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Hervé Poncharal: «Carmelo ist mein Guru, aber...»

Von Sharleena Wirsing
Seit 2014 erhält Ducati dieselben Vorteile wie die Open-Teams: 12 Motoren, mehr Sprit, weichere Hinterreifen und Entwicklungsfreiheit. Auch Tech3-Boss Hervé Poncharal sieht dies kritisch.

Ducati verliert bei Top-3-Ergebnissen im Trockenen schrittweise einige der Open-Class-Vorteile. Doch bisher gelang nur Dovizioso in Austin eine Podestplatzierung im Trockenen. Platz 2 in Assen und Crutchlows dritter Rang in Aragón bei nassen Bedingungen zählen also nicht. Ducati erhält auch im nächsten Jahr die Open-Vorteile, da die Roten 2013 kein Rennen gewannen.

Wenn Ducati mit irgendwelchen Fahrern drei dritte Plätze, zwei zweite Plätze oder einen Sieg erreicht, saisonübergreifend bis Ende 2015, dann wird zuerst das Spritlimit von 24 auf 22 Liter gesenkt. Wenn Ducati 2015 und 2016 insgesamt drei GP-Siege erreicht, dann sind auch die weicheren Hinterreifen Geschichte.

Trotzdem haben Fahrer und auch Teamchefs wie Tech3-Boss Hervé Poncharal an dieser Bevorzugung zu knabbern. Bei Poncharal schlagen als IRTA-Präsident und Teamchef zwei Herzen in einer Brust. «Ich bin Präsident der Teamvereinigung IRTA, daher sitze ich auch in der GP-Kommission. In Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta habe ich viel Vertrauen. Ich bewundere ihn und er inspiriert mich – er ist mein Guru... Ich weiß daher, warum wir Ducati diese Vorteile verschafft haben. Es ist sehr wichtig, dass Ducati an der MotoGP-WM weiter interessiert bleibt und auch am Leben erhalten wird. Sie sind ein sehr wichtiger Partner für die Weltmeisterschaft. Daher mussten wir ihnen helfen, die Lücke zu schließen. Nun haben sie den Rückstand bereits verringert. Als IRTA-Präsident und Unterstützer der Weltmeisterschaft verstehe ich, warum wir das tun. Es macht die Meisterschaft spannender. Die Ducati-Fans, Sponsoren und die Audi Group an Bord zu haben, ist wichtig.»

«Wenn ich jedoch als Teammanager auf meine Fahrer Pol und Bradley schaue, dann sieht es anders aus. Sie sagen mir oft: ‹Mist, ich kann Iannone nicht folgen. Ich kann nichts tun. Wenn ich nach der Kurve das Gas so aufziehe wie er, dann fliege ich von der Maschine.› In Misano war Pol beispielsweise sehr schnell, doch Iannone war vor ihm und er sagte mir, dass überholen unmöglich war. Das ist für die Fahrer frustrierend, denn sie wollen auf annähernd gleichem Material sitzen und dieselben Reifen haben, um ihr Potenzial zu zeigen. Der weiche Hinterreifen bringt manchmal jedoch eine ganze Sekunde. Das ist unfassbar. Trotzdem wissen wir, warum Ducati diese Vorteile hat und müssen es akzeptieren. Es ist im Interesse der Weltmeisterschaft und wir wissen, dass wir nur noch ein Jahr darunter leiden. Doch das ist eine lange Zeit.»

Poncharal macht seinen Fahrern jedoch klar: «Die vier Werkspiloten, die in der WM-Tabelle ganz oben stehen, fahren ebenfalls mit nur 20 Litern und denselben Reifen wie ihr. Daher ist Carmelos Idee nicht schlecht und auch der Vorteil für Ducati nicht unverhältnismäßig groß, denn sie gewinnen nicht. Wenn Jorge und Vale es können, dann müssen meine Fahrer mit ihnen mithalten. Sie können das, denn unser Bike unterscheidet sich nicht besonders stark von den Werksmaschinen. Cal und Dovi fuhren auf unserer Maschine auch oft auf das Podium, obwohl es jetzt schwieriger ist. Wenn Dovi und Ducati jedes Rennen gewinnen, dann ist es zu viel. Doch solange sie das nicht tun, ist der Vorteil nicht unverhältnismäßig groß.»

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