KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Stefan Bradl (4.): «Das war mein härtestes Rennen»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl gelang mit Platz 4 das bestmögliche Ergebnis hinter den Stars Márquez, Rossi und Lorenzo. «Ich habe kühlen Kopf bewahrt», sagte er.

Stefan Bradl (24) büsste seinen vierten Platz gleich in der ersten Kurve gegen Valentino Rossi ein, aber da sich Marc Márquez verbremste, vollendete der LCR-Honda-Pilot die ersten Runde als Fünfter.

Andrea Dovizioso hatte ihn überholt; und da Dani Pedrosa stürzte, lag Bradl nach drei Runden mit 0,860 sec Rückstand auf Dovizioso an fünfter Position.

Dann schied mit Cal Crutchlow sein Verfolger aus, Bradley Smith nistete sich auf Platz 6 ein. Der britische Tech3-Yamaha Pilot rückte in Runde 15 bis auf 1,106 sec an Bradl heran.

Doch dann wurde die Ducati von Dovizioso langsamer, Bradl übernahm in Runde 16 den vierten Rang, Smith lag 0,9 sec hinter ihm.

Vor der letzten Runde lag Smith noch 0,588 sec hinter Bradl, die Crew zeigte ihm 0,3 sec Vorsprung an.

Nach 20 heissen Runden brachte Bradl 1,049 sec Vorsprung auf den Briten ins Ziel – vierter Platz, so weit vorne war er in diesem Jahr (im Trockenen) nur in Austin/Texas.

Bei der Rückkehr an die Box wurde Bradl vom LCR-Team mit Szenenapplaus empfangen. Lucio Cecchinello umarmte ihn und sagte: «Gute Arbeit, Stefan. Ein sehr gutes Rennen. Gratuliere.»

Bradl erzählte dann der Crew beim Debriefing, dass er schon beim ersten heftigen Bremsmanöver in der ersten Runde gespürt habe, dass er dieses Rennen mit Vorsicht angehen müsse, der Vorderreifen habe ich bei 55 Grad Asphalttemperatur sofort sehr schmierig angefühlt.

«Das härteste Rennen meines Lebens», seufzte Bradl gegenüber SPEEDWEEK.com. «In den letzten Runden habe ich die Beine unterhalb der Knie kaum mehr gespürt, es hat alles höllisch gebrannt.»

«Zuerst ist beim Start die Kupplung extrem gerutscht, das war wohl wegen der Hitze, sogar im zweiten Gang ist das auch noch passiert, deshalb ist mir Rossi gleich entwischt», schilderte der WM-Neunte. «Das Problem hatten wir in Aragón schon einmal. Die andern sind aber heute auch nicht viel besser gestartet. Ich habe dann gleich bei der ersten extremen Bremsphase bei Turn 4 gemerkt, dass ich heute nicht den Fahrstil anwenden kann, den ich normalerweise gern benütze. Ich dachte: Das muss ich jetzt irgendwie hinter mich bringen, 20 Runden lang. Mir war sofort klar: Die drei Ersten muss ich gar nicht attackieren. Ich nahm mir vor, geduldig und ruhig zu bleiben, das war das Wichtigste. Ich habe die ganzen Probleme, die bei so einem heissen Rennen am Anfang immer vorhanden sind, ganz gut gemanagt. Ich habe bemerkt, dass ich auf die Verfolger etwas raushole am Anfang. Ich versuchte, Dovi zu halte, dann habe ich gemerkt, das geht nicht. Ich wusste, von hinten habe ich auch keine Ruhe.»

Bradl weiter: «Ich bin wie auf heissen Kohlen gesessen, weil sich Smith mit der Yamaha in den kurvigen Sektoren 2 und 3 etwas leichter tat, da hat er manchmal etwas aufgeholt. Ich habe dann den Abstand zu ihm gehalten, aber manchmal sind beim Bremsen kleine Fehler passiert. Ich konnte einfach auf der Bremse nicht so forcieren wie üblich. Aber das ging allen so. Ich habe alles getan, um den Anstand zu Smith zu kontrollieren, ich wollte in kein Battle verwickelt werden. Denn das wäre womöglich noch schief gegangen. Gut, im Normalfall wird man in so einem Rennen Sechster. Aber heute ist Pedrosa gestürzt, Dovi bekam Probleme. So etwas passiert halt bei so einem Rennen. Wir haben es geschafft, auf Platz 4 zu fahren. Das ist ein gutes Ergebnis. Ich bin happy. Wir haben das ganze Wochenende gut gearbeitet, keine Fehler gemacht, keinen Sturz. So stelle ich mir das eigentlich öfter vor. Gott sei Dank habe ich auch in den letzten Runden kühlen Kopf bewahrt, obwohl es nicht einfach war.»

Nach dem Umziehen ging die Hektik für Bradl gleich weiter. Um 17.30 Uhr Ortszeit brauste Bradl zum Flughafen, der Singapore-Flug nach München via Singapur flog um 21 Uhr Ortszeit in Kuala Lumpur ab.

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