeier, Ihr MotoGP-Projektleiter Paolo Ciabatti liess in Malaysia ziemlich den Kopf hängen. Wie schätzen Sie diese Darbietungen des Werksteams ein?

Das war eine brutale Bestandsaufnahme für alle Beteiligten. Das war ein entsprechender Weckruf! Aber mich spornen solche Ergebnisse nur weiter an. Ich habe bei BMW 2010 eine ähnliche Situation erlebt, als es um die Wettbewerbsfähigkeit des Superbike-WM-Teams ging.

Ciabatti meinte, beim Motor dürfe es jetzt kein Tabu mehr geben. Was bedeutet das? Steht sogar das V4-Konzept auf dem Prüfstand?

Nein, auf keinen Fall. Das V4-Konzept wird nicht angetastet. Auch die Desmodromik wird beibehalten. Es wurde schon geschrieben, die Desmodromik werde geopfert. Das ist Blödsinn. Aber es wird bei der Hardware des Motors Modifikationen geben müssen, auch im mechanischen Bereich. Der Motor muss sozialverträglicher werden. Es wird also ein Motor-Update kommen. Den Zeitpunkt kann ich noch nicht nennen, weil ich ihn nicht kenne.

In Malaysia wurde erzählt, Ducati werde spätestens beim Misano-GP 2013 mit einem völlig neuen GP13-Modell an den Start gehen? Entspricht das der Wahrheit?

Nein, es existiert noch kein entsprechender Zeitplan. Aber wir sind uns bewusst, dass mittelfristig etwas geschehen muss, beim Motor und beim Chassis. Beim Motor dauern solche Up-dates erfahrungsgemäss am längsten. Wir haben es hier mit einem Langfrist-Projekt zu tun.

Bevor wir jetzt Entscheidungen treffen, müssen wir uns über die Entwicklungsrichtung klar werden. Es gibt verschiedene Lösungsmöglichkeiten, die auf der Hand liegen. Diese haben Vorrang. Aber alles muss sich zuerst auf dem Prüfstand bewähren und dann bei Probefahrten des Testteams.

Welche Lösungsmöglichkeiten liegen auf der Hand? An den Klagen der Piloten hat sich nichts geändert: mangelhaftes Einlenkverhalten, Untersteuern, brachiale Leistungsentfaltung, unzureichende Traktion.

Ja, stimmt. Das sind die Mängel, die wir den Kommentaren der Fahrer entnehmen. Wir müssen jetzt beim existierenden Material kurzfristig neue Möglichkeiten erforschen. Da geht es um Änderungen des Schwerpunkts und der Geometrie. Beim zweiten Sepang-Test werden wir da nicht mehr in kleinen Schritten vorgehen, sondern in radikalen.

Haben Sie für den ersten Sepang-Test so deutliche Rückstände erwartet?

Ja, das habe ich so erwartet. Ohne Schönfärberei: Das Motorrad ist das, was es im Vorjahr war. Wir können vorläufig nichts anderes tun, als die verschiedenen Verstellmöglichkeiten auszuprobieren. Und da haben wir noch nicht alle Ideen ausgeschöpft.

Nächste Woche wird das Testteam in Jerez einige Modifikationen ausprobieren, die uns vielleicht beim Sepang-2-Test helfen werden. Aber am Grundmotorrad wird sich so schnell nichts ändern.

Unsere ursprüngliche Strategie lautete: Wir wollen vorerst in kleinen Schritten vorwärts gehen. Erst nachher werden radikale Schritte folgen.

Bei der Elektronik-Software besteht auch Handlungsbedarf?

Ja, da wird nächste Woche mit Testfahrer Pirro in Jerez einiges ausprobiert. Bisher sind wir mit dem Status von 2012 weitergefahren; jetzt werden neue Funktionen getestet. Bisher haben wir in diesem Bereich nichts gefunden, was uns rausgerissen hätte.

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