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Bridgestone: Was Michelin für MotoGP nun leisten muss

Von Günther Wiesinger
Bridgestone-Chief-Coordinator Thomas Scholz im Interview: 2016 kehrt Michelin in die Königsklasse zurück – als Einheitsreifen-Lieferant. Die Franzosen treten die Nachfolge von Bridgestone an.

In der Saison 2016 tritt der französische Reifenhersteller Michelin in der MotoGP-WM nach sieben Jahren die Nachfolge von Einheitsreifen-Lieferant Bridgestone an. Bei Honda (Itoh), Yamaha (Edwards) und Ducati (Pirro) sind die ersten Tests mit den neuen 17-Zoll-Reifen bereits abgewickelt.

Michelin war in den letzten Jahren in einigen Ländern in der Superbike-Meisterschaft aktiv, dazu in der spanischen Moto2-Meisterschaft und in der Endurance-WM. Honda-Testfahrer Itoh fuhr bereits Ende August in Japan, Ducati fuhr dann in der ersten September-Woche zwei Tage mit Testfahrer Michele Pirro in Brünn.

Die MotoGP-Stammfahrer bekommen beim zweiten Sepang-Test Ende Februar 2015 einen vierten Tag, an dem sie erstmals Michelin testen dürfen. Thomas Scholz, Chief Coordinator bei Bridgestone Motorsport, beantwortete SPEEDWEEK.com ein paar Fragen zu diesem Thema.

Thomas, Bridgestone fährt in der MotoGP-Klasse hinten und vorne mit 16,5-Zoll-Reifen. Bei Michelin hiess es zuerst, so würden mit 16 Zoll planen, schliesslich haben sie sich für 17 Zoll entschieden. Was sind die Vorteile diese Reifendimension?

Ich denke, es geht hauptsächlich darum, dass man den MotoGP-Einsatz besser verlinken und vermarkten kann. Es macht schon Sinn.
Aus zwei Gründen.
Erstens entziehen sie sich der direkten Vergleichbarkeit mit uns. Zweitens macht es Marketing-technisch mehr Sinn, mit 17 Zoll zu fahren, weil der Link zur Serie da ist. Denn die Strassen-Motorräder sind ausnahmslos mit 17 Zoll-Rädern bestückt.

Früher gab es Konstellationen mit 17 Zoll hinten und 16,5 Zoll vorne.

Ja, das war in den 1980er-Jahren mal populär. Das waren Modeerscheinungen. Heutzutage ist in der Serie die durchgängige Mode 17 Zoll hinten und vorne.

Wird Michelin nach der langen MotoGP-Pause Personal bei Bridgestone abwerben?

Zunächst ist noch gar nicht entschieden, wer den Rennservice stellt und betreibt. Sie wollen es anscheinend nicht selber machen. Es läuft eine Ausschreibung. Wer sich da bewirbt und wer dann den Zuschlag bekommt, weiss ich nicht.
Wahrscheinlich wird es eine Firma aus der Nähe von Clermont-Ferrand sein. Man muss abwarten. Ob die dann Interesse haben, von uns Personal zu übernehmen, wird sich zeigen. Da ist deren Sache. Da müssten sie an uns herantreten.

Die Vergleichbarkeit wird aber trotzdem gegeben sein, ob 16,5 oder 17 Zoll. Jeder wird sofort auf die Zeiten der Michelin-Fahrer schauen. Spätestens in Sepang wird das Potenzial der französischen Reifen offenkundig. Was erwartest du im Testjahr 2015 von Michelin? Wie schwierig wird es, den Bridgestone-Vorsprung von sechs Jahren aufzuholen?

Naja, schwer zu sagen. Eines ist klar: Michelin hat sehr gute Mischungen. Da brauchen sie sich sicherlich nicht zu verstecken. Das hat man beim Endurance-WM-Lauf in Suzuka beim 8-h-Rennen gesehen. Da hatten wir auch Vergleichsmöglichkeiten. Da sind die Michelin-Reifen rein vom Griplevel her gut.
Und es war ja auch zum Zeitpunkt des letzten Reifenkriegs nicht so, dass wir jedes Rennen dominiert hatten. Es war nie so, dass sie keine Chance hatten. Die Michelin-Qualifyer waren immer super gut. Die können schon Reifen bringen, bei denen der nötige Grip da ist. Sie hatten andere Probleme als den Grip, manchmal passte die Performance nicht.
Deshalb muss man abwarten: Wie ist das Zusammenspiel Vorderrad/Hinterrad? Dann wird man sehen, auf welche Zeiten sie kommen. Vielleicht sind sie am Anfang ein bisschen hinten dran. Das kann sich aber in zwei Jahren ändern.

Also bereits für den Saisonstart 2016?

Vielleicht sind sie zu Beginn der Saison 2016 noch langsamer. Man muss auch abwarten, wie ihre Reifen insgesamt performen. Wie ist das Fahrgefühl für die Fahrer? Wie gut kommen die damit klar? Dann müssen die Fahrwerks-Geometrien der Motorräder auf die 17 Zoll-Grössen angepasst werden. Das dauert alles.
Ich denke, wenn sie konsequent arbeiten, könnten sie nach zwei, drei Jahren an unsere Zeiten rankommen.

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