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Danilo Petrucci (Ducati): «Sehe mich 2015 als Rookie»

Von Nereo Balanzin
Der Italiener Danilo Petrucci ist eine der großen Überraschungen der Saison 2015. Mit der letztjährigen GP14 kämpft «Petrux» mit dem Pramac-Team um Top-10-Platzierungen.

«Genau vor einem Jahr in Jerez wollte ich aufgeben. Ich konnte es nicht länger ertragen. Langsam fragte ich mich, ob der Motorradsport wirklich meine Zukunft ist oder nicht. Dann hatte ich Glück. Ich stürzte und brach mir das Handgelenk.» Damals fuhr Petrucci eine ART für das Ioda-Team.

Wie ein gebrochenes Handgelenk als Glück bezeichnet werden kann – vor allem von einem professionellen Rennfahrer – ist nur schwer zu verstehen. Doch Danilo Petrucci, der Pilot aus dem Herzen Italiens, der den Platz von Andrea Iannone bei Pramac einnahm, kann das erklären. «Ein Bruch im Handgelenk ist eine der langwierigsten Verletzungen. Sieh es dir an, es ist abgewinkelt, arbeitet aber nicht, wie es sollte. Doch der Unfall, der mich dazu zwang, einige Zeit nicht zu fahren, gab mir die Chance, über mich und meine Situation nachzudenken. Ich traf eine Entscheidung von höchster Bedeutung. Ich gab mir selbst eine zweite Chance.»

Als er sich für eine zweite Chance entschied, gab ihm auch die Weltmeisterschaft eine zweite Chance. Danilo erhielt während der Saison einen Anruf von Pramac und Ducati. «Im letzten Jahr war die Maschine nicht die konkurrenzfähigste im Grid, aber manche zweifelten auch bereits an meinen Fähigkeiten. In diesem Jahr sehe ich mich als Rookie, obwohl ich schon vier Jahre fahre, denn ich habe zum ersten Mal eine konkurrenzfähige Maschine. Nun habe ich die Chance, meine Qualitäten zu zeigen. Wir sind noch weit von den besten Plätzen entfernt, aber ich war bisher immer im Q2, also unter den besten Fahrern.»

«Ich würde sagen, dass ich es gut mache. Ich bin davon überzeugt, dass das Beste noch kommt. Doch ich weiß nicht, ob ich ein wirklich guter Fahrer bin oder nicht, aber ich habe die Möglichkeit, mich zu beweisen.» Vor Petrucci liegt noch ein langer Weg. Er muss viel lernen.

«Ich habe die MotoGP-WM von der harten Seite kennengelernt. Wo der Instinkt zählt. Nun muss ich neue Tricks lernen, die mehr mit der technischen Seite des Rennfahrens zu tun haben. Ich habe verstanden, dass es kein Zufall ist, dass bestimmte Fahrer die besten Bikes haben. Früher oder später gehen sie regelrechte Ehen ein. Ich muss mich meinem Team noch beweisen, damit sie sehen, dass ich diese Chance verdient habe. Ich bin davon überzeugt, dass ich mich verbessern und gute Resultate einfahren kann.»

Petrucci hat Freunde auf seiner Seite. «Ich spreche oft mit Dovizioso», sagt Danilo. Andrea kennt Danilos Ducati sehr gut, da es das Modell der ersten Saisonhälfte 2014 ist. «Andrea ist ein echter Gentleman. In der letzten Zeit, als sie sahen, dass ich schnelle Zeiten fahren kann, achteten viele Fahrer darauf, dass sie mir keinen Windschatten bieten. Dovizioso kümmert sich darum nicht, er gibt mir sogar oft Ratschläge, wie ich das Bike fahren soll.»

«Die Maschine ist physisch sehr anspruchsvoll. Man braucht Muskeln, um sie zu beherrschen. Glücklicherweise habe ich welche. Zur selben Zeit muss man aber wissen, wie man damit umgeht: hart bremsen, in die Kurve, spitzer Winkel, aufstellen, beschleunigen sobald du nicht mehr in Schräglage bist. Das harte Bremsen ist kein Problem, aber ich gehe noch immer zu früh ans Gas. Das bringt das Bike zum Sliden und den Reifen zum Durchdrehen. Daher verschleißen meine Reifen viel schneller.»

Danilo senior, der Vater, zeigte sich bisher nicht oft. Er ist ?LKW-Fahrer für das Team Leopard. «Er ist eine Person, die sich nicht gerne in das Leben anderer drängt. Als ich noch Super Stock fuhr, sah er sich meine Rennen lieber von der Tribüne an, obwohl er einen Pass hatte. Er wurde von meinen Mechanikern immer geliebt, egal in welchem Team, weil er nicht herumstand, sich beschwerte oder jemanden belästigte... Ich habe keinen Manager oder Sponsor. Alles, was ich im Leben hatte, habe ich entweder von ihm oder meiner Mutter.»

«In 20 Jahren haben sie nie etwas für sich gekauft, sondern verkauften sogar Dinge, um meine Karriere zu unterstützen. Es ist einer der größten Wünsche in meinem Leben, es ihnen zurückzugeben.» Vielleicht wird Petrucci damit bald Erfolg haben – dank eines gebrochenen Handgelenks.

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