Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

IodaRacing: Offene Rechnungen, offene Zukunft

Von Günther Wiesinger
Das IodaRacing-Team von Giampiero Sacchi steht vor dem Abgrund. Ob es nächstes Jahr weitergeht, entscheidet sich wohl bis zum 15. November.

Der Weiterbestand des Octo IodaRacing-Teams (in Sepang mit Petrucci und Krummenacher punktelos) von Giampiero Sacchi ist bisher nicht gesichert. Dem Teamchef steht das Wasser bis zum Hals.

Der ehemals mächtige General Manager der Rennabteilungen des Piaggio Konzerns (er war zuständig für Aprilia, Derbi und Gilera) hat sich mit seinem eigenen Rennstall offenbar finanziell zu weit aus dem Fenster gelehnt.

IodaRacing fährt 2014 in der Moto2-WM mit Randy Krummenacher in der Moto2-WM auf Suter, in der MotoGP-Klasse mit ART-Aprilia und Dani Petrucci, für den fix engagierten zweiten Fahrer Leon Camier hatte er schon im Februar nicht mehr genug Geld, er wurde entlassen.

Inzwischen ist durchgesickert, dass bei IodaRacing viele Mechaniker seit Monaten keinen Lohn gesehen haben.

Die Teamvereinigung IRTA hat Sacchi jetzt eine Frist gesetzt: Wenn er bis 15. November 2014 die ausstehenden Löhne nicht bezahlt, droht der Verlust des Teamplatzes für 2015, womöglich auch in der Moto2-Klasse.

Das wären üble Nachrichten für Florian Alt, der einen Moto2-Vertrag bei IOdaRacing für 2015 in der Tasche hat.

«Sacchi erzählt uns jeden Tag ein anderes Märchen. Ich glaube ihm nichts mehr», erklärte ein Ioda-Teammitglied in Sepang.

Vor einem Jahr fuhr Johann Zarco bei IodaRacing in den Moto2-WM noch den neunten WM-Rang heraus, 2014 folgte der Absturz in die Bedeutungslosigkeit: 20. WM-Rang mit 13 Zählern für Petrucci, 24. WM-Rang mit 24 Punkten für Krummenacher. Wegen der fehlenden Erfolge wurde Ioda der erwünschte zweite Moto2-Teamplatz für 2015 vorenthalten.

IodaRacing wollte für die MotoGP-WM 2015 Hiroshi Aoyama engagieren, doch der Japaner wird aller Voraussicht nach absagen und ein Angebot als HRC-Testfahrer annehmen.

IodaRacing möchte in der MotoGP-WM 2015 allen Widerwärtigkeiten zum Trotz mit einem Fahrer antreten, und zwar mit den lahmen ART-Aprilia-Claiming-Rule-Bikes aus diesem Jahr. Motto: «In die Punkteränge kommen wir auch mit besserem Material nicht.»

Drei Klassen, etliche Flops

Der Abstieg des Rennstalls von Giampiero Sacchi begann 2012, als er sein Team in allen drei Klassen antreten liess und mit Robby Moto einen eigenen Moto3-Motor namens EMIR bauen liess. Es wurde ein Riesenflop. Das Projekt wurde am Saisonende eingestellt. Die enormen Entwicklungskosten wurden in den Sand gesetzt.

Im gleichen Jahr konstruierte sein Team auch ein Stahlchassis für MotoGP-Pilot Danilo Petrucci, die selbst getunten Motoren waren 35 km/h zu langsam. Im September 2012 stieg Petrucci auf Suter-BMW um, Sacchi träumte von einem BMW-Werksteams, später von einem Aprilia-Werksteam für 2016, alle Träume zerschlugen sich. Sacchi hinterliess viel verbrannte Erde – und einige offene Rechnungen.

Schon vor einem Jahr erzählte Eskil Suter von offenen Chassis-Rechnungen aus der MotoGP-Klasse, damals fuhr Ioda mit Petrucci und Pesek. Sacchi berief sich damals auf ausgebliebene Sponsorzahlungen.

Danilo Petrucci hat seinen Fahrervertrag bei Ioda für 2014 nie unterschrieben und dadurch schweren Herzens auf seine kümmerliche Gage von 30.000 Euro verzichtet. Er fuhr zum Nulltarif. Dafür konnte er dann im September sofort zugreifen, als das Angebot von Pramac-Ducati kam.

«Sacchi hat mir schon in Asen empfohlen, ich solle mir für 2015 ein neues Team suchen», erklärte Petrucci gegenüber SPEEDWEEK.com.

Aus Dorna-Kreisen ist zu hören, Sacchi habe seine beiden MotoGP-Teamplätze im Vorjahr Suzuki angeboten – zum Phantasiepreis von 5 Millionen Euro. Die Japaner lehnten dankend ab, sie bekamen die zwei Teamplätze inzwischen kostenlos, müssen aber im ersten Jahr (2015) auf die Dorna-Zuschüsse verzichten. Doch die machen maximal 2 Millionen aus.

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