Aleix Espargaró (5.): «Wir sind besser als erwartet»

Von Günther Wiesinger
Der Forward-Yamaha-Pilot war am Mittwoch in Sepang grossartiger Fünfter, Donnerstagfrüh knackte er sogar die 2-min-Schallmauer.

Der 24-jährige Aleix Espargaró demütigte mit der ART-Aprilia des Power Electronics-Teams zwei Jahre lang die Claiming-Rule Fahrer und so manchen Prototypen-Helden. Platz 5 beim Sachsenring-GP 2013 war ein prächtiges Glanzlicht.

Jetzt wirbelt der ältere Bruder des Moto2-Weltmeisters das gesamte MotoGP-Establishment durcheinander. Und jetzt scheint sich der Mut des 25-jährigen Spaniers bezahlt zu machen, der sich um 300.000 Euro bei Martinez freikaufte, um eine M1-Yamaha bei Forward Racing pilotieren zu können.

Bisher galt der um zwei Jahre jüngere Pol als der bessere Fahrer. Aber vielleicht ist er nur der erfolgreichere. Die Bilanz spricht für Pol: 15 GP-Siege, 44 Podestplätze, ein WM-Titel. Die kümmerliche Ausbeute von Aleix: Ein Podestplatz in der Moto2-Klasse. Das war 2011 mit Platz 3 beim Barcelona-GP im Pons-Team auf Kalex.

«Ich bin ziemlich happy», stellte Aleix am Abend des zweiten Testtages fest, den er als Fünfter mit 2:00,547 min (nur 0,1 sec vor Rossi und 0,1 sec vor Lorenzo) beendete hatte.

Doch am Donnerstagvormittag legte Espargaró gleich in der ersten halben Stunde noch einmal ein Schäuflein nach: Er knackte als zweiter Fahrer bei diesem Test die 2-min-Barriere und legte sagenhafte 1:59,998 vor. Wenig später unterboten ihn Márquez, Lorenzo und Rossi.

Aleix, du hast bei diesem Test Freund und Feind überrascht. Wie ist dein Eindruck von der FTR-Yamaha des Forward-Teams?

Naja, wir haben nicht dieselbe Elektronik wie das Werksteam, wir haben als Open-Team die Einheits-ECU. Ich war schon am ersten Tag happy, als ich ins Hotel zurückfuhr. Da war ich Achter. Ich dachte: Naja, eine schnelle Runde kann einmal passieren. Ich habe das nämlich schon 2012 hier mit der Aprilia erlebt. Da war ich auch am ersten Tag sehr schnell... Aber diesmal habe am zweiten Tag hier diese Leistung sogar noch verbessern und bestätigen können. Ich bin gleich 2:00,5 min gefahren. Am Dienstag gelang mir eine 2:01,4-min-Runde.
Natürlich ist es kein Kinderspiel, solche Zeiten zu fahren. Deshalb bin ich sehr zufrieden.
Wir haben viel mit der Elektronik und mit dem Chassis gearbeitet. Wir machen einen guten Job...

Kannst du auch beim Rennspeed mit den Stars mithalten?

Das werde ich am Donnerstag rausfinden. Da mache ich eine Rennsimulation, das wird also ein wichtiger Tag.
Aber ich fürchte, für uns Open-Fahrer wird das letzte Renndrittel die heikelste Phase des Wochenendes werden. Die letzten sieben Runden... Ich weiss nicht, ob uns unsere Elektronik dann dieselben Möglichkeiten gibt, wie sie die Werksfahrer haben.
Aber gut. Ich denke, mit den weichen Hinterreifen werden wir im ersten Teil der Rennen wirklich stark sein; am Schluss werden wir leiden. Wir können aber auch vier Liter mehr Sprit mitnehmen als die Factory-Piloten. Wir werden sehen, wie stark sich das auswirkt.
Insgesamt befinden wir uns jedenfalls auf einem besseren Niveau, als wir erwartet haben.

Die Open-Kategorie bekommt andere Reifen als die Factory-Teams. Welche Reifen hast du getestet?

Wir haben am Mittwoch vier oder fünf verschieden Reifen probiert. Bridgestone hat die alten und die neuen Reifen mitgebracht, weiche und harte. Am Nachmittag habe ich noch einmal den neuen weichen und den neuen weichen Hinterreifen probiert.
Die neuen Mischungen helfen ein bisschen.
Im Vorjahr hat Colin Edwards oft den harten Hinterreifen verwendet. Ich bin das ganze Jahr nur zweimal damit gefahren – und das war in einem freien Training.

Du bist viel schneller unterwegs als dein Teamkollege Colin Edwards. Woran liegt das?

Wir haben unterschiedliche Gefühle für dieses Motorrad. Colin will ein anderes Set-up. Aber das Potenzial des Motorrads ist sehr gross. Wir müssen einfach unermüdlich weiterarbeiten. Cal Crutchlow hat 2013 gezeigt, dass man mit diesem Motorrad aufs Podium fahren kann. Das werden wir auch probieren. Wir werden sehen, wie weit uns das führt.

Es war schwierig für dich, das Aspar-Team zu verlassen? Die Atmosphäre war sehr familiär?

Ja, richtig. Es ist mir schwer gefallen. In der Moto2 war ich enttäuscht... Die zwei Jahre bei Aspar halfen mir sehr, meinen Fahrstil zu verbessern, mich in der MotoGP zu etablieren und Selbstbewusstsein wieder aufzumöbeln.
Das Weggehen war schwierig, ja. Es war nicht nur ein Team für mich, ich war Teil einer Familie. Ich habe noch viele Freunde dort.
Nach dem WM-Finale in Valencia hatten wir starke Emotionen in der Box bei Aspar. Da habe ich mir kurz die Frage gestellt: Habe ich einen Fehler gemacht?
Aber als ich am Tag darauf bei Forward auf die M1-Yamaha gestiegen bin, da war ich begeistert, dieses Team ist sehr professionell. Yamaha und die ganzen japanischen Ingenieure arbeiten sehr eng mit uns zusammen.
Die Zeit wird zeigen, ob ich einen Fehler gemacht habe. Im Moment sieht es so aus, als hätte ich den richtigen Schritt gemacht.

Sieht so aus, denn Nicky Hayden liegt mit der Aspar-Honda 1,7 sec hinter dir. Du kämpfst unter den ersten fünf mit. Kannst du Márquez, Lorenzo, Pedrosa und Co. manchmal in Gefahr bringen?

Ich kenne das Level der anderen Bikes nicht. Ich weiss nur, dass ich noch nie ein besseres Motorrad gefahren bin. Colin Edwards ist ehemaliger Yamaha-Werksfahrer. Er kennt vielleicht einen Unterschied zur Werks-M1. Ich nicht. Ich weiss nicht, ob ich mit einer Werks-Yamaha schneller wäre. Vielleicht wäre ich langsamer damit, wenn ich drauf springe... Schwer zu sagen.
Aber ich war am Mittwoch weniger als ein Zehntel hinter Valentino und knapp vor Jorge. Das ist wichtig für mich. Meine Maschine hat also genug Potenzial. Ich will die Werksmaschinen vergessen und einfach aus meinem Bike das Maximum rausholen.

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