KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Valentino Rossi: Erster Triumph nach 993 Tagen

Von Günther Wiesinger
Assen-GP: Márquez, Sieger Rossi und Crutchlow

Assen-GP: Márquez, Sieger Rossi und Crutchlow

Er sei sich selber nicht mehr sicher gewesen, ob er nach den zwei tristen Ducati-Jahren noch einmal gewinnen kann, versicherte Rossi.

Seit dem Sepang-GP im Oktober 2010 hat Valentino Rossi keinen MotoGP-WM-Lauf mehr gewonnen. Das waren 993 sieglose Tage. In Assen feierte der neunfache Weltmeister seinen 106. GP-Triumph.

Valentino, hast du manchmal schon daran gezweifelt, ob du so einen Erfolg noch einmal erleben würdest? 

Hm... Ehrlich gesagt, ich war mir nicht mehr sicher. Denn seit dem letzten Sieg ist viel Zeit verstrichen. Ausserdem war es eine schwierige Zeit. Ich hatte bei meiner Rückkehr zu Yamaha zwei sehr schwere Jahre hinter mir, zwei höchst frustrierende Jahre, mit schlechten Resultaten. ES war schwierig abzuschätzen.

Das Positive: Als ich letzten Sommer verstand, dass mir Yamaha noch einmal die Chance gibt, 2013 und 2014 die Werks-M1 zu fahren, war ich erleichtert. Ich muss den Yamaha-Managern heute ein klares «Dankeschön» sagen.

Ich bin happy, aber ich verstehe nach diesem Rennen immer noch nicht genau, was passiert ist. Vor dem Rennen habe ich zu meinen Jungs an der Box nur gesagt: Ich will zumindest drei- oder viermal als Erster über den Zielstrich flitzen.

Die ersten Rennen waren nicht einfach für dich. Nach Platz 2 in Katar ist einiges schiefgelaufen.

Ja, ich musste einsehen, dass ich Zeit brauche.

Als ich zurückkam, war ich sehr zufrieden mit dem Motorrad. Aber es hat nicht 100-prozentig alles gepasst.

Beim ersten Rennen in Doha habe ich ein sehr gutes Ergebnis erreicht. Aber nachher hatte ich sehr viel Mühe. Ich konnte mit der M1 einfach nicht so fahren, wie ich mir das vorgestellt habe. Ich konnte die Vorzüge meines Fahrstils damit nicht ausspielen, sie nicht zur Geltung bringen.

Aber beim Aragón-Test haben wir einen guten Schritt gemacht. Ich habe seither mehr Zuversicht, mehr Vertrauen. Ich kam hier und war in allen Trainings sehr schnell, bei allen Bedingungen, ich habe mich wohl gefühlt auf dem Bike.

Wir haben heute nach der Bestzeit im Warm-up am Set-up überhaupt nichts mehr geändert. Ich schätze, das ist seit 2002 oder 2003 nicht mehr passiert.

Vor dem Rennen sagte ich mir: ich muss heute auf Sieg fahren. Das könnte mein Tag werden, denn ich habe den nötigen Speed, ich war Erster im Warm-up, ausserdem war Jorge verletzt, er konnte also nicht 100 Prozent geben.

Im Rennen lief alles nach Plan?

Das Rennen ist dann perfekt für mich gelaufen. Ich bin grossartig gestartet, ich konnte Cal gleich überholen, dann Bradl am Ende der ersten Runde, dann war ich schon hinter den zwei Honda. Das war mein Ziel, denn ich war mir bewusst: Dani und Marc sind heute im Rennen die zwei stärksten Gegner. Aber ich war an zwei oder drei Stellen schneller, deshalb ist es mir gelungen, Marc zu überholen.

Bei Dani hat es etwas länger gedauert. Aber als ich ihn eingeholt habe, habe ich gesehen, ich bin schneller als er, also versuchte ich, ihn zu überholen. Aber plötzlich habe ich einmal Lorenzo auf dem grossen TV-Schirm ganz dicht hinter mir gesehen.

Da dachte ich: Scheisse, wenn er heute sogar mit einem gebrochenen Schlüsselbein vor mir eintrifft, dann bin ich blamiert. Dann habe ich ein grosses Problem.

Das hat mich motiviert, pro Runde 0,2 oder 0,3 sec schneller zu fahren...

Nein, Spass beiseite: Als ich auf der Boxentafel sah, dass Marc Zweiter war statt Dani, habe ich mit einem Sieg zu spekulieren begonnen.

Ich lag 1,1 Sekunden vor ihm eine Runde später waren es 1,5 Sekunden.

Da redete ich mir ein: Okay, okay, fahr so weiter. Ich bin noch einmal 1:35,0 min gefahren. Dann hatte ich einen guten Vorsprung. Ich wusste, diesen Sieg kann ich ins Ziel bringen.

Ich bin gut gefahren, das Motorrad war fantastisch. Ich muss danke sagen zu Yamaha und zu allen meinen Jungs, die sich mit mir durch diese dunkle Phase gekämpft, nie aufgegeben und immer an mich geglaubt haben.

Wir waren nicht sicher, ob wir noch einmal auf die Siegerstrasse zurückkehren können. Aber wir haben die Hoffnung nie fahren lassen.

Wir haben nie gesagt: Es ist vorbei. Es geht nicht mehr.

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