Stefan Bradl: «Ich werde keinen Blödsinn machen»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl fliegt morgen um 22.25 Uhr nach Melbourne und will am Freitag zumindest im ersten freien Training einen Fahrversuch machen.

Stefan Bradl übersiedelte heute vom feudalen Kuala Lumpur Sports Medicine Centre, wo er am Samstagabend um 22 Uhr von Dr. Low Tze Choong, einem chinesischen Orthopäden, am gebrochenen rechten Knöchel operiert worden war, ins Hotel Sama Sama, direkt neben dem Flughafen von Kuala Lumpur.

Im Hotel wurde er am Montag zweimal von den Physiotherapeuten der Clinica Mobile betreut. Auch Dr. Alberto Busilacchi schaute vorbei. Die Rehabilitation hat begonnen. Morgen abends um 22.25 Uhr fliegt Stefan Bradl mit Malaysian Airlines nach Melbourne. Von dort folgt eine zweistündige Autofahrt nach Cowes auf Phillip Island.

SPEEDWEEK.com traf den LCR-Honda-Piloten zum Interview.

Stefan, wie geht es dir?

Einwandfrei.

Oft ist es ja so, dass nach einer Operation ein Rückschlag eintrifft, wenn die Wirkung der schmerzstillenden Spritze nachlässt?

Ich brauche keine schmerzstillenden Mittel mehr... Ich nehme nur einmal täglich eine Tablette gegen die Schwellung. Ich habe keine Beschwerden und keine Schmerzen mehr. Das ist gut.

Auch die Naht am rechten Knöchel schmerzt nicht? Wie lange ist sie eigentlich?

Nein, da spüre ich auch nichts. Sie ist circa 4 bis 5 cm lang.
Die Ärzte haben wirklich einen Superjob gemacht.

Wie lange warst du unter Vollnarkose?

Die Operation hat rund eineinhalb Stunden gedauert. Das war jetzt keine super grosse OP. Ich bin ungefähr nach zwei Stunden wieder aufgewacht.
Ich war dann relativ gut wieder munter. Ich habe keine Übelkeit gespürt, mir ist auch am nächsten Tag absolut nicht schwindlig gewesen. Ich habe null-komma-null Nachwirkungen gehabt.

Wann darfst du den Knöchel wieder belasten?

Das werden wir am Mittwoch in Australien zum ersten Mal probieren. Es sieht von der Schwellung und von der Beweglichkeit her alles sehr gut aus. Viel besser, als ich mir vorgestellt habe.

Muss dich Teamkoordinator Oscar Haro am Flughafen wieder huckepack tragen? Lässt du dich im Rollstuhl schieben? Oder wirst du dich mit den Krücken fortbewegen?

Ich habe in der Klinik eine perfekte Ausrüstung bekommen, sogar zum Duschen. Krücken habe ich auch, dazu eine Art Skischuh, als Stabilisator, damit ich den Knöchel beim Gehen mit den Krücken gut schützen kann. Damit kann ich sogar leicht auftreten, weil damit das Gewicht gut verteilt wird. Aber bis Mittwoch muss ich den Fuss möglichst hochlagern, damit die Schwellung nicht zunimmt.
Mein Fortbewegungsmittel sind jetzt die Krücken.

Die Krücken werden dich länger begleiten. Jonas Folger lief am Wochenende immer noch an Krücken – fast vier Wochen nach der Knöcheloperation.

Ja, mei... Ich weiss nicht, wann ich die Krücken weg schmeissen kann. In Australien werde ich sie mit Sicherheit noch brauchen.

Du wirst in absehbarer Zukunft auch nicht Tennis spielen und Joggen können. Du wirst dein Konditionstraining aufs Schwimmen und Radfahren verlagern müssen?

Ja, das werden wir sehen, wie sich das Ganze entwickelt. Die Physiotherapeuten, die mich betreuen, geben wirklich alles. Ich bin in den besten Händen.
Ich habe das Gefühl, dass ich diese Verletzung rascher wegstecken kann als so mancher andere. Es schaut alles gut aus.
Ob wir in Australien fahren können, werden wir sehen. Probieren werden wir es vielleicht. Ich sehe nicht ganz schwarz.

Die Frage wird sein, ob du dich direkt fürs Q2 der besten zehn qualifizierst?

(Er lacht). Ja, aber diese Frage kann ich erst am Freitag beantworten, falls ich dann wirklich im ersten freien Training ein paar Runden fahre. Wenn ich es überhaupt probiere...

Hast du dir im Geiste schon einmal ausgemalt, was das Fahren mit so einem frisch operierten Knöchel auf einer schnellen Strecke wie Phillip Island überhaupt bedeutet? Du müsstest ja mit einer Sicherheitsmarge fahren? Dann bist du 12. oder 15.?

Ja, das ist eben jetzt die Frage. Wie ich mich fühle, wie es ausschaut, wie konkurrenzfähig wir sind. Wenn ich dann merke, es besteht nur die Aussicht auf den 15. Platz und trotzdem noch ein Risiko dabei ist, dann kuriere ich mich lieber noch ein paar Tage für Japan gescheit aus.
Ein unnützes Risiko gehe ich mit Sicherheit nicht ein.
Ich werde keinen Blödsinn daraus machen.

Die Situation ist ähnlich wie bei Lorenzo und Pedrosa nach ihren Stürzen auf dem Sachsenring. Sie fühlten sich am Dienstag danach wieder tatendurstig und sind dann wenige Tage später zum Laguna-Seca-GP angetreten und unter die Top-6 gefahren.

Ich weiss nicht genau, ob man diese Situationen vergleichen kann.

Es wird dir nach der OP auch vom Kopf her jeden Tag besser gehen?

Im Kopf hat mir noch nie etwas gefehlt... (Er lacht).

Teamchef Lucio Cecchinello schätzt die Chancen auf eine GP-Teilnahme in Phillip Island auf zwei Prozent. Stimmst du ihm zu?

Hm... Wir warten auf Mittwoch und Donnerstag, bis wir in Australien sind. Ein Comeback in Phillip Island ist möglich, aber schwierig. Wir werden sehen. Schreib einfach: 99 Prozent.
Denn probieren würde ich es schon wolllen.

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